Nach heftigen Protesten gegen den Bau einer Flüchtlingsunterkunft im Nordwesten Mecklenburgs hat der Landeshauptmann die Bundesregierung zum Handeln aufgefordert. „Die Bundesregierung muss die Situation in den Kommunen endlich anerkennen“, sagte der CDU-Politiker Tino Schomann am Freitagabend den ARD-„Tagesthemen“ zur Lage in Flüchtlingsunterkünften. „Die Bundesregierung muss begrenzen und kontrollieren, sie muss die illegale Einwanderung stoppen, und sie muss endlich eine Abschiebeoffensive starten, um Kapazitäten freizusetzen.“
„Wir stehen vor einer Situation, die die Gesellschaft nicht mehr versteht“, warnte Schuman . „Wir brauchen die Ressourcen, wir brauchen die Möglichkeit, das umzusetzen“, forderte er.
Bei einer Sondersitzung des Kreistags in Grevesmühlen am Donnerstagabend demonstrierten 700 Menschen gegen den geplanten Bau. Jemand versucht, auf nicht öffentliche Teile der Sitzung zuzugreifen. 120 Polizisten sicherten die Versammlung. Bei der Sitzung genehmigte der Bezirksrat den Bau von Containerunterkünften im Dorf Upahl.
Unterbringung von 400 Menschen in einer Gemeinde mit 1.600 Einwohnern – „Das ist ein unpassendes Verhältnis“, räumt Schomann ein. „Aber die Situation ist so brisant, weil wir keine Unterbringungskapazitäten haben und das Stadion seitdem besetzt haben November (…).“ Er habe kein Land bekommen – „Ich höre immer wieder: nein, nein, nein“.
Der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, warnte kürzlich, dass viele Kommunen, die um die Unterbringung geflüchteter Vertriebener kämpfen, “schon an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit” seien. In Deutschland haben im vergangenen Jahr so viele Menschen Asyl beantragt wie seit 2016 nicht mehr. 217.774 Personen stellten in Deutschland erstmals einen solchen Schutzantrag, eine Steigerung von fast 47 % im Vergleich zum Vorjahr. Darüber hinaus werden im Jahr 2022 etwa eine Million ukrainische Kriegsflüchtlinge, die kein Asyl benötigen, in Deutschland aufgenommen.