Reinigung - LNG-Terminals verwenden weiterhin Chlor – die Mengen können jedoch reduziert werden
Der schwimmende Terminal für den Import von Flüssigerdgas (LNG) in Wilhelmshaven kommt derzeit nicht um die Kontroverse um die Einleitung chlorhaltiger Abwässer in die Jade herum. Hierbei handelt es sich um ein noch unveröffentlichtes Minimalkonzept, das der Terminalbetreiber Uniper im Sommer vorgeschlagen und kürzlich erstmals in der Neuen Osnabrücker Zeitung veröffentlicht hat. Uniper beschreibt in dem Konzept, das auch der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, die Erprobung von mehr als 20 alternativen Reinigungsverfahren für das Meerwassersystem auf dem Spezialschiff „Höegh Esperanza“. Aber keine Methode sei besser als die Chlorierung, um Rohre frei von Muscheln und Seepocken zu halten, heißt es in dem Bericht.
Dem sogenannten Biofouling wird durch Biozide in Form von Aktivchlor vorgebeugt. Um an Bord der Höegh Esperanza das von Tankern angelieferte LNG in Erdgas umzuwandeln, wird Nordseewasser zum Heizen genutzt. Chlor wird eingesetzt, um zu verhindern, dass Meerwassersysteme auf Schiffen mit Algen und Muscheln bewachsen werden. Dazu wird Natriumchlorid im Meerwasser durch Elektrolyse in Aktivchlor umgewandelt.
Kritik an der Einführung von Fungiziden
Zur Reinigung des Meerwassersystems können jedes Jahr bis zu 178 Millionen Kubikmeter chlorhaltiges Abwasser in die Emerald Bay eingeleitet werden. Dies wird von Umweltverbänden, Anwohnern und Muschelfischern kritisiert, die befürchten, dass die fortgesetzte Freisetzung von Fungiziden zu Schäden an Natur und Lebewesen führen wird – auch im benachbarten Wattenmeer.
Nach Angaben der zuständigen Behörden lagen die jüngsten umweltfreundlichen Wasserproben unter dem Chlorgrenzwert. In der Wassergenehmigung des Yachthafens schreibt die Genehmigungsbehörde NLWKN sogenannte Reduktionsauflagen vor, die vorschreiben, dass der Einsatz von Chlor „auf ein Minimum beschränkt“ werden muss. Auch hierfür muss der Betreiber Uniper noch vor dem Sommer ein Minimierungskonzept vorlegen.
Kann die Menge des verwendeten Chlors reduzieren
In einem minimalistischen Konzept empfiehlt Uniper nun, die Reinigung auf die sogenannte Stoßchlorung umzustellen – also Chlor nur dann einzusetzen, wenn der Wachstumsdruck von Algen und Muscheln es erfordert. Nach Angaben des Unternehmens können Einsparungen zwischen 30 und 50 Prozent der in einem kontinuierlichen Prozess eingesetzten Chlormenge liegen. Tests folgen.
Uniper widersetzte sich zunächst der Umstellung auf Ultraschallverfahren aufgrund von Forderungen von Umweltschützern und der Tatsache, dass ein Unternehmenskonsortium Tree Energy Solution (TES) den Bau eines zweiten LNG-Terminals in Wilhelmshaven plante. Viele Fragen zur App bleiben unbeantwortet. Stattdessen sieht das Konzept des Konzerns vor, auf den Einsatz des Ultraschallverfahrens auf einem zweiten Terminalschiff zu warten, das 2024 in Dienst gestellt werden soll.
Schneller Übergang des Umweltministeriums
Andererseits drängt das Umweltministerium Hannover auf eine schnelle Umstellung auf chlorfreie Reinigungsverfahren. „Ziel muss es sein, den Chloreinsatz in der Höegh Esperanza weiter zu reduzieren“, sagte Umweltminister Christian Meyer (Grüne). Wenn sich die Ultraschalltechnologie bewährt, sollte sie bald umgestellt werden. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat bereits Mittel für diese Verschiebung bereitgestellt.
Meyer sagte, der erste Schritt sollte darin bestehen, die Menge an Fungiziden wie empfohlen durch Schockchlorung zu halbieren. Allerdings prüft das zuständige Niedersächsische Landesamt für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) das Uniper-Konzept noch.
In einem Minimalkonzept schlug Uniper eine 12-monatige Testphase vor, die Anfang 2024 beginnen könnte. Zum Inhalt des Konzepts machte Uniper auf Anfrage keine Angaben.
Der LNG-Terminal in Wilhelmshaven war der erste LNG-Terminal in Deutschland und wurde vor etwa einem Jahr in Betrieb genommen. Nach Angaben von Uniper können über das Terminal rund sechs Prozent des deutschen Erdgasbedarfs gedeckt werden.
Uniper Informationen zum LNG-Terminal Wilhelmshaven NLWKN Informationen zum Genehmigungsprozess des LNG-Terminals NLWKN NOZ-Artikel zur Überwachung von LNG-Emissionen
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Quelle: www.stern.de