Die freundschaftliche Verbindung zwischen dem Dorf Lüderitz (Kreis Stendal) und der gleichnamigen Stadt in Namibia muss gestärkt werden. Diese Woche besuchte erstmals eine offizielle Delegation des südwestafrikanischen Landes das gleichnamige Dorf Altmark, das zur Samtgemeinde Tangleshutt (Kreis Stendal) gehört. Bürgermeister Benjamin R. McKay und mehrere Vertreter des Stadtrats werden anwesend sein.
Bürgermeisterin Edith Braun und Bürgermeister Andreas Broohm (parteilos) haben bis Samstag einen vollen Terminkalender aufgestellt. Dazu gehören neben dem Kennenlernen der Gegend auch Seminare, Geschäftstreffen und Schulbesuche. Am Dienstag standen beispielsweise Besuche von Dörfern, Wasserwerken und Kirchen auf dem Programm. „Ziel ist es, einander kennenzulernen, zu verstehen, wie die beiden Regierungen und die lokale Politik funktionieren, und lokale Netzwerke für mögliche zukünftige Kooperationen zu finden“, sagte Brome.
Die Grundsätze für eine engere Zusammenarbeit sollten dann in einem Partnerschaftsdokument beschrieben werden. Beide Städte brachten Themen wie Abfallwirtschaft und Trinkwasser- oder Energieversorgung zur Sprache. Man könne voneinander lernen, sagt Brome.
Atemberaubende Parallelen verbinden Orte in einer Entfernung von 9.000 Kilometern. „Es sah aus wie unseres. Wir haben uns sofort wie zu Hause gefühlt“, sagt McKays erste Eindrücke. Sowohl das Haus als auch die Menschen erinnerten ihn an zu Hause. Für Gäste, die am Rande der Namib-Wüste wohnen, ist allein das Grün der Altmark ein echter Kulturschock.
„Ich bin froh, dass wir hier unseren Platz und unsere Denkweise zeigen können“, sagte der Bürgermeister. Denn sein Lüderitz (Namibia) steht aufgrund von Offshore-Öl- und Gasfunden vor einer dynamischen Entwicklung. Es wird erwartet, dass sich die Bevölkerung bald mehr als verdoppeln wird. Dies wirft jedoch auch Fragen der Ver- und Entsorgung auf.
Die nach dem deutschen Geschäftsmann Adolf Lüderitz benannte Hafenstadt Namibias hat knapp 12.000 Einwohner, etwa so viele wie die vereinigte Stadt Tangerhütte. Neben der Fischerei ist auch der Tourismus eine der wichtigsten Einnahmequellen. Obwohl dort nur noch etwa 50 deutschsprachige Menschen leben, prägt die deutsche Kultur den Ort bis heute. Der Name und das Gebäude sind einzigartig in Namibia.
Die Produktion von grünem Wasserstoff in dem südwestafrikanischen Land soll in den kommenden Jahren dazu beitragen, die ökologische Energieversorgung in Deutschland und Europa zu sichern. Dafür will Lüderitz Milliardeninvestitionen tätigen. Es wird erwartet, dass sich die Bevölkerung mehr als verdoppelt. Große Gewerbeansiedlungen und Hafenerweiterungen sind geplant.
Seit etwa fünf Jahren pflegen die beiden Städte ein zuvor lockeres, freundschaftliches Verhältnis. Der Stadtrat von Tangerhütte und der Stadtrat von Lüderitz (Namibia) beschlossen 2018, ihre Beziehungen auszubauen. Seitdem hatten beide Seiten zahlreiche Kontakte, meist auf persönlicher Ebene. Bisherige Höhepunkte des vergangenen Jahres waren Altmarks Besuch in der afrikanischen Hafenstadt und die Mitteilnahme an einer Netzwerkkonferenz in der Hauptstadt Windhoek. Die Zusammenarbeit ist Teil des Projekts „Agenda 2030 – Urbaner Technologieaustausch mit afrikanischen Partnern“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und wird durch dieses gefördert.