Was genau die am Mittwoch im Vatikan eröffnete Bischofssynode bewirken soll, ist allen Beteiligten unklar. Eines sei aber sicher, so Koordinator Jean-Claude Hollerich: Kirchenversammlungen sollten nicht nach deutscher Art ablaufen.
Weil dieser deutsche Ansatz zu „konfrontativ“ ist und Auswirkungen auf die Mitglieder hat. „Es ist sehr unhöflich, aus anderen Kulturkreisen, zum Beispiel aus Asien, zu kommen“, erklärte der Erzbischof von Luxemburg im Juni in Rom. Was Deutsche angeht, so seine Erfahrung: „Wenn sie diskutieren, werden sie wütend und aufgeregt.“
Hollerich ist in Vianden an der deutschen Grenze aufgewachsen und spricht sehr gut Deutsch. , und versteht sich gut miteinander. Deshalb hätten die Nachbarn ihre Situation wirklich verstehen und ihre Mentalität sofort erklären müssen: Die Härte der Deutschen sei eine Reaktion auf den Nationalsozialismus, die nur durch ihr Schweigen möglich sei. Die daraus zu ziehende Lektion besteht darin, dass die Deutschen seit Kriegsende auf die nackte Wahrheit vertraut haben.
Die Synode als Mitentscheidungsprojekt
Hollerich, dessen offizieller Titel „Generalverbindungsmann zur Bischofssynode“ lautet, gilt wie die Jesuiten als enger Vertrauter des Papstes ein katholischer Priester. Der 65-jährige Kardinal gilt inzwischen sogar selbst als „papàbile“, also als möglicher Kandidat für das Papstamt.
Papst Franziskus wirbt für die Synode als wichtige gemeinsame Sache. Beschließt das Projekt. 365 Im Oktober werden stimmberechtigte Mitglieder teilnehmen. Während die überwiegende Mehrheit von ihnen Bischöfe sind, gibt es auch andere Geistliche und Laien – Laien. 54 Frauen werden auch als stimmberechtigte Mitglieder an der Abstimmung teilnehmen, was in der katholischen Kirche am häufigsten vorkommt Das ist das erste Mal in der Geschichte. Darüber hinaus durften einige Experten nicht abstimmen.
Dass der Papst den Dialog mit den Gläubigen sucht, wird in der Kirche positiv gesehen. Einige befürchten jedoch, dass dies am Ende der Fall ist Es handelt sich lediglich um Themen, die miteinander sprechen – aber letztlich keiner Regelung unterliegen sollten. Die Deutsche Bischofskonferenz kritisierte das Arbeitsdokument, das den Beratungen zugrunde lag, als zu vage.
Global Dringende Themen wie die Stellung der Frau in der Kirche oder die katholische Lehre zur Sexualität Die Weiterentwicklung der Kirche wird weltweit zu einem drängenden Thema. Den Überlegungen wird nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt: „Diese Themen sind dringend und können nicht zu lange hinausgezögert werden.“ „Die bischöfliche Kirche“, sagen die deutschen Bischöfe.
Sie sind auch der bischöfliche Weg Fragen zum Reformprozess, den die deutschen Katholiken 2019 inmitten eines Missbrauchsskandals eingeleitet hatten. Im März dieses Jahres wurde der Prozess zunächst gestartet abgeschlossen und eine Reihe von Reformvorschlägen gemacht. Segenszeremonien für schwule Paare sollen künftig offiziell möglich sein.
Deutschlands Synodenweg ist „kein Modell“
Der Vatikan reagierte besonders Auch die Nummer zwei hinter dem Papst, Staatssekretär Pietro Parolin, stand diesem Schritt negativ gegenüber. Auch der Kardinal zeigte sich verärgert und meinte, dass die deutsche Kirche nichts beschließen könne, was die Weltkirche betreffe. Hinter den Mauern des Vatikans sei das Vorgehen der Deutschen generell Als zu gewagt empfunden.
Hollerich betonte auch immer wieder, dass der bischöfliche Weg in Deutschland „kein Vorbild für die Synode“ sei: „Die beiden Initiativen sind sehr, sehr unterschiedlich. „Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, sagte in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur, dass dieser Schritt „nicht hilfreich“ sei: „Natürlich ist die Synode in Rom anders als die Synode in Deutschland. Anders“, sagte Bischof Limburg. „Aber es ist eine gute Sache, unterschiedliche Formate zu haben. „
„Eine Synode über eine Synode“
Hollerich betonte kürzlich im Podcast „Himmelklar“, dass die Weltsynode „keine Synode“ über die Ordination von Geistlichen, Diakoninnen, sei Ordination, (…) es gibt keine Synode zur Homosexualität“. Aber was ist das? Seine Antwort: „Es ist ein Treffen über eine Synode.“ Das klang nicht konkret.
Alles, was Hollerich am Ende des Treffens Ende Oktober wollte, war ein „kurzes Dokument“, eine „Roadmap“, wie es von nun an weitergehen soll. Denn nach der Synode kommt vor der Synode: Papst Franziskus hat die Synode in zwei Teile geteilt, im nächsten Herbst geht es weiter.
Bei der Deutschen Bischofskonferenz und insbesondere beim Deutschen Zentralrat herrscht dagegen unter den Katholiken – Vertretern der Laiengemeinschaft der Gläubigen – das starke Gefühl, dass die Zeit der Kirche knapp wird. Im Jahr 2022 sind in Deutschland mehr als 500.000 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten – mehr als je zuvor. Umfragen zeigen, dass die überwiegende Mehrheit der Gläubigen weitreichende Reformen wie die Öffnung des Klerus für Frauen und die Abschaffung des Zwangszölibats für Priester befürwortet. und setzte sich für ein Ende der Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Paare ein.
Hollerich will Kompromiss
Hollerich antwortete, dass viele der Praktiken, für die deutsche Katholiken kämpften und die sie sogar praktizierten, in Deutschland als Häresie angesehen würden. Länder wie Polen – als Ketzer. Die globale Kirche mit 1,2 Milliarden Mitgliedern umfasst ein breites Spektrum an Perspektiven. Um sie zusammenzuhalten, müsse man aus Sicht von Hollerich vorsichtig vorgehen.
Nach seinen eigenen Worten hinterließ die zweijährige Erfahrung des Luxemburgers in Japan einen tiefgreifenden Eindruck bei ihm. Er berichtete im Podcast, dass man im Falle eines Konflikts in Japan unbedingt auf Abstimmungen verzichten und stattdessen in Gesprächen hinter den Kulissen an Kompromissen arbeiten würde. „In Asien wird Synodalität auch als Harmonie verstanden.“
Soweit wir wissen, ist dies auch die Haltung des Papstes. Während seiner zehnjährigen Amtszeit hat Papst Franziskus viele Probleme gelöst und viele ethische Erfolge erzielt, doch die Veränderungen, die er in der Struktur der Kirche, insbesondere in der Glaubenslehre, vorgenommen hat, sind weitaus weniger dramatisch, als die Reformatoren ursprünglich gehofft hatten. Derzeit deutet alles darauf hin, dass es wie auf der Synode sein wird: Es wird viel geredet und diskutiert, aber am Ende wird man sich auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr einigen.