- Solingen: Die Strafverfolgungsbehörden bleiben besonders wachsam
In Niedersachsen und Bremen werden nach einem tödlichen Messerangriff in Solingen erhöhte Sicherheitsmaßnahmen für Großveranstaltungen neu bewertet. "Wir sind in erhöhter Alarmbereitschaft, insbesondere seit den Hamas-Terroranschlägen in Israel", sagte die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens (SPD). Die Polizei sei "besonders wachsam" und setze Sicherheitsmaßnahmen bei Großveranstaltungen auf Basis der eigenen Einschätzung um, unter Berücksichtigung von Informationen auf nationaler Ebene.
"Wir prüfen vor allem eine Aufstockung des Polizeieinsatzes bei gut besuchten Veranstaltungen", sagte die Ministerin. "Leider ist es für Sicherheitsbehörden schwierig, Anschläge von Einzeltätern im Voraus vorherzusehen."
Niedersachsen denkt über die Ausweitung von "messersicheren Zonen" nach. Das Innenministerium hat eine "Kombination von Maßnahmen" favorisiert: weniger Messer, mehr Prävention und mehr Kontrollen. Es führt konstruktive Gespräche mit großen Städten und Polizeidienststellen über die Einrichtung und Ausweitung von messersicheren Zonen. Niedersachsen hat auch vorgeschlagen, die Bundesmesserregelungen im Bundesrat zu verschärfen, einschließlich Verbote bestimmter Messer und ein generelles Verbot von Springmessern.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Sebastian Lechner äußerte sich zu den Verschärfungen der Messerverbote: "Niemand braucht Messer in der Öffentlichkeit außer zu beruflichen Zwecken. Aber es ist auch klar, dass Täter immer Wege finden werden, ihre Taten auszuführen, und dabei alle verfügbaren Ressourcen nutzen werden. Daher ist Abschreckung entscheidend, um der Polizei und dem Verfassungsschutz mehr Macht zu geben."
Bei einem Stadtfest in Solingen starben am Freitagabend drei Menschen und acht wurden verletzt, vier davon schwer. Der mutmaßliche Täter, ein 26-jähriger Syrer, ist nun in Haft. Die Bundesanwaltschaft untersucht ihn wegen Mordes und Verbindungen zur Terrororganisation Islamischer Staat (IS).
In Bremen hat das Innenministerium angekündigt, die Eingangskontrollen beim Freimarkt, der am 18. Oktober beginnt, zu verschärfen. Dies soll dazu beitragen, das Verbot von Waffen, Glasflaschen und gefährlichen Gegenständen durchzusetzen. Das Ministerium denkt auch darüber nach, die Videoüberwachung in den Eingangsbereichen und Hauptwegen auszudehnen.
Die Polizeipräsenz auf dem Vegesacker Markt wird ab diesem Freitag erhöht, wie das Innenministerium mitteilte. "Es gibt jedoch keine Hinweise auf konkrete Bedrohungen in Bremen oder Bremerhaven."
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat während seines Besuchs in Solingen angekündigt, die Messergebrauchsregelungen zu verschärfen. "Das ist lobenswert und praktischer als die Einrichtung zahlreicher messersicherer Zonen", sagte das Bremer Innenministerium. "Trotzdem ist eine weitere messersichere Zone rund um den Mayor-Koschnick-Platz in Bremen geplant, bis eine umfassendere Regelung in Kraft tritt."
Der Senat wird sich in den nächsten Tagen oder Wochen mit dieser Frage befassen. Das Mitführen von Waffen ist bereits nachts im Bremer Hauptbahnhof sowie in den Stadtteilen Ostertor und Steintor verboten.
In Oldenburg, wo ein dreitägiges Stadtfest am Donnerstag beginnt, wurde die Sicherheitsstrategie bereits vor dem Vorfall in Solingen angepasst. "Wir haben unsere Beteiligung in Bezug auf Personal, Taktik und Technik erhöht", sagte Andreas Sagehorn, Präsident der Oldenburgischen Polizei. "Leider kann absolute Sicherheit nicht garantiert werden - aber wir werden alles tun, um das Stadtfest in Oldenburg in diesem Jahr sicherer zu gestalten."