SPD-Landesparteitag - Meyer gegen die Minderheitskoalition und die sich verändernde Mehrheit
Die Thüringer Sozialdemokraten haben ihre Forderungen an die Regierung nach der Landtagswahl 2024 deutlich gemacht. Der sozialdemokratische Vorsitzende und Innenminister Georg Maier sagte am Samstag auf einem Parteitag in Meiningen, dass die Partei so stark werden müsse, dass sie eine stabile demokratische Mehrheit bilden und die Thüringer Politikblockade beenden könne.
Der designierte SPD-Spitzenkandidat machte deutlich, dass eine Minderheitskoalition mit den bisherigen Oppositionsparteien CDU und FDP für die SPD bei einem Wechsel der Mehrheitsverhältnisse nicht in Frage käme.
„Man kann der deutschen Koalition entkommen, die die Mehrheit verändert. Aber das können wir nicht“, sagte der 56-Jährige.Meier sagte am Rande der Parteiversammlung, es sei ihm wichtig, dass die AfD keinen Einfluss auf die Entscheidungsfindung habe. Bei einem sich verändernden Regierungsmodell der Mehrheit ist dies nicht auszuschließen. CDU und FDP sowie die AfD drängten kürzlich im Landtag darauf, die Grunderwerbsteuer auf 5,0 % zu senken.
In Meiningen gaben die Sozialdemokraten ihrem Regierungsvorhaben den letzten Schliff – und diskutierten rund 200 Änderungsanträge zu einzelnen Paragraphen, etwa zum Einsatz von Körperkameras durch die Polizei oder zum Schutz des Flughafens Erfurt, die teilweise für Kontroversen sorgten. Am Ende wurde der Plan einstimmig angenommen.
Eine Fortsetzung von Rot-Rot-Grün?
Die Sozialdemokraten, die zusammen mit der Linkspartei von Ministerpräsident Bodo Ramiro und den Grünen seit 2014 eine kurze Pause an der Macht hatten, sind seit 2020 als Minderheitskoalition an der Macht und stets auf Kompromisse mit der Opposition im Landtag angewiesen. Meier zeigt sich offen, ob er die rot-rot-grüne Politik im Jahr 2024 fortsetzen will, sagte aber, er „unterstütze diese Regierung“.
„Wir können von der Kanzlerin nicht erwarten, dass sie das Problem auf eine bestimmte Art und Weise löst“, sagte der SPD-Chef. Es wäre unverantwortlich, einfach zu hoffen, dass „es so weitergeht.“ Mit einer Unterstützungsrate von 9 % in einer repräsentativen Umfrage im November muss die SPD alles tun, um stärker zu werden. Damit soll auch sichergestellt werden, dass die Alternative für Deutschland, geführt von einem „perfekten Faschisten“, die Demokratie nicht Schritt für Schritt untergräbt. Rechtsextremisten dürfen nicht zu einer hinderlichen Minderheit in Staatshäusern werden.
Nach aktuellen Wahlumfragen sind auch nach der Wahl 2024 schwierige Mehrheitsverhältnisse möglich, bei einer Unterstützungsquote der AfD zwischen 32 % und 34 %, die der Verfassungsschutz aufgrund rechtsextremer Tendenzen in Thüringen beobachtet.
Ist eine Verfassungsänderung möglich?
Auf der Parteiversammlung äußerte Meyer öffentlich seine Unterstützung für eine Änderung der Verfassung Thüringens, um die Wahl künftiger Ministerpräsidenten klar zu regeln. Er sagte, dass nach dem Gesetzentwurf die Person mit den meisten Ja-Stimmen im dritten Wahlgang gewählt würde, was für große Unsicherheit sorgte. Thüringen sollte die Regelungen anderer Bundesländer wie Sachsen anpassen. Die Mehrheit im letzten Wahlgang war klar.
Er plädierte dafür, dass auch die Begrenzung der Dauer der Regierungsbildung überprüft werden sollte, ebenso wie ein Gesetzentwurf, der vorsieht, dass die Parlamente der Bundesstaaten als aufgelöst gelten, wenn ein Premierminister nicht innerhalb einer bestimmten Anzahl von Monaten erfolgreich gewählt wird. Eine Änderung der Verfassung würde eine Zweidrittelmehrheit im Landtag erfordern, ist aber noch nicht absehbar.
Generalsekretär: SPD „ist gegen“ Sparhaushalt
Meyer machte deutlich, dass die Sozialdemokratische Partei den Sozialstaat unterstützt und die Demokratie verteidigt. Sie muss ihr Image als gesellschaftliche Partei weiter stärken. Die Sozialdemokraten plädierten in ihrem Regierungsprogramm für ein kostenloses Mittagessen für alle Kinder in Kitas und Schulen. Darüber hinaus sollte die Ausbildung vom Kindergarten bis zum Master- oder akademischen Masterabschluss grundsätzlich kostenlos sein.
SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert machte als Gast des Parteitags deutlich, dass sich die SPD bei den weiteren Verhandlungen über den Bundeshaushalt im Jahr 2024 gegen Kürzungen im Sozialbereich aussprechen werde. „Wir werden keine Kürzungen der Sozialausgaben zu Lasten derjenigen zustimmen, die ihr Bestes für die Gesellschaft tun.“ Den Sozialdemokraten liegt ein Land am Herzen, das handeln, investieren und sein Engagement für den gesellschaftlichen Zusammenhalt bekräftigen kann. „Die Sozialdemokraten setzen sich dafür ein, dass es keine Sparhaushalte gibt und nicht die Ärmsten die Leidtragenden sind“, rief Kunert.
Andererseits sieht Kunert eine Chance, die Steuervorteile bei Immobilienverkäufen zu reduzieren, bei denen Einnahmen bisher nach zehn Jahren steuerfrei waren. Er bekräftigte außerdem den Vorschlag der Sozialdemokraten, die Steuervorteile für Ehegatten, die sich in künftigen Ehen trennen, abzuschaffen.
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Quelle: www.stern.de