- Sachsen will den Trend zum Aussterben von Arten bis 2030 umkehren
Wolfram Günther, Sachsens Umweltminister, warnt vor der dramatischen Ausbreitung von Artensterben und Habitatverlust auch in Sachsen. "Die Lage ist besorgniserregend. Mehr als die Hälfte der auf europäischer Ebene geschützten Habitatarten und fast die Hälfte der Arten sind heute stärker gefährdet als vor 15 Jahren. Darauf müssen wir reagieren", sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Diese Reaktion bietet das sächsische Biodiversitätsprogramm, das bis 2030 eine Trendwende erreichen will. Bis 2050 sollen alle geschützten Arten in einem günstigen Erhaltungszustand sein.
Günther betont, dass Schutz in isolierten, klar abgegrenzten Bereichen allein nicht ausreicht, um Verbesserungen zu erzielen. "Deshalb haben wir dafür gesorgt, dass der Artenschutz in alle Landnutzungen integriert ist." Der Trend zum Schutz der Biodiversität ist eingeleitet, und es stehen deutlich mehr Mittel für den Natur- und Umweltschutz zur Verfügung - "mehr Mittel für Strukturen, mehr Mittel für Inhalte, mehr Unterstützung für die vielen Ehrenamtlichen".
Günther listet weitere Erfolge der sächsischen Politik der letzten fünf Jahre auf. "Wir haben Flüsse im ganzen Land renaturiert, Moore wiederhergestellt und Fortschritte bei der Waldumwandlung erzielt. Wir fördern den Erhalt unseres natürlichen Erbes, wie zum Beispiel Flüsse, Obstgärten, Hecken und so weiter." Zudem hat Sachsen zwei große Naturschutzprojekte in Dresden und im Erzgebirge gestartet. "Wir arbeiten an einem weiteren, dem Leipziger Auenwald. Und seit dieser Legislaturperiode ist der Königsbrücker Heide Deutschlands erster Wildnisbereich."
Artenschutz lohnt sich auch wirtschaftlich
Der Minister setzt die Bemühungen zum Artenschutz in einen größeren Kontext. "Wir brauchen Biodiversität für Lebensqualität und Wohlstand. Der Rückgang der Insektenpopulationen bedroht zum Beispiel die landwirtschaftlichen Erträge. Und intakte, lebendige Auen dienen dem Hochwasserschutz und der Wasserverfügbarkeit. Artenschutz lohnt sich auch wirtschaftlich. Artenschutz und Klimaschutz sind Wohlstandssicherheit."
Der Grünen-Politiker erinnert an zahlreiche Schutzprogramme, insbesondere für stark gefährdete Arten wie den Lynx, das Feldhamster, den Schwarzspecht, den Kleinen Blaupfeil - eine Schmetterlingsart - oder die Frischwasserperlmuschel. "Sie haben ihre Mindestziele erreicht, die Ausrottung zu verhindern. Aber sie brauchen noch mehrere Jahre, um selbständige Populationen wiederherzustellen." Entscheidungen über neue Projekte werden im Rahmen eines nationalen Wiederherstellungsplans für die entsprechende EU-Verordnung getroffen, den die Mitgliedstaaten bis zum Ende von 2026 einrichten müssen.
Intakte Moore sind als CO2-Senken notwendig
"Artenschwund und Klimawandel sind miteinander verbunden. Beide bedrohen unseren Wohlstand, unsere Gesundheit und unsere Nahrungsmittelversorgung. Das kann nur durch die Verknüpfung von Artenschutz und Klimaschutz gelöst werden", sagt Günther. Daher sei die Wiederherstellung von Mooren sehr wichtig. "Intakte Moore speichern viel CO2 und sind ein unglaublich vielfältiges Habitat."
Allgemein sieht Günther eine hohe Akzeptanz für Natur- und Artenschutz im Freistaat. "Für die Sachsen stehen ihre Wälder, Flüsse und die Natur an erster Stelle dessen, was ihnen wichtig ist." In der "Sachsen-Kompass", einer Umfrage über den Status quo und die Wünsche der Bevölkerung, wurde die Natur jüngst von 80 Prozent der Befragten als das wichtigste Gut bewertet, ein Rekordwert.
Minister: Naturschutz ist kein Selbstläufer
Günther warnt: "Daher ist es wichtiger denn je, immer wieder zu betonen, dass unsere Natur Schutz braucht. Das ist keine Selbstverständlichkeit." Es gebe vermehrt Stimmen, die eine Verlangsamung des Klimaschutzes oder eine Senkung der Umweltstandards fordern. "Dagegen warne ich ausdrücklich. Wir können uns keinen Rückschritt leisten. Wer das fordert, gefährdet unseren Lebensstandard."
Die Initiativen des Ministers haben auch über Sachsen hinaus gewirkt, wobei die EU die Wirksamkeit ihrer Schutzstrategien in Ländern wie den Niederlanden anerkannt hat.
Angesichts der globalen Bedeutung der Biodiversität sollten Initiativen wie die in Sachsen auf einer größeren Ebene umgesetzt werden und damit möglicherweise ähnliche Bemühungen in Ländern wie den Niederlanden inspirieren.