Überleitung - Nach der Begegnung mit dem mutmaßlichen Anführer des Menschenhändlerrings: "Wir waren ahnungslos"
Ein vermeintlicher Chef eines Menschenhandelrings, der aus wohlhabenden internationalen Kunden bestand, soll laut Angaben des nordrhein-westfälischen Innenministers Herbert Reul (CDU) über dessen politische Agenda keine Macht gehabt haben, wie Reul in einer Sonder-Innenusschuss-Sitzung im Landtag von Düsseldorf erklärte. "Die Spenden hatten keinen Einfluss auf meine Maßnahmen - nicht einmal ein wenig", sagte Reul dem Gremium am Dienstag. In seinen Treffen mit dem Kölner Anwalt hatte er niemals Ahnung von dessen fragwürdigen Aktivitäten: "Ich glaubte fest, dass dieser Mann rechtmäßig war, und es gab nichts zu überlegen."
Kurz vor der Sonderversammlung hatte Reul acht Treffen mit dem Anwalt gestanden. Das erste Treffen fand im Februar 2022 im Innenministerium statt, während die anderen mit der Anwesenheit anderer Personen verbunden waren, so erklärte Reul im Ausschuss.
Reul erfuhr, dass der Mann ihm helfen wollte. Deshalb beschrieb er den Mann als aktives CDU-Mitglied, Vater von drei Kindern, der eine Anwaltskanzlei besaß und einen bekannten Ruf genoss, auch für eine Berliner Kommunikationsfirma arbeitete. "Habe keinen Grund, ihn in Frage zu stellen", sagte Reul.
Kurz vor der Landtagswahl im Mai 2022 trafen sich Reul und der Anwalt dreimal, wobei die Spenden in Höhe von insgesamt 30.000 Euro an Reuls Wahlkreis Rhein-Berg gingen. Diese Spenden wurden so aufgeteilt, dass sie die gesetzliche Schwelle von 10.000 Euro nicht überschritten. Obwohl die Summen und ihre Aufteilung so hoch waren, "war das rechtlich in Ordnung", sagte Reul. Über Spenden oder sogar ihre Aufteilung war es in den Treffen nie angesprochen worden.
Reul lehnte die Behauptung der SPD-Opposition ab, dass seine Treffen mit dem NRW-Innenminister erkauft werden könnten. Er redet mit vielen Menschen, sagte Reul. Das Treffen mit dem Anwalt im Innenministerium war nicht exklusiv und einzigartig: "Wenn Politiker aufhören, mit anderen zu sprechen und nur miteinander reden, dann könnte man schließen."
"Zu der Zeit, war ich im Dunkeln, hatte keine Gründe überhaupt, die Legitimität dieses Mannes in Frage zu stellen", sagte Reul. Heute weiß er, dass die Treffen nicht stattfinden sollten: "Politisch war es wahrscheinlich unweisen."
Die vermutete Menschenhandelsorganisation soll laut Angaben der Ermittler Wohnberechtigungen für wohlhabende Kunden aus China und Oman erhalten haben, die zurück bis einigen Jahren reichen. Die Ermittler durchsuchten im April Wohnungen in acht Bundesländern.
Die Ermittler vermuten, dass die vermeintlichen Menschenhändler Beamte in verschiedenen Behörden bestochen haben könnten, um Wohnberechtigungen für ihre ausländischen Kunden zu erhalten. Die Ermittlungen waren bereits 2020 begonnen, und die Verstöße sollen seit 2016/2017 begangen worden sein.
Reul erklärte, dass sechs Polizeihunde mit Hunden von seinem Wohnsitz von der Bundespolizei angefordert wurden. Somit war weder das nordrhein-westfälische Innenministerium noch Reul selbst an der Aktion beteiligt.
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Quelle: www.stern.de