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Neuer WDR-Intendant: Vernau gewinnt "kriminelle" Wahl

Ringen um Buhrow-Nachfolge

Katrin Vernau tritt die Nachfolge von Tom Buhrow an der Spitze des WDR an.
Katrin Vernau tritt die Nachfolge von Tom Buhrow an der Spitze des WDR an.

Neuer WDR-Intendant: Vernau gewinnt "kriminelle" Wahl

Katrin Vernau ist die neue Intendantin von WDR. Die letzten Meter auf dem Weg an die Spitze des größten ARD-Instituts sind spannend: Die ehemalige Verwaltungsdirektorin von WDR ging in einem engen Rennen gegen prominente Konkurrenten an.

Corinna Blümel, Mitglied des WDR Rundfunkrates, fand die Wahl von Katrin Vernau zur neuen WDR-Intendantin "gerade etwas kriminell". Die ehemalige Verwaltungsdirektorin von WDR siegte in der spannenden Stichwahl am historischen Kölner Tanzhaus Gürzenich gegen "Tagesthemen"-Moderator Helge Fuhst. Vernau erhielt 36 Stimmen, Fuhst 18. Zuvor waren in der ersten Runde der Wahlen die beiden Konkurrenten, WDR-Programmdirektor und "Pressclub"-Moderator Jörg Schönenborn und ZDF Washington-Studioleiter Elmar Theveßen, bereits ausgeschieden.

"Ich bin etwas überwältigt", sagte Vernau nach der Wahl. Vor der Wahl war noch nicht klar, ob es einen Favoriten geben würde, denn alle vier Kandidaten hatten lange Biografien und hohe Positionen in der öffentlich-rechtlichen Rundfunkbranche bekleidet.

Keiner der Original-Vierkandidaten erreichte eine Mehrheit in der ersten Runde der Wahlen - mindestens 28 von 55 Stimmen. Deshalb war die Stichwahl ein Duell zwischen den beiden Spitzenkandidaten. Die Stimmenverteilung in der ersten Runde lautete: Vernau erhielt 17 Stimmen, Fuhst 16, Schönenborn 15, und Theveßen 7 Stimmen.

"Mut für Neues"

Die Native von Baden-Württemberg Vernau folgt Tom Buhrow, der keinen dritten Amtszeit anstrebte und am Ende des Jahres zurücktrat. Der ehemalige "Tagesthemen"-Moderator hatte 2013 nach seiner eigenen Wahl als Intendant erklärt, er werde Liebe mit sich bringen. Nun antwortete Vernau, was sie mitbringen würde: "Mut. Mut zum Wandel."

Buhrow hinterlässt große Spuren. Er reformierte das größte ARD-Sender. In den letzten Jahren gab es ein Kostensenkungsprogramm mit der Entlassung von hunderten von Stellen. Zuletzt entwarf Buhrow ein großes Bild der öffentlich-rechtlichen Rundfunklandschaft der Zukunft.

Vernau ist "eine ganz ehrliche Person", sicherte Buhrow voraus. "Sie leitet ihre Handlungen nach Prinzipien und hält an ihnen fest. Sie ist nicht nur eine Zahlenperson, sondern sie ist eine Person, die an der gesamten Mission der öffentlich-rechtlichen Rundfunkbranche interessiert ist." Der Medienminister von Nordrhein-Westfalen, Nathanael Liminski, beschrieb Vernau als erfahrenes Führungsperson.

Viel Geld, großes Druck

WDR besitzt eine besondere Machtposition innerhalb der ARD aufgrund seiner Größe. Die Einnahmen aus dem Rundfunkgebühren in dem bevölkerungsreichsten Bundesland lagen im Jahr 2023 bei rund 1,3 Milliarden Euro, mit etwa 4100 festangestellten und über 2400 freien Mitarbeitern für den Sender aktiv. Argus sollte auf die Arbeit von Vernau bei den anderen ARD-Programmdirektoren und auch beim ZDF aufmerksam bleiben. Das öffentlich-rechtliche Rundfunksektor ist derzeit unter hohem Haushalts- und Reformdruck.

"In der Präsentationsrunde vor dem Radio-Rat hatte Vernau acht Punkte vorgestellt, wie sie die staatlich geförderte ARD-Sender in die Zukunft führen will. Sie sprach sich für mehr Regionalität, mehr Mut bei den ARD-Reformen und mehr Zusammenarbeiten mit privaten Unternehmen, z.B. im Bereich künstlicher Intelligenz aus. Die notwendige Umwandlung des WDR geht deutlich über eine journalistische Aufgabe hinaus, erklärte Vernau.

Unterschiedlich zu den drei anderen Kandidaten ist die Wirtschaftswirtin Vernau nicht Journalistin ausgebildet. Ein bemerkenswertes Detail wurde während der Wahl hervorgebracht: Die Radio-Ratsmitglieder hatten keine offenen Fragen mehr für Vernau übrig - die vorgesehenen 20 Minuten Fragetime, die auf einem großen Bildschirm angezeigt wurden, wurden von der Managerin nicht genutzt.

"Ein großartiger Tag für den WDR"

Auf die Frage des Radio-Rats, warum man sie vertrauen könne, antwortete sie: "Weil ich es schon getan habe". Im Jahr 2022 wurde sie zur interimistischen Leiterin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) in einer Krise für ein Jahr gewählt. Ihre Aufgabe war als erfolgreich beschrieben worden, doch wurde sie noch zurück nach Köln geschickt. War es glücklich, weil der WDR viel größer ist als der RBB? Sie ist absolut nicht karriereorientiert, und deshalb spielt die Größe des Senders keine entscheidende Rolle, erklärte Buhrow auf ihre Seite.

Die interimistische CEO hatte die RBB innerhalb eines bemerkenswerten Tempos neu geordnet. Sie klärte intern auf, beendete das kostensprengende Projekt Digitales Medienhaus, verstärkte die interne Revision, offenbarte den drohenden Millionenscheck und ein 49-Millionen-Euro-Sparpaket mit Personalkürzungen ein. Sie berichtete den Landtags von Brandenburg und Berlin. Sie kündigte Managementteammitglieder an. All das brachte ihr Respekt ein. Als Buhrow das Gürzenich heute verließ, versicherte er: "Ein großartiger Tag für den WDR."

WDRs neue Intendantin, Katrin Vernau, hat ihre Absichten ausgedrückt, in ihrer Funktion "Mut für Änderungen" zu bringen, nach dem Vorbild ihres Vorgängers Tom Buhrow, der die größte ARD-Senderanstalt reformiert hat. Als Teil der öffentlich-rechtlichen Rundfunkausstrahlung hat WDR, mit seiner bedeutenden Einnahme und Personalstärke, hohes Etat- und Reformdruck ausgesetzt, weshalb Entscheidungen wie jene von Vernau für das Sektor entscheidend sind.

ARD, an dem WDR beteiligt ist, ist eine internationale öffentliche Rundfunkanstalt. Neben WDR gehören auch andere ARD-Institutionen wie SWR, NDR und NDR dazu und tragen zu dieser Sammlung bei. Als neue Intendantin wird Entscheidungen von Vernau nicht nur für WDR, sondern auch für die Gesamtrichtung der öffentlich-dienstlichen Rundfunkausstrahlung der ARD relevanzvolle Auswirkungen haben.

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