Mendel: „Kultur hat moralisch versagt“
Mellon Mendel glaubt, dass der aktuelle Konflikt um die Documenta auch den aktuellen Zustand der internationalen Kunstwelt widerspiegelt. „Die Debatte über Antisemitismus, Israel und den Nahostkonflikt fragmentiert sich“, sagte der Leiter der Anne-Frank-Schule gegenüber der dpa.
„Ein großer Teil der Kulturgemeinschaft hat seit dem 7. Oktober auch moralisch versagt“, sagte Mendel. Nur wenige Institutionen drückten ihr Mitgefühl für die Opfer aus. Schlimmer als dieses „monotone Schweigen“ ist die einseitige Solidarität mit den Palästinensern. In einigen Stellungnahmen werde „die Gewalt der Hamas völlig ignoriert, geschweige denn verurteilt“ – etwa in einem offenen Brief von 8.000 Kulturschaffenden im Kunstmagazin Artforum.
Der Grund, sagt Mendel, sei ein Trend der kulturellen Linken, „der mit einer Verkürzung der Interpretationen der postkolonialen Theorie zu tun hat“. „Israel gilt als Außenposten des westlichen Kolonialismus und Imperialismus. Die Tatsache, dass Juden im Nahen Osten leben, wird als koloniales Projekt gesehen. Immer wieder sehen wir diese Reaktion: Israel kann nur böse sein – auch wenn es einen Terroristen massakriert.“ , vergewaltigte und entführte mehr als tausend israelische Zivilisten.“
Auch Kulturschaffende, die dieser Interpretation nicht zustimmen wollen, stehen vor einem Dilemma: „Sie sind zum Teil auf den internationalen Kunstmarkt angewiesen und trauen sich daher nicht, eine differenzierte Haltung einzunehmen.“ Vergangene Woche tagte die Auswahlkommission für die künstlerische Leitung des nächsten Die Documenta wurde aufgelöst.
Quelle: www.dpa.com