Das Gespräch über die Hamas-Gräuel in Israel muss aus Sicht der SPD-Opposition in der kommenden Woche nach Ende der Herbstferien Priorität an den Schulen haben. «Ich halte es für zwingend, dass wir nicht zur Tagesordnung und zu Klassenarbeiten übergehen nächste Woche», sagte SPD-Landtagsfraktionschef Jochen Ott am Donnerstag in Düsseldorf.
Er forderte Schulministerin Dorothee Feller (CDU) auf, klarzustellen, dass es mindestens in den ersten drei Tagen nach Unterrichtsbeginn Zeit für solche Gespräche gebe und die Lehrkräfte sich darum kümmerten. «Man muss kein Nahost-Experte sein», sagte Ott. Bis spätestens Samstag müsse dazu eine Informationsmail an die Schulen verschickt werden mit Hinweisen auf Materialien und Vorschlägen, wie das Thema am besten besprochen werden könnte.
«Das ist ein Thema, das unsere Verfassung berührt, die Menschenwürde», unterstrich Ott. «Wenn man das nicht bespricht und laufen lässt, kann das problematisch werden», warnte der SPD-Politiker.
Einige Schulen seien besonders herausgefordert – wo etwa Schüler aus Palästina mit in den Klassen säßen. NRW sei Heimat der größten jüdischen Gemeinschaft Deutschlands, stellte Ott fest. Gleichzeitig sei hier etwa jeder fünfte Schüler muslimischen Glaubens.
Die Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, hatte im Mai bei der Vorlage ihres Jahresberichts darauf hingewiesen, dass Antisemitismus an Schulen in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen habe, etwa in Form von Äußerungen und Beschimpfungen.
Die psychische Erschöpfung der Kinder und Jugendlichen und ihre Sorgen über das, was in der Welt passiere – vom Klimawandel bis zum Ukraine-Krieg – seien schon zuvor sehr groß gewesen, warnte der frühere Lehrer. «Wir können davon ausgehen, dass die Brutalität dieses Massakers bei vielen Jugendlichen auf den Smartphone-Geräten gelandet ist», sagte Ott zu den Gräueln in Israel. Vieles sei nicht für Kinderaugen geeignet und versetze auch Erwachsene in Schockstarre. Dieser nicht verarbeitete Medienkonsum führe an Schulen auch zu nicht-akzeptablem Verhalten. «Deshalb gibt es jetzt erhöhten Gesprächsbedarf.»
Auch im nordrehein-westfälischen Landtag werde, ebenso wie im Bundestag, eine gemeinsame Erklärung der Fraktionen zur Unterstützung Israels angestrebt, sagte Ott. Der terroristische Anschlag der Hamas, deren Strukturen nun zunächst zerschlagen werden müssten, dürfe aber die vernünftigen Menschen nicht von der Perspektive auf eine friedliche Lösung abbringen. «Es gibt immer auch ein Morgen.»