Ein besonders aufsehenerregender Fall sind laut Kirchenrechtler Thomas Schüller die Missbrauchsvorwürfe gegen den 1991 verstorbenen Essener Kardinal Franz Hengsbach. „Es erscheint vernünftig, sonst hätten sich die beiden Bistümer nicht an die Öffentlichkeit gewandt und um Hilfe gebeten“, sagte der Experte aus Münster am Mittwoch in der Sendung „Morgenecho“ von WDR 5. „Man kann sich die mutmaßlichen Opfer nur vorstellen. Was für eine Angst.“ Die Bistümer Essen und Paderborn gaben am Dienstag bekannt, dass sie „schwerwiegende“ Missbrauchsvorwürfe gegen Hensbach, den Gründer des Essener Bistums, untersuchen. Unter anderem soll er als Weihbischof von Paderborn ein 16-jähriges Mädchen misshandelt haben. Ihm wurde auch ein weiterer Anschlag in Essen im Jahr 1967 vorgeworfen. Die Ermittlungen dauern an.
Schuler sagte, eine „Ikone“ sei von ihrem Sockel entfernt worden. „Man sieht die Grimasse der katholischen Kirche.“ Es gebe auch viele kritische Fragen dazu, „was die Kongregation für die Glaubenslehre ihren römischen Disziplinarbehörden angetan hat“. Hier erkennt man eine „zu späte Lernkurve“.
Der heutige Essener Bischof Franz-Josef Overbeck erfuhr in einem „langen Lernprozess“, dass sich seine eigene Kirche mit einem solchen Thema nicht beschäftigt hatte. „Ich halte den Fall für angemessen, aber ich glaube eher an den Täter“, sagte der Kirchenrechtler. Overbeck fand die Fakten: „Er ging ein Risiko ein. Dann musste er die Diözese zusammenbringen.“ Und: „Sein stürmischer Moment naht.“ bald.”