Meta beginnt in der EU mit Musks X zu konkurrieren
Twitter drehte Mark Zuckerberg um, indem er Alternativen versprach und „Threads“ startete – jetzt auch außerhalb der USA.
Elon Musks Twitter-Nachfolger X hat in Europa einen neuen ernstzunehmenden Konkurrenten. Die Facebook-Gruppe Meta hat nach einer Verzögerung von mehr als fünf Monaten den Messaging-Dienst Threads in der Europäischen Union gestartet. Threads ist Metas Foto- und Videoplattform Instagram. Das bedeutet, dass der Dienst von Anfang an auf Verbindungen zwischen Hunderten Millionen Benutzern angewiesen sein kann, während andere X-Konkurrenten diese Verbindungen von Grund auf neu erstellen müssen.
Nutzer können sich mit ihren Instagram-Logindaten in den Thread einloggen. Sie können den Dienst auch ohne Profil nutzen – allerdings ist es Ihnen dann nicht möglich, eigene Beiträge zu erstellen oder mit den Beiträgen anderer Nutzer zu interagieren. Als Threads im Juli startete, schloss Meta die EU aus. Um diesen Punkt zu verdeutlichen, verweist die Gruppe auf die rechtliche Unklarheit des „neuen Digitalgesetzes“. Beobachter glauben, dass dies ein Doppelpaket aus dem Digital Services Act (DSA) und dem Digital Markets Act (DMA) bedeuten könnte.
Zuckerberg will über 1 Milliarde Nutzer haben
Den neuesten Daten aus dem Herbst zufolge hat Threads etwa 100 Millionen monatlich aktive Nutzer – noch ohne EU-Länder. Facebook-Gründer und Meta-Chef Mark Zuckerberg betonte, dass er Potenzial in einem Dienst sieht, der sich auf öffentliche Gespräche mit mehr als einer Milliarde Nutzern konzentriert. Allerdings unterscheidet sich Threads in vielerlei Hinsicht von Twitter und X. Instagram-Chef Adam Mosseri meint, der Dienst dürfe sich nicht zu sehr auf Nachrichten konzentrieren. Ob Threads Twitters Rolle als Ort, an dem man den Puls der Welt spüren kann, direkt ersetzen werden, bleibt abzuwarten.
Laut Marktforschern ist die Zahl der Nutzer der Online-Plattform rückläufig, seit Musk den Messaging-Dienst Twitter übernommen und in X umbenannt hat.
Migration nach der Übernahme durch Musk
Zuletzt beschleunigte sich auch der Abgang großer Werbekunden. Auslöser war einerseits Musks Befürwortung eines Beitrags, der antisemitische Verschwörungstheorien enthielt. Etwa zur gleichen Zeit zeigten Hate-Speech-Forscher, wie neben Nazi-Beiträgen auch Anzeigen bekannter Marken geschaltet werden könnten. X behauptete, dass Forscher die Plattform manipuliert hätten, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.
Musk entschuldigte sich für seinen X-Beitrag und sagte, er sei missverstanden worden. Aber die Geduld vieler großer Werbetreibender ist erschöpft und sie ziehen weiterhin Anzeigen von ihren Plattformen. Daraufhin beleidigte Musk öffentlich Werbetreibende und machte sie für das Scheitern der Plattform verantwortlich.
Werbetreibende suchen nach X-Alternative
Musk, der reichste Mann der Welt, erwarb Twitter im Oktober 2022 für rund 44 Milliarden US-Dollar. Ihm zufolge waren die Werbeeinnahmen von X bereits vor dem jüngsten Verlust an Werbetreibenden halb so hoch wie in der Twitter-Ära. Musk setzt stärker auf Abonnementeinnahmen – doch nach Expertenberechnungen müssen diese Einnahmen die Lücke noch füllen. Werbung ist traditionell die wichtigste Finanzierungsquelle von Twitter. Der Finanzdienstleister Bloomberg schrieb diese Woche, dass der X-Umsatz in diesem Jahr voraussichtlich 2,5 Milliarden US-Dollar erreichen wird. Im Jahr 2021 überstieg diese Zahl 5 Milliarden US-Dollar.
Einige Konkurrenten sehen darin eine Chance, durch Alternativen die einstige Bedeutung von Twitter zu festigen. Threads galt aufgrund der Gründung von Instagram als besonders starker Kandidat. Andere Konkurrenten wie Mastodon und Bluesky sind immer noch deutlich kleiner als X. Ein weiterer Herausforderer des X (zuerst T2, dann Pebble) hat sein Geschäft aufgegeben.
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Quelle: www.ntv.de