Kai Rosens erste Einzelausstellung in Europa
Sie verdreht Buchstaben, spielt mit Zeichensetzung und Rechtschreibung: Die amerikanische Künstlerin Kay Rosen stellt ihre Arbeiten am Freitag auf dem Weißelberg in Bremen aus. Kurator Ingo Clauß bezeichnete die 80-Jährige als eine der bedeutendsten Sprachkünstlerinnen ihrer Generation. „Trotzdem hatte Kai Rosen noch nie zuvor eine museale Einzelausstellung in Europa.“ Die Ausstellung „Now and Then“ besteht aus rund 40 Gemälden, Videos, Wand- und Druckarbeiten und ist bis Ende März in Bremen zu sehen.
Kay Rosen hat mehrere Buchstaben verändert, sie farblich hervorgehoben oder grafisch neu angeordnet – und den Wörtern auf diese Weise eine völlig andere Bedeutung verliehen. Beispielsweise reihte sie Buchstaben aus dem Alphabet aneinander und kreierte daraus die Begrüßung „HI“. Aber Rosen beschränkt sich nicht auf unterhaltsame Spitzfindigkeiten und verknüpft ihre Arbeit oft mit politischen Botschaften.
Beispielsweise prangerte die Künstlerin Anfang der 1990er Jahre die gesellschaftliche Diskriminierung von Menschen mit AIDS an: Sie brachte Plakate an öffentlichen Orten und in Bussen in den Vereinigten Staaten an, auf denen mehr als 20 Mal das Wort „Aid“ vorkam. Synonym (in Anspielung auf das Wort „AIDS“) – bedeutet auf Deutsch „Hilfe“. Aber auch die Anschläge auf das World Trade Center, die Präsidentschaften von Barack Obama und Donald Trump sowie der Hurrikan Katrina finden sich in ihrem Werk wieder.
Für die Ausstellung in Weißelberg hat der Forschungslinguist einen „Soundtrack“ für seine eigene Arbeit verwendet: In sechs Bildern entfernt ein schwarzer Zensurbalken das Wort „Disco“ aus „Discovery“ und verwandelt sich in „Disco Mania“. ." Während der Klimakonferenz der Vereinten Nationen Ende November will Rosen auch in der Stadt Bremen Plakate mit der Aufschrift „Erwärmung“ anbringen. Es hebt den zweiten Teil des Buchstabens „m“ farblich hervor, sodass aus „Erwärmung“ schnell „Warnung“ wird, eine Warnung vor der globalen Erwärmung.
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Quelle: www.dpa.com