Spannungen in Gefängnissen: Haftanstalten sind überfüllt
Mehr Insassen, weniger Personal – Hamburgs Justizvollzugsanstalten stehen unter Druck. Laut Senatsstatistik befanden sich Ende Oktober 2.089 Menschen in Gefängnissen und 2.221 freie Plätze. Besonders schwierig ist die Situation in den Untersuchungshaftanstalten, in denen 508 männliche Gefangene an 477 Orten festgehalten werden. Selbst in der JVA Billwerder, Hamburgs größter Justizvollzugsanstalt, übersteigt die Kapazität von 643 Insassen die Kapazität von 638 Insassen. In Sozialeinrichtungen waren am 31. Oktober 170 der 171 verfügbaren Plätze belegt.
Die Straftäter müssen ihre Haftstrafen im Februar dieses Jahres antreten, da sich die Vollstreckung alternativer Haftstrafen aufgrund der Coronavirus-Pandemie verzögert hat. Dies führte zu einem Anstieg der Zahl der Gefangenen. Die Justizbehörden erklärten, dass der derzeitige Rückstand an Fällen grundsätzlich aufgelöst sei. Dennoch sagte ein Sprecher: „Die Belegungslage in einigen Hamburger Justizvollzugsanstalten ist derzeit angespannt.“ Deshalb werden geeignete Gefangene in weniger ausgelastete Anstalten verlegt. Ein weiteres Gefängnis in Bill Ward ist bezugsfertig.
Gleichzeitig weisen Justizbedienstete hohe Krankheitsraten auf. Im Juli lag die durchschnittliche Abwesenheitsquote bei 13,7 %, in Fuhlsbüttel lag sie mit 14,9 % und in der Untersuchungshaftanstalt mit 15,8 % deutlich darüber. Auf eine Kleine Anfrage des CDU-Fraktionsabgeordneten Richard Zelmark teilte der Senat mit, dass seine Stellvertreterin Karen Knaack aufgrund der Langzeiterkrankung des „Santa Claus“-Chefs am 11. Januar in den Ruhestand treten müsse. Die Führung habe er am 1. Januar übernommen.
Personalmangel belastet den Alltag der Gefangenen. Mehrere Einrichtungen und Untersuchungshaftanstalten von Bill Wade blieben im August geschlossen. Für Freizeitgruppen gebe es weitere Einschränkungen, so der Senat. Teilweise wurden auch Arzttermine verschoben.
Hamburg setzte nur wenige technisch moderne Mittel ein, um die Freiheit von Straftätern einzuschränken. Ein Sprecher des Büros sagte, seit Einführung der elektronischen Hausüberwachung am 1. Januar 2011 seien nur zehn Personen zum Tragen von Fußfesseln verpflichtet worden; derzeit seien nur zwei Personen zum Tragen von Fußfesseln verpflichtet.
Die Entwicklung der Kriminalität in Hamburg lässt keine Hoffnung auf eine Entspannung der Lage zu. Nach vorläufigen Angaben der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) ist die Gewaltkriminalität im ersten Halbjahr 2023 bundesweit um rund 17 Prozent gestiegen, in der Hansestadt sogar um 20,1 Prozent.
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Quelle: www.dpa.com