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Mit KI im Ping-Pong: Digitale Avatare und Co. im Film

KI ist ein großes Thema im Hollywood-Streik 2023. Auch Produktionsunternehmen in Deutschland nutzen diese Technologie. Wie fortschrittlich ist KI hier? Und: Gibt es Anlass zur Sorge?

Sven Bliedung aus dem Heath, Leiter des Volucap Studios in Babelsberg, präsentiert einen 3D-Avatar.
Sven Bliedung aus dem Heath, Leiter des Volucap Studios in Babelsberg, präsentiert einen 3D-Avatar.

- Mit KI im Ping-Pong: Digitale Avatare und Co. im Film

Es klingt wie Science-Fiction: Schauspieler-Avatare tauchen in Liebesfilmen, Komödien oder Actionfilmen auf. In Potsdam-Babelsberg ist das bereits Realität - zumindest im sogenannten Volucap Studio. Hier werden Menschen gescannt und ihre digitalen Klone anschließend als Statisten angeboten. Zentral dabei ist künstliche Intelligenz (KI).

Durch die rapide fortschreitende Technologie gingen letztes Jahr Schauspieler und Drehbuchautoren in Hollywood auf Streik. In Deutschland ist KI derzeit ein großes Thema in Tarifverhandlungen. Wo steht die deutsche Filmwelt?

KI in der "Matrix"-Blockbuster

Fragt man Sven Bliedung von der Heide, den Gründer des Volucap Studios in Babelsberg, spricht er von einer "KI-isierung" der Branche, ähnlich wie bei der Digitalisierung. KI wurde bereits in Szenen für den Hollywood-Blockbuster "The Matrix Resurrections" (2021) mit Keanu Reeves eingesetzt. Damals hatte das Team um Bliedung von der Heide sogar ein Unterwasserstudio für Aufnahmen eingerichtet und sogenannte Deepfakes von Schauspielern erstellt.

Die Arbeit im Volucap funktioniert wie folgt: 42 Kameras scannen eine Person von allen Seiten - ihr Gesicht, ihre Bewegungen und den Rest des Körpers. Mithilfe von KI wird dann ein 3D-Avatar des Schauspielers aus den Bilddaten generiert. Für Bliedung von der Heide ist das ein wichtiger Schritt für die Zukunft der Branche. Doch viele Filmemacher blicken auch mit Sorge auf diese Entwicklung.

Digitale Avatare machen Schauspielern Angst

Deshalb wollen sie mitbestimmen, wie KI in Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi und der Produktionsallianz eingesetzt wird. Das Ziel ist eine Manteltarifvertrag mit kürzeren Laufzeiten und natürlich den Erhalt der Arbeitsplätze der Filmemacher, sagt Heinrich Schafmeister vom Bundesverband Schauspiel (BFFS). Er sitzt als BFFS-Delegierter am Verhandlungstisch. "Wir gehen derzeit die Fälle durch, die durch KI entstehen könnten - sowohl für Filmemacher vor als auch hinter der Kamera."

Laut dem Schauspieler stellen sich immer dieselben Fragen: "Wollen wir das überhaupt? Unter welchen Bedingungen? Welcher genaue Fall? Wie sieht die Zustimmung aus? Wie sieht die Vergütung aus?" Es geht im Allgemeinen um vier Bereiche, die vom Arbeitsrecht geregelt werden sollten, darunter den der digitalen Repliken - also Avatare. Für Schauspieler ist das fundamental ein "sehr problematisches Thema", sagt Schafmeister. Schauspieler wollen nicht zu Puppen der KI reduziert werden.

KI verändert die Synchronsprecher-Branche

Viele Kollegen haben große Ängste und Unsicherheiten, sagt der 67-Jährige. "Wir versuchen jetzt, in der Film/TV-Branche vor der Welle zu sein, aber in der Synchronsprecher-Branche sind wir bereits hinter der Welle." Denn dort werden menschliche Schauspieler immer mehr ersetzt, wie er sagt. "Die Entwicklung in der Synchronsprecher-Branche löst alle anderen aus, weil Schauspieler im Grunde genommen alles machen: Sie stehen auf der Bühne, drehen Filme, synchronisieren", sagt Schafmeister.

Bliedung von der Heide und die Produktionsallianz können die Bedenken verstehen, wie sie sagen. "Aber wer kann leugnen, dass es viele Möglichkeiten im Einsatz von künstlicher Intelligenz gibt? Es muss darum gehen, Rahmenbedingungen zu gestalten und die Kompetenzen von Menschen in den Vordergrund zu stellen", findet Björn Böhning, Sprecher der Produktionsallianz, die die Interessen von Hunderten von Produktionsunternehmen in Deutschland vertritt.

Man muss es wagen, es zu gestalten. Laut Bliedung von der Heides Ansicht werden KI-Systeme im Film in jedem Fall in den USA oder China entstehen. Es wäre schade, wenn Deutschland das Schlusslicht wäre.

Laut eigenen Angaben sehen lokale Produktionsunternehmen Vorteile in der Künstlichen Intelligenz und setzen sie bereits auf verschiedenen Ebenen ein. Gleichzeitig stehen ethische und rechtliche Herausforderungen im Fokus. Urheberrechtsfragen und der Schutz von kreativer Arbeit sind zentral und gehören zum Kern der Evaluation von KI-Einsätzen, sagt ein Sprecher der Filmfirma UFA.

Dort wird KI vor, während und nach der Produktion eingesetzt. Tools helfen beispielsweise, Kennzeichen in der Nachbearbeitung unkenntlich zu machen oder den Schneideprozess zu beschleunigen. Bei Constantin Film wird KI in allen Bereichen und auf allen Ebenen getestet, wie ein Sprecher sagt. Innerhalb der Bavaria Film Group testet eine Arbeitsgruppe neue KI-Tools. Das Ziel, laut Marcus Ammon, Geschäftsführer Content bei Bavaria Fiction, ist es, die Fähigkeiten der Mitarbeiter durch KI-Technologien zu erweitern und zu stärken, nicht sie zu ersetzen.

Workshops für Drehbücher und KI sind hoch gefragt

Ähnlich geht es Taç Romey. Er ist Professor für Serial Storytelling an der Akademie für Fernsehen und Film in München und gibt Workshops darüber, wie KI beim Schreiben von Drehbüchern helfen kann. Seine Kurse sind sogar von größeren Produktionsunternehmen hoch gefragt. Romeys Ansatz: "Wir führen ein Dialog, ein Ping-Pong mit KI." Er nimmt die generierten Vorschläge nie eins zu eins, sondern lässt sich nur von ihnen inspirieren.

KI kann auf viele Arten beim Schreiben von Drehbüchern helfen, beispielsweise bei der sogenannten Logline, die eine Serienidee erzählt. Es gibt jetzt professionelle Programme mit verschiedenen Modellen, die das Schreiben unterstützen können, sagt der Professor. Er kann nur raten, dass sich Drehbuchautoren mit KI auseinandersetzen.

"Es wird immer wichtiger, dass man die Tools beherrscht und weiß, wie sie funktionieren und sie nutzen kann." Schauspieler Schafmeister sieht es ähnlich. Als Branche müssen wir versuchen, die Entwicklung von KI mitzugestalten. "Keiner von uns kann in eine Kristallkugel schauen, um zu sehen, wie es alles entwickelt. Aber wenn wir nur daneben sitzen und die Hände in den Schoß legen, bringt uns das nicht weiter."

Im Zuge der rasant fortschreitenden Technologie werden in der deutschen Filmindustrie Diskussionen über die Verwendung von KI in Tarifverhandlungen geführt, um die Nutzung von digitalen Repliken oder Avataren zu regulieren.

Die von KI erzeugten digitalen Avatare in der Filmindustrie sorgen unter Schauspielern für Besorgnis, die fürchten, zu KI-Puppen zu werden, was Diskussionen über die ethischen und rechtlichen Implikationen dieser Technologie nach sich zieht.

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