Die Zahl der insolventen Unternehmen in Niedersachsen wird bis 2022 um fast 9 Prozent steigen. Das teilte das Amt für nationale Statistik (LSN) am Dienstag mit. Demnach haben 1.164 Unternehmen Insolvenz angemeldet. Zuvor war die Zahl seit Jahren rückläufig – 1071 Anträge für 2021. Laut LSN sind 2022 die Arbeitsplätze von mehr als 7.000 Mitarbeitern gefährdet.
Um eine durch die Pandemie ausgelöste Pleitewelle zu vermeiden, hat der Staat seine Insolvenzantragspflicht bei Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit vorübergehend ausgesetzt. Ab dem 1. Mai 2021 gilt die Insolvenzantragspflicht wieder vollumfänglich. Eine Ausnahme gilt bis zum 31. Januar 2022 für Betriebe, die durch Starkregen oder Überschwemmungen beschädigt wurden. Im Jahr 2021 wird es so wenige Unternehmensinsolvenzen geben wie noch nie seit Einführung des geltenden Insolvenzrechts im Jahr 1999.
Bei Privatpersonen sind die Insolvenzanträge im Jahr 2022 um etwa 19 % zurückgegangen. Allerdings sind die Zahlen für 2021 laut LSN ebenfalls sehr hoch – besonders viele Verbraucher haben im ersten Halbjahr Insolvenz angemeldet, weil die sogenannte Wohlverhaltensphase zuvor verkürzt wurde. Wer die Restschuld erlassen will, muss fortan nur noch drei statt sechs Jahre die konkrete Pflicht erfüllen.
Insgesamt wird es in Niedersachsen 2022 14 Prozent weniger Insolvenzanträge geben als im Vorjahr. Beim Insolvenzgericht Niedersachsen gingen laut LSN 13.176 Anträge ein – 15.400 im Jahr 2021. Neben Unternehmens- und Verbraucherinsolvenzen umfasst die Zahl auch Gesellschafter- und ehemals Selbständige-Anmeldungen.