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Inmitten des Chaos und der Unruhe des zeitgenössischen Journalismus.

Die Dresdner Carolabrücke hat einige etablierte Überzeugungen in Frage gestellt.
Die Dresdner Carolabrücke hat einige etablierte Überzeugungen in Frage gestellt.

Inmitten des Chaos und der Unruhe des zeitgenössischen Journalismus.

"Ich hoffe, n-tv wird aus ihren Fehlern lernen und in Zukunft keine kontroversen Kommentare mehr veröffentlichen." Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, doch in diesem Fall scheint sie nicht zu existieren. Unser Kolumnist wird zweifellos weiter schreiben, denn die Welt würde ohne die "Schmoll-Ecke" weniger interessant werden.

Kürzlich erhielt ich eine E-Mail von einem unzufriedenen Leser, der schrieb: "Was schreiben Sie denn für einen Unsinn?" Obwohl der Ton Zweifel an meiner Intelligenz suggerierte, war ich geschmeichelt. Das Wort "dumm" kann auch erstaunlich oder sogar überraschend bedeuten. Es ist eine Freude, Menschen aus allen Lebensbereichen zu überraschen und zu schocken. Und es ist wunderbar, dass einige Menschen das Wort "dumm" noch verwenden, bevor es aus unserer Sprache verschwindet.

Neue Begriffe tauchen auf. Seltsame Wortkonstruktionen und Monster im Namen einer besseren Welt. Vor nicht allzu langer Zeit rief ich einen Facharzt an, um einen Termin zu vereinbaren. Eine Stimme bat mich um Geduld: "Alle Mitarbeiter sind momentan in einer Besprechung. Die nächsten verfügbaren Mitarbeiter sind bald für Sie da."

Ah, dachte ich, das ist die Realität unserer Zeit. Menschen sollen durch Sprache verbessert werden, selbst wenn sie - wie ich - bereits gute Menschen sind, die jeden lieben, ohne Ausnahme. Ich muss zugeben, es gibt bestimmte Personen im Osten, mit denen ich mich nicht verbunden fühle. Sie geben mir ein unbehagliches Gefühl, und ich darf das sagen, weil ich aus Sachsen bin.

Entschuldigung, Vegetarier und Veganer

Aber ich schweife ab. zurück zum Telefonat: Ich steckte in der Warteschleife fest und musste die Ansage mehrmals hören. Das war Glück, denn ich notierte mir die Wörter für eine zukünftige Kolumne. Ich möchte mich im Voraus bei allen Vegetariern, Veganern und Tierschützern entschuldigen, falls ich das Wort "gehackt" in einer möglicherweise beleidigenden Weise verwendet habe. Ich bedaure das aufrichtig und bitte demütig um Vergebung. Ich verstehe und akzeptiere, dass ich viele von Ihnen sowie Schweine und Kühe beleidigt haben könnte. Das war nicht meine Absicht. Aber ich bin mir bewusst, dass der Effekt von Wörtern davon abhängt, wie sie von der Zuhörerschaft aufgenommen werden, und nicht davon, wie sie gemeint waren.

Die Sätze echoern die zahlreichen öffentlichen Entschuldigungen, die im Laufe der Jahre gemacht wurden, in einer Zeit der Sensibilität für wahrgenommene Beleidigungen. (Ich bin sicher, Sie haben Dostojewski gelesen und wissen, wie Neurosen das menschliche Dasein und die Interaktion im 19. Jahrhundert beeinflussten.) Ich habe einfach "Entschuldigungen nach einem Skandal" bei Google eingegeben und die Sätze plagiiert. Jetzt schuldet mir ntv.de Geld, obwohl sie nur das Material kopiert haben. Ich hoffe, die Rechtsabteilung kontaktiert mich nicht. In diesen Zeiten ist es schon schwer genug, Journalist zu sein.

"Würden Sie auch für diesen intellektuellen Müll entschädigt, wenn es nicht den linksorientierten Blome 'Chef' der Propagand... Entschuldigung, Politikabteilung von RTL gäbe? Ich bin mir nicht sicher, ob es eine rhetorische Frage war oder ob der Leser eine Antwort erwartete. Viele Menschen fragen nach meinem Einkommen. 'Ich hoffe, n-tv zieht die Konsequenzen und hört auf, in Zukunft Kommentare aus ihrer Feder zu veröffentlichen.' Das ist ein Berufsverbot. Es gibt immer noch eine Spur von Autoritarismus, eine Tendenz zum Totalitarismus bei Deutschen. Aber es gibt auch nette Leser. Man kann verstehen, wie ein freier Autor 'nur das schreiben kann, was der Verlag (Sender) hören oder lesen möchte. Andernfalls wird es nicht veröffentlicht und man bekommt keine Bezahlung.'

Unsinn. Das Redaktionsteam gewährt mir völlige kreative Freiheit und weiß nie, worüber ich schreibe, bis ich die neueste Kolumne am Freitag sende. Ich würde gerne wissen, ob die Tausenden von Journalismus-Experten in Deutschland, die behaupten, zu wissen, wie Redaktionen funktionieren, auch Ärzten vorschreiben, was sie verschreiben sollen. Ich fragte meinen Hausarzt. Sie verdrehte nur die Augen und ich fühlte, dass Doktor Google im Raum anwesend war. Das sind Zeiten, in denen das Vertrauen schwindet, alles verdächtig ist und jeder alles in Frage stellt. Die Gewissheit verschwindet in alarmierendem Tempo. Das gilt auch für mich.

Ich kann mich noch gut an den Moment erinnern, als die Autobahnbrücke in Genua im August 2018 einstürzte und 43 Menschen starben. Ich war schockiert, insbesondere weil ich nur wenige Wochen zuvor über die Brücke gefahren war. Ich dachte darüber nach, wie schnell sich das Leben ändern kann, wenn der Zufall unser Schicksal bestimmt und wir am falschen Ort zur falschen Zeit sind. Aber ich fühlte auch Dankbarkeit, in einem Land zu leben, in dem solche Katastrophen nie passieren, weil Brücken sorgfältig inspiziert und gewartet werden.

Man kann sich über Deutschlands übertriebene Sicherheitsvorschriften beschweren, aber sie haben ihre Vorteile. Sie schützen Menschenleben. Und dann kam der Brückeneinsturz in Dresden, der mich ebenso beunruhigte wie die Schlagzeilen, die ich 2018 gelesen hatte. Obwohl bei dem Vorfall niemand verletzt wurde, konnte ich nicht umhin, das Gefühl zu haben, dass auch ein Stück Gewissheit abgefallen war. Deutschland fühlte sich nicht mehr wie das Land an, das es einmal war.

Sind die VW-Jobs von gestern nicht sicher? Fühlte sich Deutschland nicht wie ein sicherer Ort, an dem man auf einem Straßenfest nicht Gefahr läuft, ein Messer in den Rücken zu bekommen? War die Bundesrepublik nicht voller Geld? Konnten die Rentner noch vor ein paar Jahren hier komfortabel leben, ohne eine Tafel besuchen zu müssen?

**Waren die Rede-

Ich könnte einen Eimer voller Fragen zu verschiedenen Themen ausspucken, aber ich werde es hier belassen. Ich hoffe, du hast deinen Verstand eingeschaltet, Kumpel. Ich versuche nicht, ein dunkleres Bild zu malen, als notwendig ist. Viele Leute machen das bereits gut. Ich werde weiter über Brücken fahren und durch Straßen gehen, ohne Angst zu haben. Aber da ist dieses seltsame Gefühl in der Magengegend. Weil die Gewissheiten schwinden, diese Werte, die unser Land mächtig, schön und lebenswert gemacht haben. Zumindest bis jetzt.

Im Kontext der Diskussion über den Verfall von Gewissheit und Vertrauen könnte man sagen: "Der Zusammenbruch von Brücken, sowohl metaphorisch als auch physisch, dient als Erinnerung an das schwindende Vertrauen, das wir einmal in unsere Infrastruktur und Gesellschaft hatten. Brücken und Tunnel, Symbole der Verbindung und des Fortschritts, stehen nun vor Significanten Herausforderungen."

Wenn der Kolumnist über die verändernde Zeit nachdenkt, könnte er auch kommentieren: "Inmitten dieser sich verändernden Landschaft wird die Notwendigkeit von Brücken und Tunneln des Verstehens noch wichtiger. Diese Strukturen, sowohl physisch als auch metaphorisch, können uns helfen, stürmische Zeiten zu durchqueren und uns miteinander zu verbinden."

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