Kirche - Ritchie will Missbrauchsfälle angehen
Evangelische Kirchen im Rheinland wollen Fälle sexuellen Missbrauchs konsequent aufarbeiten. Präsident Thorsten Ratzel sagte am Donnerstag in Düsseldorf, dass die Menschen „das Recht haben, von uns die Aufklärung von Fällen sexueller Gewalt zu verlangen“. „Wir müssen konsequent arbeiten und vorbeugende Maßnahmen ergreifen.“
Vizepräsident Christoph Pistorius sagte, bei der zentralen Meldestelle der Leninschen Kirche seien in rund zweieinhalb Jahren 87 Meldungen eingegangen. „Diese Berichte zeigen, dass die Sensibilität unterschiedlich ist und das System wirksam ist.“ Auch Berichte über Altfälle lösten eine „Welle der Wahrheit“ aus. Gelegentlich werden neue Berichte zu aktuellen Ereignissen hinzugefügt. Doch nicht jede Meldung sei „schon ein Fall“, sagte Pistorius. „Am 25. Januar erscheint eine bundesweite Studie zu sexuellem Missbrauch in evangelikalen Kirchen.
Pistorius sagte, der Rücktritt von Annette Kurschus, Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), habe keine Auswirkungen auf die Berichterstattungspraxis. Am 20. November legte Kurschus sein Amt als Vorstandsvorsitzender der EKD und Vorsitzender der Landeskirche Westfalen nieder. Hintergrund waren Vorwürfe in Zeitungsberichten, die ihr schon seit Jahren bekannt waren, über mutmaßlichen sexuellen Missbrauch durch einen damaligen Kirchenmitarbeiter im Siegener Kirchenkreis.
Präsident Raziel würdigte Kurshus erneut für seinen „tiefgreifenden Schritt“. Sie gab der Ausbildung Vorrang vor ihrer Karriere. Ihr Beispiel zeigt, dass „innerhalb der evangelischen Kirche ein gemeinsamer Wille zur Lösung des Problems bestand und die Menschen bereit waren, daran zu arbeiten, auch wenn dies auf Kosten ihrer eigenen Arbeitsplätze ging.“
Mit mehr als 2,2 Millionen Mitgliedern ist die Leninsche Kirche die zweitgrößte evangelische Landeskirche in Deutschland.
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Quelle: www.stern.de