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LNG-Infrastruktur wächst – Scholz eröffnet zweites Terminal

LNG-Terminal
Das schwimmende LNG-Terminal «Neptune» im vorpommerschen Lubmin.

Erst Wilhelmshaven in Niedersachsen und jetzt Lubmin in Vorpommern – Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will heute Deutschlands zweites LNG-Importterminal offiziell eröffnen. Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Mecklenburg-Vorpommerns Bundeskanzlerin Manuela Schweisig (SPD) sollen die letzte noch nicht abgelaufene Lizenz übergeben.

Wie das Terminal in Niedersachsen stellt die Anlage in Lubmin einen deutschen Versuch dar, eine Alternative zu den fehlenden russischen Gaslieferungen zu schaffen. Die Terminals stehen auch für die Schnelligkeit, mit der die Verantwortlichen ihre eigene Infrastruktur für den Import von verflüssigtem Erdgas (LNG) nach Deutschland aufbauen. Die Terminals wurden innerhalb von Monaten geplant, genehmigt und gebaut.

Deutschland hat in den letzten Jahren den größten Teil seines Erdgases über die Nord Stream 1, die deutsch-russische Ostseepipeline, bezogen. Nach der vorherigen Drosselung geht über diesen Pfad nichts mehr. Darüber hinaus wurde die Pipeline, wie auch ihre Schwesterpipeline Nord Stream 2, die nie in Betrieb war, durch angebliche Sabotage schwer beschädigt.

Erdgas mit einer Inputkapazität von rund 5 Milliarden Kubikmetern

p>Liquified Natural Gas (LNG) wird aus verschiedenen Regionen der Welt geliefert, per Schiff angeliefert, wieder zu Erdgas umgewandelt und in das Erdgasleitungsnetz eingespeist. Beispielsweise wird LNG nicht nur mehr Pipeline-Gas aus Norwegen kaufen, sondern auch fehlende russische Lieferungen ersetzen. Wie in Wilhelmshaven nimmt in Lubmin ein Spezialschiff das LNG entgegen, wandelt es um und schickt es ein. Diese schwimmenden Terminals lassen sich schneller platzieren als ähnlich geplante Festinstallationen. Commonwealth hat mehrere schwimmende Piers gepachtet. Ein weiterer wird in Kürze im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel gestartet.

Die bereits genutzten oder geplanten schwimmenden Empfangsterminals können je nach örtlichen Gegebenheiten rund 5 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr transportieren. Im Jahr 2021 wird allein Beixi 1 fast 60 Milliarden Kubikmeter umfassen. Deutschland will nach früheren Angaben im Winter 2023/24 rund ein Drittel seines bisherigen Gasbedarfs über schwimmende LNG-Terminals decken. Bis dahin sollen weitere Projekte auf den Weg gebracht werden – zum Beispiel ein weiteres Projekt vor Stade und Lubmin in Niedersachsen.

Umweltverbände haben in letzter Zeit kritisiert, dass Deutschland eine chronische Überkapazität an Erdgasimporten schafft und damit die erwarteten Exporte des fossilen Energieträgers behindert. Auch bei geplanten Projekten bestehe Unsicherheit, betonte das Bundeswirtschaftsministerium, man wolle einen Sicherheitspuffer gegen mögliche Fehlschläge schaffen. Außerdem geht es um den Ausbau der Infrastruktur auf europäischer Ebene, von der auch andere Länder profitieren können.

Während in diesem Winter letzten Jahres vor einer Erdgasknappheit gewarnt wurde, erscheint ein solches Szenario derzeit unwahrscheinlich. Zuletzt waren die Gasspeicher in Deutschland noch zu über 90 % ausgelastet. Unter anderem drosselten private Haushalte und Unternehmen den Konsum.

Die Füllstände sinken typischerweise nach Beginn der Herbstheizperiode. Am Morgen des 14. November wurde ein Füllstand von 100 % verzeichnet. Am 1. Februar sollten die Speicher laut Energiewirtschaftsgesetz noch zu 40 % gefüllt sein. Im vergangenen Jahr spielten zumindest vorübergehend noch direkte russische Gasimporte eine Rolle. Diese soll erst im nächsten Winter verfügbar sein. Auch das Wetter spielt eine Rolle. Strenge Winter erhöhen den Gasverbrauch. Die Temperatur war in letzter Zeit relativ mild.

Protestankündigung

Der Lubminer Terminal ist nach Angaben des Betreibers bislang der einzige vollständig privat finanzierte Terminal in Deutschland. Die Deutsche Regas sprach von Kosten in Höhe von rund 100 Millionen Euro, die durch Eigenkapital und Investoren zustande kamen. Gas wurde Anfang dieser Woche im Rahmen eines genehmigten Probebetriebs erstmals in das Gasnetz eingeführt. In Wilhelmshaven war es gegen Ende des vergangenen Jahres soweit. Nach Angaben der Deutschen Regas ist es nach Erhalt der eigentlichen Betriebsgenehmigung auch möglich, Gas außerhalb der bisher geltenden Restriktionen zu importieren.

Der Start dieser beiden Terminals wurde kritisiert. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat die Betriebserlaubnis für das Terminal Wilhelmshaven angefochten und eine Befristung der Betriebsdauer von 20 Jahren auf maximal 10 Jahre beantragt. Auch die Einleitung von biozidbehandeltem Abwasser ins Meer kritisierte die DUH.

In Bezug auf Lubmin kritisierte der Verband eine aus seiner Sicht schlampige Genehmigung und stellte fest, dass derzeit keine drohende Verknappung des Gases bestehe. Aus ihrer Sicht seien die Auswirkungen auf den geschützten Greifswalder Bodden, durch den Tanker LNG transportieren, zu wenig berücksichtigt worden. Anwohner haben sich auch über den mit dem Terminal verbundenen Lärm beschwert. Behörden haben bereits mit Messungen begonnen. Der Protest wurde bereits für offiziell eröffnet erklärt.

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