Konfrontation zwischen Truckern und Aktivisten – Berufung
Die Staatsanwaltschaft hat Berufung gegen die Verurteilung eines Lkw-Fahrers wegen seiner Reaktion auf eine von der Klimagruppe Last Generation organisierte Straßenblockade eingelegt. Das gaben Gericht und Staatsanwaltschaft am Donnerstag bekannt. Der 41-jährige Lkw-Fahrer wurde am Dienstag vom Landgericht Stralsund wegen versuchter Nötigung für schuldig befunden, weil er im Juli Klimaaktivisten von Stralsunds Straßen gezerrt hatte – bzw. versucht hatte, dies zu tun. Er griff auch einen Aktivisten an. Die Staatsanwälte sprachen von Vorsatz. Der Richter befand, dass dies nicht bewiesen sei.
Der Fahrer wurde mit einer Geldstrafe von 1.800 Euro und einem viermonatigen Fahrverbot belegt. Die Staatsanwaltschaft klagte ihn unter anderem wegen versuchter schwerer Körperverletzung an und forderte eine Geldstrafe von 3.000 Euro sowie ein Führerscheinverbot für zehn Monate.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft können Berufungsgründe nur nach einem schriftlichen Urteil geltend gemacht werden. Die umstrittene Entscheidung weicht jedoch erheblich von den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft ab.
Laut einem Experten hätte der Aktivist theoretisch in einem speziellen Annäherungsspiegel gesehen werden können. Der Richter sagte jedoch, es sei unklar, ob der Fahrer die Aktivisten tatsächlich im Rückspiegel gesehen habe oder ob er in den Rückspiegel geschaut habe.
Während des Prozesses tauchte ein Video auf, in dem Fahrer vor Aktivisten anhielten, aus ihren Fahrzeugen ausstiegen und sie von der Straße zogen oder dies versuchten. Er stieß eine sitzende Aktivistin zu Boden und bedrohte sie mit seinen Fäusten. Anschließend sei er erneut losgefahren und habe einen vor ihm auf der Straße sitzenden Aktivisten kurz angestoßen. Niemand wurde verletzt.
Die Anwälte der Angeklagten forderten Freispruch. Sein Mandant sprach von einem stressigen Tag. Seine drohende Geste tat ihm leid. „Es ist definitiv zu viel.“
Das Video sorgte online für Aufsehen. Der Fahrer wurde heftig kritisiert, erhielt aber auch einige Unterstützung. Nach Angaben des Anwalts des 41-Jährigen sei im Rahmen einer Spendenaktion für den Fahrer ein fünfstelliger Betrag zusammengekommen. Der inzwischen arbeitslose Mann lebt von dem Geld, nachdem er das Unternehmen im September freiwillig verlassen hat.
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Quelle: www.dpa.com