Missbrauch: Experten fordern Öffnung von Kirchenarchiven
Experten fordern die Öffnung von Archiven als Reaktion auf Missbrauchsfälle gegen ehemalige Diakone von Kirchen in protestantischen Gebieten. Einem Bericht zufolge, der am Samstag auf der Herbsttagung vorgelegt wurde, ist eine solche Quellenarbeit umso wichtiger geworden, nachdem einige zeitgenössische Augenzeugen gestorben sind. Dabei konzentrierten sie sich neben Dokumenten in Kirchenarchiven insbesondere auch auf Dokumente der ostdeutschen Staatssicherheit.
Kurt Stroll begleitete Wehrdienstverweigerer. „Es ist schwer vorstellbar, dass das Ministerium für Staatssicherheit der DDR nicht auf ihn aufmerksam geworden ist“, heißt es in dem Bericht. „Es ist notwendig, die Quellen des Ministeriums zu überprüfen. Die Landeskirche hat diese Erlaubnis noch nicht erhalten.“
Den Informationen zufolge diente Stroll von 1956 bis 1986 als Jugendreferent im Raum Chemnitz und verstarb 2013. Nach Angaben der örtlichen Kirchen haben bisher 36 von den Angriffen betroffene Personen Angriffe gemeldet. Der Missbrauch des charismatischen Priesters lag lange im Verborgenen und wurde erst 2021 öffentlich. Wir sprechen über emotionalen Missbrauch und sexuelle Gewalt. Stroll soll seine Rolle genutzt haben, um die ihm anvertrauten Personen zu missbrauchen.
Die Arbeitsgruppe „Theologische Bewertung des Verhaltens von Kurt Stroll“ stellte in ihrem Abschlussbericht erhebliche Mängel in Strolls Qualifikationen fest. Er habe keine Ausbildung erhalten, die „nach heutigen Maßstäben seelsorgerisch qualifiziert“ sei. Mitte der 1950er Jahre besuchte Stroll lediglich den „Schnellkurs“, durch den schnell Personal für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen gewonnen wurde. Danach soll er nahezu keine weiteren Schulungen oder Expertengespräche mehr besucht haben.
Experten fordern weitere Ermittlungen in Missbrauchsfällen. „Gerade bei der Betrachtung kirchlicher Strukturen und kirchlicher Aufsichtsmaßnahmen stößt die Arbeitsgruppe an ihre Grenzen, da sich zwangsläufig theologische Überlegungen mit den Bedürfnissen der historischen Analyse vermischen.“ Dies erfordert viel Quellenarbeit. Nur so kann die Frage geklärt werden, inwieweit das Handeln behördlicher und technischer Regulierungsbehörden bekannt ist und keine Konsequenzen hat. „Es ist zu berücksichtigen, dass mündliche Informationen nicht erfasst werden.“</p>
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Quelle: www.dpa.com