Nicht selten kommt auch noch der ewige Drang nach Perfektion hinzu sowie der Wunsch es allen recht zu machen. Dauernd auf der Überholspur und in Einsatzbereitschaft. Einerseits bewundernswert, was die Frauen heutzutage leisten. Andererseits kann das ständige Rotieren zwischen Beruf, Familie und Verpflichtungen schnell zu einer Falle werden.
Im Trubel des Alltags fehlt oft schlichtweg die Zeit, um anhalten und durchatmen zu können. Ruhige Momente nur für sich oder ein wenig Entspannung am Abend genießen, die Verpflichtungen auch mal abgeben oder Abstand zum Haushalt gewinnen: Viele Frauen können davon nur träumen. Immer öfter haben Mütter mit Erschöpfungserscheinungen und Müdigkeit zu kämpfen. Ein Zustand, der auf Dauer nicht nur körperliche, sondern auch schwerwiegende psychische Folgen nach sich ziehen kann.
Trotz der Bemühungen sich im Alltag selbst kleine Ruheoasen zu schaffen, geraten die Frauen leider oft viel zu schnell wieder in den Strudel des alltäglichen Lebens. Besonders in der Corona-Zeit wurde deutlich, wie viel Verantwortung auf den Schultern der Frauen liegt. Während der beiden großen Lockdowns waren insbesondere die Frauen belastet. Neben beruflichen Verpflichtungen, Haushalt und Kindererziehung – Aufgaben, denen die Frauen sowieso im Alltag nachgehen – kamen zusätzlich auch noch Homeschooling bei den älteren Kindern, oder die Betreuung der jüngeren Kinder dazu. Und all das am besten parallel und ohne zu klagen. Besonders hart traf es die alleinerziehenden Mütter, die ihre familiären Verpflichtungen und alltäglichen Verantwortungen oft nicht mit einem Partner aufteilen konnten.
Kein Wunder, dass in dieser Zeit die Nachfrage nach Mutter-Kind-Kuren gestiegen ist. Die Mutter-Kind-Kur ist eine medizinische Maßnahme, die von den Krankenkassen finanziert wird. Während eines dreiwöchigen Kuraufenthaltes in einer spezialisierten Mutter-Kind-Klinik, stehen vor allem die Bedürfnisse der Mutter im Vordergrund. Neben medizinischen und physiotherapeutischen Anwendungen wie etwa Massagen, Rückengymnastik und Bewegungsangeboten, werden zudem psychotherapeutische Gespräche, Entspannungstherapien, Kurse und Beratungen zu unterschiedlichen Lebensbereichen angeboten. Viele Mutter-Kind-Kliniken bieten zusätzlich Informationen und Kurse zur gesunden Ernährung, zur Fitness und zum Abnehmen an. Auch die Beziehung zu den Kindern sowie ihre Erziehung sollten in dieser Zeit nicht zu kurz kommen. Wer in Fragen Kindererziehung Beratung oder ein paar Tipps benötigt, bekommt während der Mutter-Kind-Kur die entsprechende Unterstützung.
Während der Mutter-Kind-Kur kann man sich nicht nur mit Fachkräften und Ärzten vor Ort austauschen, sondern auch mit anderen Frauen, die in ähnlichen Situationen sind. Gruppengespräche, Ausflüge in die Natur oder gemeinsame Freizeitgestaltung helfen dabei neue Kontakte zu knüpfen und sich im Austausch untereinander – oder auch in Begleitung eines Therapeuten, gegenseitig zu stärken.
Bei einer Mutter-Kind-Kur handelt es sich jedoch nicht um einen Urlaub auf Kosten der Krankenkasse. Die Maßnahme soll dazu beitragen, dass Mütter Abstand zum Alltag gewinnen, von Haushaltsverpflichtungen befreit sind, sich körperlich und psychisch erholen, die Zeit für sich nutzen und lernen, wie sie ihren anstrengenden Alltag (in den sie nach der Mutter-Kind-Kur zurückkehren müssen) besser bewältigen können.
Die Kosten für die Mutter-Kind-Kur werden von der zuständigen Krankenkasse getragen, dabei entfällt auf die Mutter lediglich ein kleiner Selbstkostenanteil (die gesetzlich geregelte Zahlung beträgt 10 Euro pro Tag). In bestimmten Fällen (z.B. bei geringem Einkommen) kann man von dem Eigenanteil auch befreit werden.
Für die Berufstätigen ist es wichtig zu wissen, dass der Arbeitgeber für die Mutter-Kind-Kur keine Urlaubstage abziehen darf, da es sich nicht um Urlaub, sondern um eine medizinische Maßnahme handelt. Der Arbeitgeber ist verpflichtet seine Angestellte für die Dauer der Mutter-Kind-Kur freizustellen und ihr in dieser Zeit das volle Gehalt zu zahlen (§9 des Entgeltfortzahlungsgesetz).
Damit die Kur bewilligt werden kann, ist zuvor ein Besuch bei dem Hausarzt, oder bei Bedarf auch beim Facharzt notwendig, damit dieser die Notwendigkeit einer Mutter-Kind-Kur feststellen kann, z.B. aufgrund hoher Belastung im Alltag oder medizinischer Diagnosen. Jede Mutter hat alle vier Jahre Anspruch auf eine Mutter-Kind-Kur. Die Maßnahme kann über den zuständigen Hausarzt oder über eine Vermittlungsstelle wie Caritas, Diakonie oder das Müttergenesungswerk bei der Krankenkasse beantragt werden.