Fußball - Politiker und Vereine wollen gegen Stadiongewalt vorgehen
Angesichts der jüngsten Unruhen in deutschen Stadien will die Politik nicht länger tatenlos zusehen. Die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens (SPD) machte am Mittwoch bei einem Treffen mit Hannover 96-Mehrheitsgesellschafter Martin Kind und Eintracht Braunschweig-Vorsitzender Nicole Kumpis deutlich, dass die aktuelle Situation „inakzeptabel“ sei. Politiker und Vereine hoffen, das Problem durch gemeinsame Arbeitsgruppen in den Griff zu bekommen.
„Diese Entwicklung können wir nicht länger hinnehmen“, sagte Martin Kinder. Dieses Thema beschäftigt Profivereine seit Jahren. „Um ehrlich zu sein: Wir haben bisher nicht viel erreicht“, fügte der 96-Boss hinzu.
Politiker, Polizei und Vereine einigten sich darauf, gemeinsam gegen Gewalttäter vorzugehen. Kupis sprach von einem konstruktiven und sehr offenen Dialog. Darunter sollen die Einlasskontrollen verschärft und die Stadioninfrastruktur gestärkt werden. Der Vorstandsvorsitzende von Eintracht Frankfurt sagte, die Kameratechnik „lasse in vielen Stadien zu wünschen übrig“.
Die Gewerkschaft der Polizei in Niedersachsen (GdP) fordert daher, dass in Sportstätten mehr Videotechnik zum Einsatz kommt. Der GdP-Landesvorsitzende Kevin Komolka sagte der Braunschweiger Zeitung (Mittwoch), dass die Vereine insbesondere beim Ausbau der Video- und Zutrittstechnik mehr Verantwortung übernehmen müssten. Komolka forderte außerdem mehr Schulungen für das Sicherheitspersonal im Stadion.
Von Mittwoch bis Freitag beraten die Innenminister der Länder bei einem Treffen in Berlin über die jüngste Gewalt im Fußball. Da die Europameisterschaft in Deutschland nur noch wenige Monate entfernt ist, fordern Sicherheitsvertreter härtere Maßnahmen gegen gewalttätige Gruppen. Fanvertreter wiederum kritisierten, dass die Polizei zu hart gegen die Stadionzuschauer vorgehe.
„Ich bin froh, dass wir eine Task Force haben“, sagte Behrens. Es sollten Lösungen geschaffen werden, um Unruhen wie beim letzten Derby zwischen Frankfurt und Frankfurt im Jahr 1996 zu verhindern.
Beim 2:0-Derbysieg Hannovers gegen Eintracht Braunschweig Anfang November kam es nach Angaben von 96 zu zahlreichen Feuerwerksraketen aus den Fanlagern beider Mannschaften. Fans von Eintracht Frankfurt verursachten im Stadion und einem Polizisten einen Schaden von rund 150.000 Euro ernsthaft verletzt. Zu Hause kam es zu einem Handgemenge.
Dennoch scheinen Vereine manchmal machtlos gegenüber dem Verhalten einzelner Fans zu sein. Hannover musste wegen Pyrotechnik-Verstößen zuletzt 600.000 Euro an den Deutschen Fußball-Bund zahlen, Eintracht Braunschweig musste rund 300.000 Euro zahlen. „Wir müssen eine neue Kultur entwickeln, die gewaltfrei sein und möglichst wenig oder gar keine Pyrotechnik einsetzen darf“, sagte Martin Kinder.
Die Forderungen kommen daher, dass viele Spiele im deutschen Profifußball zuletzt von gewalttätigen Auseinandersetzungen überschattet wurden. Ende November waren beim Erstligaspiel zwischen Frankfurt und Stuttgart mehr als 200 Menschen verletzt worden. Vor einigen Tagen kam es beim Spiel St. Pauli gegen Hannover 96 in Hamburg zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Fans innerhalb und außerhalb des Stadions.
Nach Angaben von Innenminister Behrens beliefen sich die Personalkosten allein für den Niedersächsischen Derby-Einsatz zwischen Hannover und Braunschweig auf rund 1.000.000 Euro. Der Politiker bekräftigte am Mittwoch, dass eine Beteiligung der Vereine an den Polizeikosten weiterhin „eine Option“ sei, wenn sich die Situation nicht verbessere. Von den deutschen Bundesländern tut dies bisher nur Bremen.
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Quelle: www.stern.de