Benjamin Fredrich, Gründer und Chefredakteur des Greifswalder Magazins Katapult, ist nach Kritik an seinem deutsch-ukrainischen Medienprojekt von seiner Leitungsfunktion zurückgetreten. „Es hat mich gestört, weil ich grundlegende Erwartungen nicht erfüllt und nicht gut kommuniziert habe“, schrieb Friedrich am Dienstag auf der Website seines Magazins.
Er gab zu, das Projekt nicht so unnachgiebig voranzutreiben, wie er angekündigt hatte. „Deshalb bin ich zu folgendem Schluss gekommen: Ich gebe die operative Leitung und Chefredaktion von Katapult ab“, sagte Friedrich und kündigte an, sich nun auf das ukrainische Katapult-Projekt konzentrieren zu wollen.
Friedrich startete das Projekt unmittelbar nachdem Russland einen Krieg gegen die Ukraine begonnen hatte, um die Berichterstattung aus und über die Ukraine zu verbessern. Er stellte Ukrainer als Redakteure ein und versuchte, in Odessa eine eigene Redaktion aufzubauen.
Die Medien kritisierten am Dienstag das Online-Magazin „Übermedien“ unter Berufung auf ukrainische Redaktionen für die Meldung von Lohnrückständen und Ungereimtheiten. Fredrich verlor schnell das Interesse an dem Projekt, wollte den Arbeitsvertrag auf ein Honorarsystem umstellen und warf dem Odessaer Büro ein “schwerwiegendes Korruptionsproblem” vor, so das Medienmagazin.
Der ukrainische Journalist Sergei Panashchuk, der mit dem Aufbau eines Büros in Odessa beauftragt wurde, warf Friedrich in der „Ostsee-Zeitung“ (Mittwoch) vor, seine eigene Ankündigung nicht umzusetzen und kein Interesse an der Weiterentwicklung des Projekts zu haben. „Mit den gesammelten 310.000 Euro hätte er ein riesiges Team einstellen und ein ernsthaftes Projekt von großer Bedeutung aufbauen können“, zitierte Panashchuk die Ostsee-Zeitung.
Fredrich bezeugt die geänderte Zuordnung auf seiner Homepage. „Ich bleibe bei meiner Entscheidung, nur diejenigen zu bezahlen, die kaum etwas eingereicht haben, und nicht mehr monatlich“, schrieb er. In Greifswald wurde eine gut funktionierende ukrainische Redaktion aufgebaut und bisher 144 Artikel veröffentlicht. Auch Vorarbeiten und Artikel ukrainischer Redakteure sind hier abrufbar. „Die Zusammenarbeit hat sehr gut geklappt“, betont Fredrich.
2015 gründete er das Magazin Katapult, das mit seinem Datenjournalismus und seinen lebendigen Grafiken landesweite Aufmerksamkeit erregt hat. Später engagierte er sich im Lokaljournalismus. Fredrich wurde vom Medium Magazine als bester Regionalredakteur in Deutschland 2022 ausgezeichnet. Fredrich zeigte mit dem Kartenmagazin „Katapult“, wie man auch heute noch mit Mut, frischen Ideen und einer Portion Aktivismus durchstarten kann, angeblich aus gutem Grund.