Polizei schnappt „Postkarten-Erpresser“
Seit Jahrzehnten erhalten Unternehmen Postkarten mit der Drohung, Briefbomben platzen zu lassen. Aber das Geld wurde nie übergeben und das Dynamit explodierte nie. Jetzt können wir den Autor der Karte finden.
Die Polizei hat eine Reihe von Erpressungsversuchen über einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren erfolgreich aufgedeckt. Als Tatverdächtiger wurde ein inzwischen 70-jähriger Mann identifiziert. Er soll versucht haben, das Unternehmen mit Postkarten zu erpressen. Die Polizei im bayerischen Kempten gab bekannt, dass sie gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Kempten wegen einer Reihe von Straftaten des Mannes ermittelt, der von seinem Stützpunkt im niedersächsischen Hannover aus bundesweit agierte.
Nach Angaben der Polizei sind in Deutschland seit 1992 mehr als 360 Erpressungen bekannt geworden, darunter eine, bei der ein unbekannter Erpresser per Postkarte ankündigte, dass bei Nichtzahlung eine Briefbombe explodieren würde. Anfang April erhielt ein Lebensmittelhersteller im Ostallgäu erneut eine Postkarte mit der Drohung und der Forderung von 500.000 Euro Geld. Zwei Tage später traf eine Postkarte mit dem gleichen Inhalt in einem Hotel im Oberagau ein.
In der Annahme, dass der Mann weitere Post verschickte, überwachten Beamte in Niedersachsen die Post in einem Verteilzentrum. Die Ermittler verfolgten den Verdächtigen anhand weiterer persönlicher Postkarten mit derselben Handschrift. Darauf stehen die Absenderinformationen. Die Polizei Kempten identifizierte schließlich den 70-Jährigen als Urheber der Karten. Laut Polizei und Staatsanwaltschaft wurden ihm durch DNA-Tests etwa 70 Straftaten zugeschrieben, die Ermittlungen dauern jedoch an.
Berichten zufolge hat die Polizei bei einer Durchsuchung seiner Wohnung in Hannover dringende Drohungen gegen den älteren Mann ausgesprochen. Seitdem seien keine weiteren Fälle gemeldet worden, heißt es in der Erklärung. Die Staatsanwaltschaft beantragte keinen Haftbefehl gegen den Erpressungsverdächtigen, da keine Fluchtgefahr bestehe.
Allerdings bestehen erhebliche Zweifel an der Schwere des Erpressungsversuchs. Nach Angaben der Ermittler machte der Mann nie Angaben zur Geldübergabe. „Das Motiv ist noch völlig unklar“, sagte Kemptener Kriminalhauptmann Josef Ischwang. Der Mann machte nicht nur keine Angaben dazu, wie er das Geld auf der Karte übergeben sollte. Auch nach dem Versenden der Postkarten hatte er keinen weiteren Kontakt zu den Unternehmen.
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Quelle: www.ntv.de