Postrechtsreform – Kritik von Verdi, Lob von den Sozialdemokraten
Während die Pläne zur Reform des veralteten Postgesetzes bei der Verdi-Bund auf Kritik stoßen, wird das Projekt von der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion unterstützt. Glücklicherweise werden Briefe weiterhin an allen sechs Werktagen der Woche zugestellt und am Montag nicht storniert, sagte Bundesabgeordneter Sebastian Roloff am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Als Postrechtsberichterstatter der SPD-Bundestagsfraktion wird er bei den kommenden Parlamentsverhandlungen eine zentrale Rolle spielen. Das Bundeswirtschaftsministerium hat am Freitag die Reformvorschläge veröffentlicht.
Das letzte Mal, dass die Vorschriften sofort aktualisiert wurden, war Ende der 1990er Jahre. Mittlerweile haben sich die Bedürfnisse völlig verändert: Der Paketversand war damals ein Nebengeschäft, heute ist er im Zeitalter des boomenden Online-Handels ein wichtiger Bestandteil des Alltags vieler Bürger geworden, während der Briefverkehr rapide an Bedeutung verliert. Damals waren Briefe ein weit verbreitetes Kommunikationsmittel, heute nutzt man meist E-Mail oder Chat.
Die Post sollte den Briefen mehr Zeit geben
Die Reformvorschläge tragen dieser Entwicklung Rechnung und verringern den Zeitdruck für die Post deutlich. Bisher müssen mindestens 80 % der heute verschickten Briefe am nächsten Werktag eintreffen. Künftig gilt eine solche Verpflichtung erst ab dem dritten Werktag nach Versand, dann müssen 95 % beim Empfänger eintreffen. Dadurch konnte das Bonner Unternehmen Kosten senken und die Nachtflüge, auf denen noch Briefe befördert werden, einstellen. Der Sozialdemokrat Roloff begrüßt eine Änderung der Laufzeitvorgabe. „Dadurch reduziert sich der CO2-Ausstoß des Logistikunternehmens, ganz im Sinne des Klimaschutzes.“
Allerdings schlägt die Gewerkschaft Verdi Alarm: Sie befürchtet, dass es bei der Post wegen des geringeren Zeitdrucks zu erheblichen Entlassungen kommen wird. Verdi-Vizepräsidentin Andrea Kocsis sagte am Wochenende, die Tarifbemühungen stünden vor einer „großen Bedrohung“. Der geplante Amtszeitwechsel wurde entschieden abgelehnt. „Wir fordern die Bundesregierung und den Bundestag dringend auf, das Gesetz nachzubessern.“
Der Sozialdemokrat Roloff hingegen glaubt nicht, dass die geänderten Beschäftigungsvoraussetzungen zu Arbeitsplatzverlusten führen werden. Auch wenn er kleinere Mängel im Gesetzesentwurf sieht, bewertet er das Dokument des Bundesministeriums unter Federführung des Grünen-Fraktionsvorsitzenden Robert Habeck insgesamt als positiv. Als Beispiel nannte er die Anforderungen an das Filialnetz: Der Bundestagsabgeordnete ist der Ansicht, dass es weiterhin notwendig sei, in einer Gemeinde mit 2.000 Einwohnern eine Postfiliale zu haben, was im Interesse der Menschen vor Ort sei und ein Grundstein für die Stärkung des ländlichen Raums sei.
Strengere Anforderungen an Subunternehmer
Roloff ist der Ansicht, dass die „Licht- und Schattenseiten“ des Vorschlags Paketunternehmen stärker unter Druck auf ihre Subunternehmer setzen. Das Ministerium möchte, dass die Unternehmen für Verstöße entlang der gesamten Subunternehmerkette zur Verantwortung gezogen werden, beispielsweise für Verstöße gegen den Mindestlohn. Bei der Vergabe von Unteraufträgen ist dies bislang nicht der Fall. „Bisher sind die Paketdienstleister beim Quartiersbau nicht ungeschoren davongekommen, was vielerorts zu Missbräuchen auf Kosten der Arbeitsbedingungen geführt hat“, beklagte Roloff.
Dass sich das ändern sollte, ist zu begrüßen. „Besser wäre es aber, den Einsatz von Subunternehmern in der Brief- und Paketbranche generell zu verbieten.“ Saisonale Auftragsspitzen wie das Weihnachtsgeschäft können auch durch befristete Festanstellungen abgedeckt werden, Subunternehmer sind nicht erforderlich.
Quelle: www.dpa.com