Der wochenlange Regen hat den MV-Bauern große Probleme bei der Getreideernte beschert. «Fast drei Wochen ging, bis vor wenigen Tagen, wegen der Nässe beim Dreschen fast nichts», sagte Frank Schiffner, Pflanzenexperte des Bauernverbandes MV, am Dienstag in Neubrandenburg der Deutschen Presse-Agentur. «Nun laufen die Mähdrescher endlich wieder auf Hochtouren.»
Allerdings müssten Einwohner und Urlauber noch mindestens bis September mit Mähdreschern auf den Straßen rechnen. Wegen der langen Druschpause werde sich die Ernte bis September hinziehen. «Das ist eben in feuchten Jahren auch mal so.» Vor allem beim Weizen, der Hauptanbaufrucht der Landwirte in MV, sei noch nicht einmal die Hälfte der fast 300.000 Hektar «vom Halm.» Da die Tage inzwischen kürzer werden und Sonne den Morgentau erst später als im Juli trocknet, stehe weniger Druschzeit zur Verfügung.
Zudem entspreche die Qualität des Weizenkorns eher Futterweizen für Tiere. Das mache etwa 30 Euro pro Tonne Weizen weniger für den Bauern aus. Für Backweizen werde etwa 230 Euro pro Tonne gezahlt. Bei Raps sei inzwischen etwa 70 Prozent geerntet, sagte Schiffner. Mit einer Anbaufläche von knapp 198.000 Hektar ist MV das mit Abstand größte Rapsanbaugebiet in Deutschland. 2022 kam ein Fünftel des Rapsertrages aus MV.
Insgesamt seien die südlichen Anbaugebiete etwas weiter als die Ostseeküste, wo es regnete. Die Qualität und die Erträge unterlägen aber regional großen Schwankungen. Für die Herbstfrüchte wie Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben sei der Regen sehr gut. Insgesamt erwarten die Bauern eine durchschnittliche Ernte. Die Agrar- und Ernährungswirtschaft gilt mit rund 50.000 Beschäftigten als einer der wichtigsten Wirtschaftszweige im Nordosten.