Trotz anhaltender Querelen in der Ampel-Koalition will Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei seinem moderierenden Führungsstil bleiben. Zu Kritik, er agiere als Chef der Bundesregierung zu zurückhaltend, sagte er am Freitag bei der Veranstaltung «Augsburger Allgemeine Live»: «Die Vorstellung, man muss nur einmal sagen, das ist jetzt die Einigung, und dann sagen alle: «Genau, danke dass du es sagst, großartig, warum nicht früher», die ist ehrlicherweise ein bisschen kindisch.» Er verwies darauf, dass die Koalition von drei unterschiedlichen Parteien getragen werde und es zwischen FDP und Grünen auch kulturelle Unterschiede gebe.
Scholz kritisierte aber erneut, dass Konflikte in der Koalition von SPD, Grünen und FDP zu sehr über die Medien ausgetragen werden. Was er selbst anders mache als andere sei, dass er nicht jeden Journalisten darüber informiere, mit wem er wann über was rede. «Und ich wünschte mir, dass die einen oder anderen sich das mal als Vorbild nehmen und sagen: Gut, wir streiten ein Vierteljahr, aber wir geben nicht über jedes Gespräch ein Interview.» Das müsse diese Koalition hinkriegen. «Und ich denke, es pendelt sich dahin, aber es pendelt immer noch, wie wir gerade merken», sagte Scholz mit Blick auf den jüngsten Streit um das von Familienministerin Lisa Paus (Grüne) blockierte Wachstumschancengesetz von Finanzminister Christian Lindner (FDP).
Er sei aber zuversichtlich, was die weitere Zusammenarbeit in der Koalition angehe, «weil wir die wesentlichen Punkte, über die die Unterschiede der drei Parteien zu einer gemeinsamen Politik entwickelt werden müssen, eigentlich jetzt im Blick oder fertig entschieden haben».