- So trennen sie Freundschaft und Arbeit.
Anke Engelke (58) und Bastian Pastewka (52) werden erstmals in einer fiktionalen Serie ab dem 15. August auf Prime Video zu sehen sein. "Perfekt verpasst" ist ihre erste Zusammenarbeit, in der sie die Singles Maria und Ralf spielen, die in der Kleinstadt Marburg leben und sich trotz ihrer perfekten Übereinstimmung nie getroffen haben. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news sprechen die beiden Schauspieler darüber, wie die Idee für die Serie entstand und warum Marburg der perfekte Drehort war. Sie verraten auch, wie es war, ein scheinbar verliebtes Paar zu spielen, und ob sie in Zukunft erneut zusammenarbeiten werden.
Was war beim Arbeiten an eurer ersten fiktionalen Serie anders als bei euren bisherigen Zusammenarbeit?
Anke Engelke: Wir wurden ja schon in kleineren Formaten zusammen gesehen, zum Beispiel als ich bei "Pastewka" zu Gast war oder Bastian bei "Ladykracher", und natürlich gehörten wir auch zum Ensemble der "Wochenshow" in den späten 90ern. Aber in diesen Formaten wurden keine dramatischen Handlungsbögen für uns entworfen. Bei Wolfgang und Anneliese haben wir hin und wieder Backstories für ihre Vergangenheit und Karriere erfunden, aber es gab nie eine komplexe Handlung. Der wesentliche Unterschied diesmal ist, dass wir wirklich eine Geschichte erzählen wollten.
Wie entstand die Idee für die Serie?
Engelke: Im Oktober 2020 mieteten Bastian und ich einen Konferenzraum - mit maximalem Abstand aufgrund der Pandemie. Wir fragten uns: "Was haben wir bisher zusammen gemacht und was würden wir gerne wieder zusammen machen?" Das "wieder" verschwand: "Was würden wir gerne zusammen machen?" Wir waren ja schon lustig zusammen, also suchten wir nach anderen Genres, die uns interessieren. Basti schaut mehr Krimi oder Science-Fiction, was mich weniger interessiert. Am Ende entschieden wir uns dafür, dass Liebe das Thema sein sollte. Dann hatte Basti die geniale Idee: "Was, wenn sie sich nicht treffen, was, wenn sie sich nicht kennen?"
Bastian Pastewka: Und Anke sagte: "Wir nennen die Serie 'Never ever'." Das war unser Arbeitstitel. Wir ließen ein paar Wochen verstreichen, trafen uns wieder und stellten fest, dass wir beide von dieser Idee begeistert waren. Dann ging es darum, wer wir sind, wo diese Charaktere leben. Marburg als Schauplatz war sofort klar.
Warum Marburg?
Pastewka: Marburg hat eine Altstadt, die mit zwei Aufzügen erreichbar ist. Ich hatte dieses Bild im Kopf, wie sich die Aufzugkabinen mit unseren Charakteren darin aneinander vorbeibewegen.
Engelke: Der malerische Charme von Marburg hat dich auch angelockt, ich kannte die Stadt vorher nicht. Für die Serie war wichtig, dass es keine Großstadt ist. Nicht weil wir Berlin, München, Hamburg und Köln kennen und alles schon dort gedreht zu sein scheint, sondern auch weil es darum ging: Wo spielt das alltägliche Leben statt? Die meisten Menschen in Deutschland leben nicht in Großstädten, und wir wollten das erkunden.
Pastewka: Das Spannende ist auch, wie unwahrscheinlich es ist, dass sich zwei Menschen in dieser kleinen Stadt mit ihren kleinen Fachwerkhäusern nicht begegnen. Es ist klar, dass man einen Sportladen oder eine Buchhandlung nicht übersehen kann. Also haben wir eine große Unwahrscheinlichkeitsgleichung aufgestellt und ein kleines narratives Puzzle gebaut. Es gibt keine Szene, die für sich interessant ist, aber jede hat eine Verbindung: Maria und Ralf haben eine gemeinsame Freundesgruppe, ohne es zu wissen. Jochen zum Beispiel ist Marias Vaterpfleger und auch Ralfs bester Freund. Wir haben viel am Anfang gepflanzt, was wir später ernten konnten.
Wie waren dann die Dreharbeiten in der Stadt?
Pastewka: Wir möchten uns bei den Leuten von der Marburger Stadtverwaltung bedanken, die Straßen für uns sperren mussten, Ankündigungen aufhängen oder sogar den Rummel aus unserer ersten Episode extra für uns aufbauen mussten. Sie sind weit über ihre Pflicht hinausgegangen und es war viel Verantwortung und Logistik involved.
Engelke: Wir haben viel gedreht und haben viel Erfahrung unter dem Gürtel, aber ich habe noch nie etwas Vergleichbares gesehen. Eine wunderbare Kollegin von der Marburger Stadtverwaltung wusste wirklich Bescheid und wusste genau, was wann gesperrt werden musste und wann wir mit unseren zehn Anhängern ankamen. Es ist unglaublich, wie viel Enthusiasmus, Herz, Verständnis, Geduld und Kompetenz wir begegnet sind. Ich würde mich freuen, wenn Leute die Serie wegen der Stadt besuchen wollten.
Was war euch an euren beiden Charakteren, Maria und Ralf, wichtig?
Pastewka: Wir mochten, dass die Charaktere viel Geschichte haben und plötzlich einen frischen Start erleben. Maria erkennt, dass sie einige Chancen verpasst hat, wie das Schreiben eines Buches oder das Auflösen eines Konflikts mit ihrer Rivalin, und sie hat auch ein Liebesdreieck am Laufen. Ralf hat zwei Töchter und geht durch eine Scheidung. Wir haben auch eine ganze Welt von Charakteren gebaut, da dies keine Serie ist, die nur Engelke und Pastewka in den Mittelpunkt stellt, sondern eine Ensemble-Serie. Jeder Charakter hat seine Rolle, sogar der Scheidungsanwalt aus der ersten Episode, der später wieder auftaucht.
War es für euch lustig, ein scheinbar verliebtes Paar zu spielen?
Engelke: Überhaupt nicht. Wir können unsere Freundschaft von der Tatsache trennen, dass wir in der Serie ein Paar spielen. Ich machte mir eher Sorgen, in einer so verantwortungsvollen Position zu sein. Wir waren Teil des Produzententeams und saßen im Schreibraum. Ich dachte manchmal: "Oh Gott, ich mache etwas, wofür ich eigentlich nicht qualifiziert bin." (lacht)
Ihr beide macht euch oft gegenseitig zum Lachen. Wie schwierig war es, ernst zu bleiben?
Engelke: Das war gar nicht schwierig. Wir können unsere Freundschaft von der Tatsache trennen, dass wir in der Serie ein Paar spielen. Ich machte mir eher Sorgen, in einer so verantwortungsvollen Position zu sein. Wir waren Teil des Produzententeams und saßen im Schreibraum. Ich dachte manchmal: "Oh Gott, ich mache etwas, wofür ich eigentlich nicht qualifiziert bin." (lacht)
Engelke: Es gibt genug Menschen auf dem Set, die es nicht lustig finden würden, wenn wir herumalbern und alles aufhalten. Vieles ist choreographiert, und wir haben keine Zeit, weil zum Beispiel das Licht gleich wechselt oder ein Gewitter naht.
Pastewka: Jede Szene hat einen Zweck und passt ins Puzzle. Wir hatten nicht die Zeit oder den Wunsch, allzu viel zu experimentieren oder unsere Charaktere zu verlassen. Wir dienen dem Stück, darum geht es bei dieser spezifischen Serie.
Engelke: Darauf haben wir wirklich geachtet. Wir hatten ein großartiges Team, das nicht sagen würde: "Könntet ihr bitte schneller machen oder die Witze etwas drosseln?" Sie würden sich das nicht trauen, weil sie uns lustig finden, was ich ihnen nicht verüble. (lacht)
Habt ihr während der Dreharbeiten etwas Neues über euch gelernt?
Engelke: Ich habe gelernt, dass Basti ein guter Regisseur sein kann. Er hat ein gutes Auge und ein großartiges Gespür für Timing und Dramaturgie. Er sieht, wie sich die Charaktere entwickeln. In der Writer's Room habe ich bemerkt, wie er schon das Ende einer Szene im Sinn hat, wenn er sie entwickelt. Das habe ich noch nie bei ihm gesehen. Diese Bögen, die habe ich nicht ganz hinbekommen. Auf dem Set bin ich mehr ein Moment-Person. Ich will etwas in diesem Moment fühlen und dann kann ich es spielen.
Pastewka: Anke ist viel mutiger. Sie übernimmt komplexe Aufgaben sofort. Sie ist die Erste, die sagt: "Das klingt total anstrengend. Wann geht's los?" Und sie ist unglaublich penibel in ihrer Charakterentwicklung. In "Perfekt verpasst" waren ihre wilden Haare und der Nasenstecker entscheidend.
Engelke: Ich brauche eine Biografie wie die und muss die Geschichte erzählen, ohne zu verbalisieren, was die Vergangenheit der Rolle gewesen sein könnte. Ich will eine Projektionsfläche sein. Ich will, dass die Leute auf mich projizieren und sagen: "Ja, ich kenne solche Menschen, ich war einmal wild und ein bisschen verrückt."
Pastewka: Leider ist das bei mir nicht möglich, weil ich nur dieses eine Gesicht habe (lacht). Zumindest haben wir dieses Mal beschlossen, dass ich least einen Bart bekomme. Mein Wunsch nach einer Brille wurde von unserer Kameraperspektive wegen Reflexionen abgelehnt. Aber ich bin dankbar, dass ich mir nicht jeden Tag eine neue Frisur oder ein Nasenpiercing zulegen musste. Ich bin einfach in meine Sportweste geschlüpft.
Und was habt ihr gemeinsam bei der Arbeit?
Engelke: Es ist bekannt, dass wir beide Perfektionisten sind, was oft als unangenehm rüberkommt, wie in 'LOL', wo sie gesagt haben: "Was haben sie vorbereitet?" Freigeister wie Teddy oder Kurt Krömer haben nichts in den Taschen und ziehen trotzdem etwas heraus, das ist die Ungerechtigkeit der Welt, wie talentiert sie sind. Wir müssen proben, bis es stimmt.
Pastewka: Ich glaube, dass die Leute manchmal sagen, wir könnten schwierig sein. Ich verteidige mich damit, dass es immer im Dienste des Projekts ist.
Eine fiktive Serie ist nun abgeschlossen. Welche gemeinsamen Projekte könnt ihr euch vorstellen, vielleicht einen Podcast?
Engelke: Wir sind beide schon abbastanza beschäftigt mit Podcasts.
Pastewka: Im Moment ist es einfach nur schön, diese Serie zu haben, dass es unmöglich ist, direkt ein weiteres "Untitled Engelke-Pastewka-Project" zu pushen.
Engelke: Was sicher ist, wir werden unseren Blick nicht verengen und nur eine Rolle spielen. Stattdessen werden wir unsere Optionen offenhalten und sehen, was die Leute uns kreativ vertrauen. Basti hat in letzter Zeit Dinge gemacht, die er vor zwei Jahren wahrscheinlich nicht für möglich gehalten hätte, und bei mir hat sich auch viel verändert, nicht weil ich in einem Interview gesagt habe, was ich gerne spielen würde.
Würdet ihr ein erfolgreiches Duo wie Jenny und Mel oder Wolfgang und Anneliese wiederbeleben?
Engelke: Wir verpflichten uns nicht dazu. Ich glaube, wir werden sagen: Nicht jetzt, aber wer weiß, vielleicht irgendwann? Kurz vor 'LOL' haben wir auch gedacht: Was ist mit Wolfgang und Anneliese? Aber sie sind nie wirklich weg, sie haben ihr eigenes Leben.
Pastewka: Du hast sie immer noch in deinem Körper, du kannst einfach umschalten: Servus, wie geht's!
Engelke: In der Vergangenheit haben Bastian und ich in verschiedenen Formaten zusammengearbeitet, wie Gastauftritte in unseren Shows oder als Teil der "Wochenshow"-Ensemble in den späten 90ern. Allerdings hatten diese Zusammenarbeit nicht die Entwicklung komplexer Narrative wie in unserem aktuellen Projekt.
Pastewka: Wenn wir auf unsere vergangenen Zusammenarbeit zurückblicken, erkennen wir, dass die 90er ein wichtiger Zeitraum für uns waren. Wir beide hatten vielversprechende Karrieren und waren Teil erfolgreicher Comedy-Shows zu dieser Zeit. Es ist interessant zu sehen, wie sich unsere Wege seitdem entwickelt haben und wie wir nun wieder in dieser fiktiven Serie in Marburg zusammenarbeiten.