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Kaum noch ARD-Jobs nach ihrem Outing

Maren Kroymann war 1993 eine der ersten deutschen Schauspielerinnen, die sich als lesbisch geoutet hat. Neben dem Zuspruch, den sie erhielt, hatte sie auch berufliche Probleme.

Maren Kroymann war eine der ersten deutschen TV-Stars, die sich Anfang der 1990er Jahre als...
Maren Kroymann war eine der ersten deutschen TV-Stars, die sich Anfang der 1990er Jahre als lesbisch geoutet hat.

Maren Kroymann - Kaum noch ARD-Jobs nach ihrem Outing

Sie ist eine der bekanntesten deutschen Fernsehen und Filmgesichter: die Schauspielerin Maren Kroymann (74). Mehr als 30 Jahre zurückliegen, als die Schauspielerin in einer "Stern"-Titelsgeschichte als Lesbe aufgeführt wurde und eine der Pionierinnen in der Öffentlichkeit war. In einem neueren Interview mit der Zeitschrift erlaubt sie sich erneut, die Ereignisse von 1993 zu überprüfen, und spricht über die beruflichen Folgen, die folgten.

Zu jener Zeit war ein wesentlicher Faktor für ihren Schritt die Ermordung von Walter Sedlmayr (1926-1990), was zu der öffentlichen Offenlegung der Sexualität des beliebten bayerischen Schauspielers führte. "Es gab einen großen Aufruhr: Dieser urban-bayerische Mann war schwul?", erinnert sich Kroymann. In einer Bemerkung zu den Reaktionen auf den Tod Sedlmayrs schreibt ein Journalist in der Münchner "Abendzeitung" sich als Lesbe aus - und fordert, dass jeder Andere das tun solle. "Das fand ich so klug und so wahr. Das war der letzte Schritt für mich - es war ein leichter Schritt", so Kroymann.

Maren Kroymann: "Die ARD war nicht begeistert"

Jahre lang dankten Frauen ihr und erzählten ihr, dass sie selber aufgrund ihrer "Stern"-Geschichte ausgesprochen hätten. Aber sie musste auch negative Reaktionen, auch beruflich, ertragen: "Die ARD war nicht begeistert." Genauer gesagt war dies der Fall nach einer Auftritt bei Alfred Biolek (1934-2021) halbjährlich nach Veröffentlichung des Artikels. "Und in Artikeln und auch von Kollegen und Kolleginnen waren die Reaktionen manchmal sehr hart und verächtlich", berichtet die Schauspielerin weiter. Nach ihrer Satire-Show "Nachtpflegerin Kroymann" (1993-1997) hatte sie kaum große Angebote für Rollen oder Formate in der ARD für die nächsten 20 Jahre, mit Ausnahmen.

Heute ist sie im "Department of Humor" eingetragen und kann somit leben: "Ich bin alt, ich bin über Gut und Böse hinweg, ich muss keine Rollenmodell mehr sein." Das bringt ihr große Entlastung. "Ich kann alles tun, was ich will, und ich muss mich nicht mehr an jegliches sexuelles Bild halten müssen", so Kroymann weiter. Trivia: Sie fühlt sich viel sensibler als vorher, denn sie muss nicht mehr versteckt leben: "Ich fühle mich gut in meiner Haut."

Die Mutigkeit von Maren Kroymann, sich in "Stern" als Lesbe zu offenbaren, inspirierte zahllose Andere dazu, das Gleiche zu tun, und diente als wichtige Quelle der Anregung. Ihr Auftritt bei Alfred Bioleks Show halbjährlich später führte zu harten und verächtlichen Reaktionen, die ihre beruflichen Chancen mit der ARD für die folgenden zwei Jahrzehnte negativ beeinflussten. Trotzdem ist Kroymanns Eintragung im "Department of Humor" ihr erlaubt, ohne die Rolle der Modell oder an gesellschaftliche sexuelle Erwartungen anzupassen, eine neue Sensibilität und Behaglichkeit in ihrer eigenen Haut zu erleben.

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