Bildung - Schulsenator Rabe über Pizza-Ergebnisse: Das war zu erwarten
Mathematik, Lesen, Naturwissenschaften – in diesen Bereichen werden junge Menschen in Deutschland im Rahmen ihres Studiums in Pisa im Jahr 2022 die niedrigsten Noten aller Zeiten in der Bundesrepublik erhalten. Der Hamburger Schulsenator Thys Rabe war nicht überrascht. „Die Ergebnisse waren vorhersehbar. Die Gründe dafür müssen wir letztlich in der öffentlichen Diskussion klären“, sagte der SPD-Politiker.
Alle Studien zum Stand des Lernens nach 2020 zeigen, dass längere Schulschließungen und Unterrichtseinschränkungen während der Pandemie in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern zu gravierenden Lerndefiziten geführt haben. „Außerdem kam es vor allem in Deutschland zu erheblichen Veränderungen in der Studierendenschaft: Die Zahl der Kinder aus bildungsfernen Familien ist deutlich gestiegen.“
Studien zeigen, dass die Zahl der Kinder mit Migrationshintergrund in Deutschland seit 2002 um etwa 50 % gestiegen ist. Weniger als die Hälfte spricht zu Hause Deutsch. In diesem Zusammenhang verwies der Schulsenator auf die Erfahrungen aus Hamburg: „Angesichts der Veränderungen in der Schülerschaft müssen wir mehr Zeit und Energie für das Erlernen grundlegender Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben, Hören und Mathematik aufwenden“, betonte er erklären.
Deutsche Schüler haben im vergangenen Jahr in der PISA-Studie schlechter abgeschnitten als je zuvor, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Dienstag in Berlin mit. Auch international sanken die Durchschnittsleistungen deutlich. Dies ist das erste Pizza-Zeugnis seit der Pandemie. Für die einzelnen Bundesländer Deutschlands liegen noch keine Daten vor.
Sabine Boeddinghaus, bildungspolitische Sprecherin der Hamburgischen Linkspartei, betonte, dass diese Studie erneut bestätige, dass in Deutschland ein überdurchschnittlicher Zusammenhang zwischen dem elterlichen Familienvermögen und dem Bildungsabschluss bestehe. „Wer reicher ist, bekommt bessere Qualifikationen. Die OECD stellt diese Ungerechtigkeit allgemein fest, aber in Deutschland im Besonderen scheint sie beschlossene Sache zu sein.“ Bodinghaus forderte, dass die Schulbehörden mehr für die Gleichberechtigung in der Bildung tun müssten.
Auch Anna von Troienfels-Frowen, die FDP-Abgeordnete im Hamburger Landtag, kritisierte die Schulbehörde. „Natürlich sind die COVID-bedingten Schulschließungen mit ein Grund für die extrem schlechten Ergebnisse von Pisa. Aber das ist nur die halbe Wahrheit.“ Ein wesentlicher Grund dafür sei das Scheitern der Versuche, digitalen Unterricht während der COVID-19-Pandemie anzubieten. „Dass fast drei Jahre nach dem Ausbruch des Coronavirus und dem allgemeinen Scheitern des digitalen Unterrichts in Hamburg der Schulsenator nun an nur zwölf Schulen ein digitales Experiment startet, ist zutiefst naiv.“
Lesen Sie auch:
Quelle: www.stern.de