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Krisen und Notfälle nach Stürmen

Der bisher heißteste Tag des Jahres endet mit schweren Gewittern. Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste sind im Dauereinsatz. Die Aufräumarbeiten werden bis Mittwoch anhalten.

Feuerwehr und Polizei melden zahlreiche Einsätze wegen des Sturms.
Feuerwehr und Polizei melden zahlreiche Einsätze wegen des Sturms.

- Krisen und Notfälle nach Stürmen

Schwere Stürme haben Straßen überflutet, Keller gefüllt und insbesondere den Fluss Saalbach im Landkreis Karlsruhe stark ansteigen lassen. Feuerwehren, Polizei und Rettungsdienste sind im Dauereinsatz. In Gondelsheim wurde ein Helfer beim Transport von Sandsäcken verletzt. "Es sind keine weiteren Personenschäden bekannt", meldete die Kreisfeuerwehr.

Das Hochwasservorwarnzentrum warnte am Abend vor lokal starken Regenfällen, die in einigen Bächen und kleinen Flüssen in Baden-Württemberg in der Nacht und am Mittwoch zu starken Wasserstandsanstiegen führen könnten.

Die Polizei in Karlsruhe rät, aufgrund der Unwetterlage unnötige Fahrten zu vermeiden. "Wenn Sie sich in der betroffenen Region befinden, informieren Sie sich bitte vorher über befahrbare Routen", hieß es in einer Mitteilung. "Wir bitten die Bevölkerung, die aktuelle Lage im Auge zu behalten und den Anweisungen der örtlichen Einsatzkräfte Folge zu leisten", appellierte die Polizei.

Hunderte Einsätze in der Karlsruhe Region

"In bebauten Gebieten kann starker Regen zu lokalen Überlastungen der Kanalisation und schnellem Überfluten von Straßen, Kellern, Unterführungen und Tiefgaragen führen", schrieben die Hochwasserexperten in einem Lagebericht auf der Website. "Auch außerhalb von bebauten Gebieten ist das Überfluten von Straßen möglich." Allerdings besteht keine regionale Hochwassergefahr an größeren Flüssen.

Laut ersten Informationen des Lagezentrums im Innenministerium lag der Schwerpunkt der Abendsturm-Einsätze in der Karlsruhe Region. Die Kreisfeuerwehr meldete kurz vor Mitternacht, dass die Feuerwehrler bisher über 500 Einsätze abgearbeitet hätten. Rund 300 Einsätze seien noch offen, "davon sind aber keine zeitkritisch". Insgesamt sind mehrere hundert Menschen im Einsatz.

Um die Sturm-Einsätze im Landkreis Karlsruhe zu koordinieren, hat die Feuerwehr eine "besondere Einsatzlage" ausgerufen. Kreisbrandmeister Jürgen Bordt von der Kreisverwaltung leitet das Leitstellenteam. "Darüber hinaus haben verschiedene Städte und Gemeinden Verwaltungspersonal zusammengetrommelt und die Feuerwachen sind ständig besetzt." Die Polizei informierte auch, dass die Kreisverwaltung ein Krisenteam eingerichtet hat.

An einigen Stellen steht das Wasser auf Straßen oder in Unterführungen bis zur halben Meter Höhe. Besonders betroffen ist die Gegend um Bretten und Bruchsal.

"Absolute Chaos"

In Gondelsheim, etwa 15 Kilometer westwärts von Karlsruhe, werden Autos von Hochwasser mitgerissen, meldete ein Feuerwehrsprecher am Abend. "Absolute Chaos" herrsche. Menschen, die in ihren Fahrzeugen von Wasser umgeben sind, hätten gemeldet, sagte ein Polizeisprecher. Allerdings erklärte er, dass nach der ersten Einschätzung der Feuerwehr keine Evakuierungsmaßnahmen notwendig seien. Der Saalbach ist an einigen Stellen über die Ufer getreten. Die Feuerwehr Gondelsheim schrieb auf Facebook zum Hochwasser: "Wir haben viele Meldungen, die wir priorisieren und abarbeiten."

Auf dem sozialen Netzwerk Facebook meldete die Gemeinde, dass es eine Notfallsituation im ganzen Ort gibt. Menschen sollten Freunde und Nachbarn unterstützen, wenn möglich. "Nach dem Regen werden viele helfende Hände und auch Pumpen etc. benötigt."

Das Kreisstraßenbauamt fährt mit Lkw auf Bundesstraßen ständig durch das betroffene Gebiet, um die Erreichbarkeit über das Straßennetz zu testen, meldete die Feuerwehr.

Menschen in Bruchsal werden dazu geraten, zu Hause zu bleiben.

Wegen des Sturms warnte die Stadt Bruchsal die Bevölkerung: "Achtung - Bleiben Sie zu Hause", hieß es am Abend auf der Website. "Wegen eines starken Regenereignisses kommt es in Teilen der Bruchsaler Innenstadt und den Stadtteilen Heidelsheim und Helmsheim zu Überschwemmungen." Die Straße durch Helmsheim ist teilweise bis zu einem Meter unter Wasser. Hier ist der Fluss Saalbach ebenfalls an einigen Stellen über die Ufer getreten. Wegen Überschwemmungen sind Straßen, Kreuzungen und Unterführungen nicht befahrbar und gesperrt. In Helmsheim besteht die Gefahr, dass eine Transformatorstation überschwemmt wird, was zu einem Stromausfall führen könnte. Die Feuerwache in Heidelsheim ist wegen Überschwemmung nicht erreichbar.

Das Fürst-Stirum-Klinikum in Bruchsal ist ebenfalls von Sturmschäden betroffen, meldete die Feuerwehr - ohne Details zu nennen. Es bleibt voll operativ.

Fluss übertrifft frühere Hochwasserstände

Eindrucksvolle Bilder vom Hochwasservorwarnzentrum zeigten die Situation: Die Kurve für die Gondelsheim-Messstelle zeigte, dass die Linie mehrere Tage und bis Dienstag unter der Zehn-Zentimeter-Marke lag. Am Abend sprang die Kurve plötzlich auf über 2,70 Meter - und übertrifft damit die Daten der Jahre 2013 (2,23 Meter), 2015 (2,06 Meter) und 1983 (1,95 Meter). Allerdings war auch gegen Mitternacht sichtbar, dass der Wasserstand rapide fiel.

Zu diesem Zeitpunkt wurde noch ein leichter Anstieg für die abstrom gelegene Bruchsaler Messstelle erwartet. Hier stieg der Wasserstand von unter 30 Zentimetern tagsüber auf fast 2,00 Meter. Der Wasserstand lag 2013 bei 1,68 Meter. Experten sprechen von einer sogenannten 100-jährigen Flut, wenn die Marke von 2,10 Meter erreicht wird, und von einer 50-jährigen Flut bei 1,92 Meter. Das Hochwasservorwarnzentrum gibt keine solche Information für Gondelsheim.

Später zogen Stürme über die Region Heilbronn nach Norden. Ein Polizeisprecher meldete zunächst nur wenige Einsätze, wie umgestürzte Bäume. Auf der A81 mussten Autofahrer zeitweise vor Aquaplaning gewarnt werden.

Mit einer Höchsttemperatur von 36,3 Grad war Dienstag in Waghaeusel-Kirrlach im Landkreis Karlsruhe vorläufig der zweithöchste Wert bundesweit durch den Deutschen Wetterdienst (DWD) gemessen worden. Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz nahm mit 36,5 Grad den ersten Platz ein, wie ein Meteorologe des DWD mitteilte. Demnach war Dienstag nach vorläufigen Daten der bisher heißeste Tag des Jahres.

Die Hochwasserwarnung des Hochwasserwarnzentrums deutet darauf hin, dass es in einigen Bächen und kleinen Flüssen in Baden-Württemberg in der Nacht und am Mittwoch zu erheblichen Wasserstandsanstiegen kommen könnte, was die derzeitige Hochwassersituation verschlimmern könnte.

Angesichts der schweren Hochwassergefahr warnen die Polizei in Karlsruhe davor, unnötige Reisen zu unternehmen und sich über die aktuelle Lage zu informieren, um die eigene Sicherheit zu gewährleisten.

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