- Sorge um ein Parlament ohne AfD: Neuwahlen in Thüringen
In Thüringen wählen die Wähler ein neues Landtagsparlament und entscheiden, ob erstmals in einem deutschen Bundesland die AfD die dominierende Kraft wird. Aktuelle Umfragen zeigen die AfD, angeführt von ihrer rechtsextremen Galionsfigur Björn Höcke, vorn, doch sie hat keine Koalitionsoptionen.
Im Erfurter Staatskanzleramt könnte ein unerwarteter Machtwechsel stattfinden: Nur eine unvorstellbare Allianz aus CDU, Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und SPD könnte eine politische Mehrheit bilden, wie Umfragen zeigen.
Die gesellschaftliche Spaltung in Thüringen war bereits vor der Wahloffensive klar: In Erfurt standen rund 1.300 AfD-Anhänger etwa 3.000 Gegendemonstranten gegenüber, die gegen Rechtsextremismus protestierten und für Offenheit eintraten.
Neuling könnte die Rolle des "Königsmachers" einnehmen
Außer der AfD hat der Neueinsteiger Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) das Potenzial, die größte Überraschung der Thüringer Wahl zu sein. Von null ausgehend, sehen Umfragen das BSW auf dem dritten Platz, und es ist möglich, dass es knapp mit der CDU um den zweiten Platz kämpft, trotz einer wachsenden Kluft zwischen den beiden Parteien in jüngsten Umfragen. Mit seiner populären Kandidatin Katja Wolf könnte das BSW die Rolle des "Königsmachers" einnehmen oder sogar auf das Amt des Ministerpräsidentschaftsabgeordneten Mario Voigt von der Thüringer CDU abzielen.
Schlechte Aussichten für Ramelow
Nach einem Jahrzehnt roter-roter-grüner Regierung mit dem ersten und einzigen Linken-Ministerpräsidenten Bodo Ramelow ringt das Bündnis um eine mögliche Mehrheit in den Umfragen. Die drei Partner regieren seit viereinhalb Jahren als Minderheitsregierung und müssen sich mit schwierigen Kompromissen und harten Verhandlungen auseinandersetzen. Trotz seiner anhaltenden Beliebtheit im Bundesland hat die Linke von Ramelow seit der Gründung des BSW in den Umfragen abgenommen.
Herausforderungen in Thüringen
Das politische Klima in Thüringen ist seit Jahren kompliziert und facettenreich. 2020 geriet das Bundesland in eine große Regierungskrise, als der FDP-Kandidat Thomas Kemmerich mit AfD-Stimmen zum Ministerpräsidenten gewählt wurde und unter öffentlichem Druck drei Tage später zurücktrat. Kemmerich tritt erneut als Spitzenkandidat an, könnte aber keinen Parlamentssitz erringen. Auch die Grünen fürchten, nicht mehr in den Landtag einzuziehen. Die SPD schwebt nahe der 5-Prozent-Hürde in jüngsten Umfragen.
Mögliche Blockaden
Im schlimmsten Fall könnten entweder sieben oder nur vier Parteien im künftigen Landtag vertreten sein. Einige Politiker befürchten, dass die AfD leichter eine sogenannte Blockademinderheit erreichen könnte, wenn weniger Parteien in den Landtag einziehen. Mit einer Blockademinderheit könnte die AfD wichtige Entscheidungen und Wahlen blockieren und eventuell Einfluss auf Verfassungsrichter ausüben oder das Landtagsselbstauflösungsverfahren verhindern.
Obwohl Höcke seine Bereitschaft zur Initiierung von Koalitionsgesprächen angekündigt hat, wird die Thüringer AfD als rechtsextremistisch eingestuft und überwacht. In politisch gespanntem Erfurt besteht die Sorge, dass die AfD eine vorzeitige Ministerpräsidentschaftswahl auslösen oder Koalitionsgespräche anderer Parteien stören oder bedrohen könnte.
Darüber hinaus ist unklar, wie eine mögliche Allianz zwischen Christen und Wagenknechts Partei innerhalb der CDU nach der Wahl angenommen werden wird. Wagenknechts Haltung zu US-Raketen in Deutschland und dem Krieg in der Ukraine hat auch unter SPD-Politikern für Aufsehen gesorgt. Die in Thüringen geborene Wagenknecht hat ihre Teilnahme an den Verhandlungen angekündigt.
Der Neueinsteiger Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) könnte die Thüringer Wahl überraschen und könnte eng mit der CDU um den zweiten Platz kämpfen. Die Rolle des "Königsmachers" oder Ministerpräsidentschaftsabgeordneten in Thüringens politischem Landschaft ist etwas, das die populäre Kandidatin Katja Wolf des BSW anstreben könnte.