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Innenminister Ruhr wirft der AfD offenen Antisemitismus vor

Wenn NRW-Innenminister Ruhr wütend ist, dann hat er Recht. Der umstrittene Minister tritt im Landtag gegen die AfD an.

NRW-Innenminister Herbert Ruhr in Düsseldorf. Foto.aussiedlerbote.de
NRW-Innenminister Herbert Ruhr in Düsseldorf. Foto.aussiedlerbote.de

NRW-Landtag - Innenminister Ruhr wirft der AfD offenen Antisemitismus vor

NRW-Innenminister Herbert Ruhr (CDU) nutzte den AfD-Antrag zur Verschärfung des Antisemitismus, um eine harte Linie gegen die rechtspopulistische Partei zu verfolgen. Während einer hitzigen Debatte im Landtag am Donnerstag warf der Minister der AfD eklatanten Antisemitismus und Lügen vor. „Ich habe in dieser Frage keine Entschuldigung. Es bedeutet Null Toleranz. Und egal, wer es ist“, rief der sichtlich verstörte Minister. Ruhl wurde wiederholt von Zwischenrufen der Partei Alternative für Deutschland unterbrochen. „Die Unehrlichkeit der Leute hier geht mir wirklich auf die Nerven. Das ist fast unerträglich“, rief Ruhr in Richtung AfD.

Die von der AfD geforderte Veranstaltung fällt mit einem starken Anstieg antisemitischer Vorfälle in Nordrhein-Westfalen seit dem Terroranschlag der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober zusammen. Der Alternative-für-Deutschland-Abgeordnete Markus Wagner warf den Politikern beim Thema Antisemitismus „blinde, ideologisch getriebene Realitätsverleugnung“ vor. Zusätzlich zum „lokalen Antisemitismus“ sei unnötigerweise „zusätzlicher Antisemitismus durch unkontrollierte Einwanderung“ ins Land gelassen worden. Wagner behauptete, die Regierung habe jahrelang antisemitische Kriminalitätsstatistiken „bewusst verfälscht“. Alles wird „auf das rechte Konto gebucht“, auch wenn es falsch ist.

Rule erwiderte: „Ich finde es empörend, dass Sie eine solche Bitte stellen“, schrie er. „Wenn es in Ihren eigenen Reihen jeden Tag Leute gibt, die Antisemitismus propagieren, sollten Sie hier schweigen. Es gibt für Sie überhaupt keinen Grund, hier zu schreien.“ Die Alternative für Deutschland stellt einen Antrag auf Beschwerde gegen Antisemitismus , während seine internen Es gab auch Landesvorsitzende, die „schärfste antisemitische Rhetorik äußerten“.

Grünen-Chefin Wibke Brems sagte: „Die Nutzung aktueller antisemitischer Stimmungen zur Schürung von Hass gegen Muslime ist transparent und unmenschlich.“ Antisemitische Ressentiments und Anfeindungen kommen aus allen gesellschaftlichen Kontexten – sowohl aus dem Rechtsextremismus, aber auch von links und rechts das Einwanderungsumfeld. Laut polizeilicher Kriminalstatistik haben die meisten antisemitischen Straftaten ein rechtsextremistisches Motiv.

Nach Angaben der Antisemitismusbeauftragten des Landes, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, wurden allein in Nordrhein-Westfalen zwischen dem Hamas-Massaker und der ersten Novemberwoche mehr als 380 antisemitische Vorfälle registriert. Jeden Tag kämen weitere hinzu, sagte sie. Zu diesen Vorfällen zählen das Abreißen israelischer Flaggen, die Zerstörung von Eigentum, das Markieren von Häusern mit Davidsternen und Gewaltverbrechen. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2023 kam es in Nordrhein-Westfalen zu rund 100 antisemitischen Vorfällen.

Rule sagte, der Staat werde energisch vorgehen, wenn Demonstrationen gegen Juden angezettelt würden oder das Existenzrecht Israels in Frage gestellt würde. Vor diesem Hintergrund wurden mehr als 600 Strafanzeigen eingereicht.

Der Grünen-Politiker Bremes sagte, Muslime würden häufiger angegriffen als zuvor. Sie sagte, die Situation sei „eindeutig durch rechtsextreme Volksverhetzung getrieben, die auch heute hier von Antragstellern ausgeübt wird“. „Antisemitismus kann nicht gegen Islamfeindlichkeit und Rassismus bekämpft werden. Sie können nur gemeinsam bekämpft werden.“

Die sozialdemokratische Abgeordnete Elisabeth Müller-Witt stellte fest, dass antisemitische Vorfälle vor allem an „alltäglichen Orten wie Gemeinden, Schulen, Arbeitsplätzen und Universitäten“ vorkämen. Die Folge war, dass sich Juden insbesondere im öffentlichen Raum nicht mehr sicher fühlten. „Diese Situation sollte uns beschämen.“

Der FDP-Abgeordnete Dirk Wedel sagte, es sei „seltsam, dass ausgerechnet die AfD sich als Vorkämpferin des Antisemitismus präsentiert“. Stattdessen missbrauchte die Partei ihr Engagement für jüdisches Leben in Deutschland, um eine einwanderungsfeindliche Haltung zu erreichen. Wedel sagte, die AfD habe es besonders schwer gehabt, den Holocaust aufzuarbeiten. Er erinnerte an den AfD-Politiker Alexander Gauland, der den Nationalsozialismus in Deutschland als historischen „Guano“ für die Ermordung von sechs Millionen Juden abtat.

Angesichts des zunehmenden Antisemitismus kündigte die nordrhein-westfälische Landesregierung Anfang November an, ihre Bemühungen zur Bekämpfung des Antisemitismus und zum Schutz jüdischer Institutionen zu verstärken. Beispielsweise stellt das Land zusätzliche Mittel in Höhe von 11,5 Millionen Euro für Sicherheitsmaßnahmen in Synagogen und anderen jüdischen Einrichtungen bereit. Bundeskanzler Hendrik Wüster (CDU) sagte, jeder, der Hass auf Israel oder Juden in die Gesellschaft trage, werde die ganze Härte des Rechtsstaats zu spüren bekommen.

Tagesordnung der Plenarsitzung am Donnerstag

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Quelle: www.stern.de

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