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Mutmaßliche Tierschutzverstöße in Masthähnchenstall

Wegen mutmaßlicher Tierschutzverstöße in einem Masthähnchen-Stall im Emsland hat das niedersächsische Agrarministerium Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Oldenburg gestellt. Hintergrund sind von der Organisation Soko Tierschutz heimlich erstellte Videoaufnahmen. Die Bilder zeigten, wie den Tieren beim Verpacken in Transportboxen für den Schlachthof durch rohen Umgang erhebliche Schmerzen und Leiden zugefügt würden, teilte das Ministerium am Mittwoch mit. Auch der Landkreis Emsland bewerte die Sequenzen als strafrechtlich relevant. Über den «Qualvollen Transport zum Schlachter» hatte am Dienstag das ARD-Politikmagazin «Report Mainz» berichtet.

«Es gibt immer wieder Hinweise darauf, dass es zu Verletzungen von Geflügel beim sogenannten Ausstallen kommt», sagte Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne). Ein systemischer Grund für diese Verstöße liege in den Arbeitsbedingungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. «Das bedeutet oft fehlende Pausenzeiten und Akkordarbeit. Tierschutz ist unter solchem Zeitdruck kaum möglich.» Strafanzeige wurde wegen des Vorwurfs eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz gestellt.

Derzeit werde im Austausch mit dem Sozialministerium geprüft, wie für Mitarbeitende sogenannter Fangkolonnen Arbeitsschutzmaßnahmen festgelegt werden könnten, hieß es. Seit Ende September 2022 sind die örtlichen Veterinärbehörden verpflichtet, das Ausstallen stichprobenartig zu kontrollieren. Das Ministerium hat eine Abfrage bei den Landkreisen und kreisfreien Städten gestartet, um einen Überblick über die Ergebnisse der Kontrollen zu erhalten.

«Stichprobenartige Kontrollen sind allerdings leider nur bedingt effektiv, denn sobald die Kontrollpersonen vor Ort sind, wird das Arbeitsverhalten angepasst», sagte die Ministerin. Die Tierhalterinnen und Tierhalter tragen Staudte zufolge die Gesamtverantwortung, solange die Tiere auf ihrem Hof sind. Es sei aber auch wichtig, die Mitarbeitenden der Fangkolonnen zu schulen. «Bisher trifft die Schulungspflicht bundesweit nur auf die Kolonnenführerinnen und -führer zu», sagte die Grünen-Politikerin. «Das wollen wir ändern.»

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