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Lieber Oscar: Das Ende der Männerfreundschaft?

Oskar Lafontaine und Gerhard Schröder
Lang ist's her: Der damalige SPD-Kanzlerkandidat Gerhard Schröder (r) und der damalige SPD-Chef Oskar Lafontaine bei der Wahlkampfabschlußveranstaltung ihrer Partei vor fast 25 Jahren.

Seit fast einem Vierteljahrhundert verbindet sie eine legendäre männliche Feindseligkeit, die öffentlich zum Ausdruck kommt. Altkanzler Gerhard Schröder und Altfinanzminister Oskar Lafontaine suchen nun plötzlich eine Versöhnung? Der Geburtstagsgruß im Stern-Magazin deutete darauf hin: „Lieber Oscar“, schrieb Schroeder und machte damit deutlich, dass er die alten Spannungen beenden wollte. Es sind ungewöhnlich beruhigende Töne. Doch eines haben die einstigen SPD-Größen inzwischen gemeinsam: Sie sind zu Parteijungen geworden.

Eines ist klar: Schroeder und LaFontaine haben eine Menge Geschichte zu verarbeiten. Vor der Bundestagswahl 1998 pflegten Niedersachsen und das Saarland eine gute politische Partnerschaft – beide hatten Ambitionen auf eine Kanzlerkandidatur. Schröder gewann, Lafontaine wurde nach dem Wahlsieg der rot-grünen Partei Finanzminister und blieb weiterhin Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei. Doch der überraschende Durchbruch ließ nicht lange auf sich warten: Am 11. März 1999 legte er unerwartet alle seine Ämter nieder.

Die Spaltung löste nicht nur einen erbarmungslosen öffentlichen Wettbewerb aus, sondern veränderte auch die politische Landschaft Deutschlands. Denn Lafontaine löst sich zunehmend von der SPD. 2005 trat er der WASG bei und wurde später Mitbegründer der Linkspartei. In dieser Zeit fungierte er als Fraktionsvorsitzender und Parteivorsitzender. Im vergangenen Jahr verließ auch der Ehemann der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht spektakulär die Partei.

Sowohl LaFontaine als auch Schroeder werden 80 Jahre alt.

In den kommenden Tagen und Monaten werden LaFontaine (der Ältere) und Schroeder De (der Jüngere) beide 80 Jahre alt. Macht das Alter sanftmütig? Das könnte mehr sein als der Grund, warum Schroeder seinem Erzfeind einen unerwarteten Geburtstagsgruß schickte.

„Lieber Oscar“, schrieb er. „Du bist wieder schneller als ich. Du wirst dieses Jahr am 16. September 80 Jahre alt, und ich werde erst am 7. April nächsten Jahres 80 Jahre alt. Herzliche Glückwünsche zum 80. Geburtstag! Und: „80 zu sein ist sicherlich ein Grund, alte Reibungen der Vergangenheit anzugehören.“ Seine Glückwünsche beendete er mit „Herzliche Grüße, Euer Gerd“.

Offenbar ein geheimes Treffen im Mai

Schröder und der russische Präsident Wladimir Putin waren Kimir Putin also von Anfang an versöhnlich Von seinem Russland-Krieg gegen die Ukraine, und politisch hat Berlin nur noch wenige Freunde? Offenbar nicht nur das, denn laut der Zeitung „Stern“ trafen sich Lafontaine und Schröder im Mai im März zu einem langen, vertraulichen Privatgespräch. Ehefrau So-yeon Schröder -Kim und Wagenknecht sollen in Lafontaines Haus im Saarland erschienen sein. In einigen Fällen haben die ehemaligen Politiker ihre Differenzen unter vier Augen ausgetragen. Seitdem haben die beiden telefoniert.

Es ist unklar, was Schröder und LaFontaine diskutierten. Auch das aktuelle Thema soll diskutiert worden sein. Mittlerweile gab es, zumindest oberflächlich betrachtet, wieder mehr Gemeinsamkeiten: Die SPD hatte sich von beiden abgespalten. Versuche, Schröder aus der Partei auszuschließen, scheiterten daran auf seine mangelnde Kritik an Putin. Aber niemand in der Familie Willy Brandt wollte es noch einmal erwähnen. Sein Name wurde entfernt. Schröders Tasse ist längst aus den Läden verschwunden, und sein Foto hängt nicht in der Parteizentrale. Weder Schröder noch Lafontaine steht auf der Liste der führenden Sozialdemokraten.

Aber warum kommt es jetzt zu einer beispiellosen Annäherung? Die Frage liegt auf der Hand, zumal die ehemalige Linksikone Wagenknecht darüber nachdenkt, eine eigene Partei zu gründen. Die Idee, die sie Schröder ins Boot holen könnte, scheint etwas weit hergeholt. Der Prozess um seinen Parteiausschluss legt nahe, dass der Altkanzler den Sozialdemokraten nahesteht und sich vielleicht einfach nur versöhnen will.

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