Stoffe aus der Abnutzung von Autoreifen können sich laut einer Laborstudie in Salat anreichern. Prinzipiell nehmen die Wurzeln der Pflanzen die Zusatzstoffe in den Reifen auf, sagt Thilo Hofmann vom Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaften der Universität Wien.
Auch wenn die in der Zeitschrift Environmental Science & Technology veröffentlichten Laborstudien nicht direkt auf Feldbedingungen übertragen werden können, gibt es Hinweise darauf, dass es hier möglicherweise erhebliche Probleme gibt. „Die Hälfte des weltweiten Mikroplastiks stammt aus dem Verschleiß von Autoreifen“, sagte Hofmann der DPA.
Zusatzstoffe sind langlebiger
Wie andere Arten von Mikroplastik enthält Verschleißstoffe Zusatzstoffe, sogenannte Additive, die bestimmte Eigenschaften verleihen sollen, z. B. eine bessere Haltbarkeit. Einige dieser Chemikalien gelten als hochgiftig. Bei Regen beispielsweise werden Partikel von Reifen in Kläranlagen geschwemmt, wo der anfallende Klärschlamm oft als Felddünger verwendet wird, erklärte Hofmann. Dies ist gängige Praxis in Ländern wie Deutschland, Österreich, Israel, den Vereinigten Staaten und Kanada. Die Düngung mit Klärschlamm hingegen ist laut den Forschern in der Schweiz verboten. Reifenabriebpartikel können laut Universität Wien auch von der Straße durch Wind und Abwasser auf Ackerland gelangen. Laut einer Studie werden allein durch Klärschlamm jährlich zwischen 1.400 und 2.800 Tonnen Reifenabrieb auf deutschen Ackerflächen abgelagert.
Warum Lachse sterben
In der Studie wurden sechs Substanzen untersucht. Einer der Zusatzstoffe namens 6PPD soll laut Hoffman für fast alle Todesfälle von Lachsen in bestimmten Abschnitten der US-Nordwestküste verantwortlich sein. Abgefahrene Reifen können beispielsweise bei Regen ins Wasser gespült werden. Ob und wie stark die in Laborstudien untersuchten Substanzen für den Menschen toxisch sind, ist nicht abschließend geklärt. Die Forscher identifizierten auch Substanzen, die durch aufgenommene Chemikalien produziert werden, wenn der Salat metabolisiert. Darin hieß es, es handele sich um eine bisher unbeschriebene Verbindung mit unbekannter Toxizität.
Inwieweit die identifizierten Prozesse auch im Freien Auswirkungen haben und inwieweit sie Risiken für Menschen und andere Organismen darstellen, bedarf weiterer Analyse. Unabhängig davon gibt es Gründe, die Industrie zu drängen, nach umweltfreundlicheren Additiven in Reifen zu suchen, sagte Hofmann.