Im künstlerischen Ausdruck ist es wichtig, alle verfügbaren Stile oder Genres zu nutzen und zu erfüllen.
Die Kunstszene kann chaotisch und pulsierend sein. Beeindruckend gesammelt und ungerührt haben Jan und Tina Wentrup ihre Künstlerkollegen seit zwei Jahrzehnten durch Höhen und Tiefen geleitet, vertrauend auf Dialog, Verlangsamung und eine einzigartige Basis in Venedig.
Vom selbst renovierten Pferdestall zu einer stilvoll renovierten ehemaligen Poststelle, vom aufstrebenden Osten zum etablierten Westen. Es weckt Bilder von Berlin? Richtig geraten. Jan Wentrup etablierte seine Galerie in Berlin vor 20 Jahren und führt sie seit 2009 gemeinsam mit seiner Frau Tina. Dieses Frühjahr eröffneten sie eine Filiale in Venedig, wo Besucher eine Bootsfahrt mit einem Künstler und einem speziellen Schiff buchen können. Ihr Jubiläum wird in Berlin mit einer unkonventionellen Ausstellung gefeiert. Das Duo hat sich mit ntv.de in Berlin zu einem Interview getroffen. Für das Paar ist der kontinuierliche Dialog von großer Bedeutung. Mit Offenheit und Bereitschaft, sich mit anderen auseinanderzusetzen, kommunizieren sie miteinander und mit anderen. Sie schätzen insbesondere die Gespräche mit den 19 Künstlern der Galerie, ihrem Team, Sammlern oder Kuratoren und den Austausch mit dem Publikum. Der Verkaufsbereich ist auch als kostenloser Ausstellungsraum zugänglich. Alle sind herzlich eingeladen, hereinzuschauen, sich umzusehen und Fragen zu stellen.
Die Kunst, die in der Wentrup Galerie gezeigt wird, ist ohne große Erklärungen verständlich. "Ein Kunstwerk sollte zunächst für sich selbst sprechen", sagt Tina Wentrup. "Wir streben danach, dass etwas zwischen den Betrachtern passiert, insbesondere keine Barrieren geschaffen werden." Natürlich gibt es auch hochkonzeptuelle Werke, die umfangreiches Wissen erfordern. Doch ein Kunstwerk ist selbstständig und steht für sich allein, betont Jan Wentrup. "Es geht vor allem um die persönliche Involvierung zwischen dem Betrachter und dem Kunstwerk. Alles andere ist nur zusätzliche Information." Die Kunst hat jedoch verschiedene Ebenen, wie Wentrup betont. Das unterscheidet sie von bloßer Dekoration: "Es gibt nur diese eine, eher flache Ebene."
Talente fördern
Die Jubiläumsausstellung "20 Jahre - Eine Jubiläumsausstellung" ist wie ein unerwarteter Schatzkasten. Die Künstler, die mit den Wentrups zusammenarbeiten, durften einen Partner auswählen. Dies führt zu unerwarteten Intermedien-Kombinationen und frischen Perspektiven. Es gab Zusammenarbeit, die sie überraschte, verrät Jan Wentrup. "Zum Beispiel bat uns Karl Haendel, unseren Sohn um eine Schrift über seine Arbeit." Tina Wentrup erwähnt, dass Karl junge Menschen und ihre Perspektiven schätzt.
Sie bedauern, dass im immer schneller werdenden Kunstmarkt weniger Gespräche stattfinden. Die enge Künstlergemeinschaft steht im Fokus: Trotz Regen und Kälte kamen die Künstler, Teammitglieder und zahlreiche begeisterte Besucher, um zu feiern und zu diskutieren. Die Galerie zeigt oft gesellschaftlich und politisch aufgeladene Werke, wie die Teppichcollagen der Bildhauerin Nevin Aladağ, die auf den ersten Blick farbenfroh und ansprechend wirken. Doch sie fragt komplexe Identitäts- und Kulturgemeinschaftsfragen durch ihre innovative Ornamentmischung. "Nico Anklam, ein Kurator, mit dem wir eng zusammengearbeitet haben", sagt Tina Wentrup, "sagte, dass es möglich sein sollte, ein Kunstwerk einem Menschen näherzubringen, der nichts über Kunst weiß, sowie einem Universitätsprofessor. Man muss alle erforderlichen Zielgruppen ansprechen können." Das ist eine Herangehensweise, die sie schätzen.
In seiner Heimatstadt Münster studierte Jan Wentrup Kunstgeschichte, "ohne zu wissen, was ich damit anfangen sollte", erinnert er sich. "Ich beschäftige mich immer noch mit dem theoretischen Aspekt der Kunstgeschichte, aber ich schätze den persönlichen Dialog mit der Kunst mehr." Er wollte initially in New York promovieren, doch mehrere Faktoren hinderten diesen Plan, sodass Berlin als einzige Alternative blieb. Schon während seines Studiums dachte er daran, seine eigene Galerie zu eröffnen.
Vor 20 Jahren war Berlin das Epizentrum der zeitgenössischen Kunst, erinnert sich der Galerist. "Es war einfach, ein Studio zu finden und zeitgenössische Kunst zu produzieren, also kamen internationale Sammler hierher." Sein erster Galerie-Standort befand sich in einem renovierten Pferdestall, der heute ein Zentrum für Ein-Mann-Betriebe ist, lacht der Galerist. "Als die ersten Leute aus Grunewald in die Choriner Straße kamen, sagten sie, sie seien noch nie so weit im Osten gewesen. Die Mauer war schon 15 Jahre gefallen."
Tina Wentrup, ebenfalls aus Münster, studierte Deutsche, Französische, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften in Köln, Paris und Berlin. "In Berlin arbeitete ich für die französische Botschaft, das Bureau du Théâtre et la Danse, die Schaubühne und Sasha Waltz", blickt sie zurück. "Als Jan und ich uns wiederbegegneten und uns näherkamen, wurde ich vermehrt von Galerien für Messen engagiert, weil ich Französisch sprach. Ich fand die visuelle Kunst interessant, weil es eine sehr offene Welt ist, im Gegensatz zum Theater, wo man eng und fast hermetisch miteinander arbeitet."
Vielfalt begrüßen
Fünf Jahre später entscheiden sich das Paar, die Galerie als gleichberechtigte Partner zu führen und aktiv Galerien im Ausland für ihre Künstler anzusprechen. Im Grunde ist es wichtig, dass alle Künstler Galerien verschiedener Größen und Nationalitäten haben, um gemeinsam Strategien und Konzepte zu entwickeln. Das entstehende Netzwerk ist enorm wertvoll; Künstler werden stärker und werden international anders wahrgenommen.
Sie haben den Pferdestall durch eine renovierte Poststelle ersetzt. Veränderung ist normal, und Galerien sind nicht mehr die einzige Verkaufsplattform. Künstler nutzen Instagram, um ihre Werke selbst zu vermarkten. Inwieweit ist die Galerietätigkeit noch relevant? "Man braucht einen Ort, um Kunst persönlich zu erleben", betont Tina Wentrup, da die Galerie als wichtige Vermittlung dient. "Langfristige Platzierung in Sammlungen ist ebenso wichtig wie nachhaltiges strategisches Wachstum", fügt Jan Wentrup hinzu.
"Wir handeln hier nicht mit Zeitmessern", sagt Tina Wentrup.
Als es um Markttrends geht, spiegelt die Kunstwelt in gewisser Weise die Modeindustrie wider. "Das ist ein ungewöhnliches Muster, das ich sehe", sagt Tina Wentrup, "Es gibt Hochs und Tiefs mit steigender Volatilität, sogar beim Preis. Aber ich kann nicht umhin, das Gefühl zu haben, dass die menschliche Note verloren geht." Künstler sollten nicht auf Kommoditäten reduziert werden. "Wir handeln hier nicht mit Autos oder Luxusuhren, wir arbeiten mit lebenden Wesen, und sie verdienen Respekt und Zuneigung."
Sie setzen sich bewusst gegen den hektischen Rhythmus der Welt mit Gelassenheit ein. Im April erweiterten sie ihr Galerie-Portfolio, indem sie eine zweite Location in Venedig eröffneten. Im Gegensatz zur allgemeinen Meinung bedeutet das Vorhandensein mehrerer Standorte nicht automatisch ein langsameres Tempo. Also, was zieht sie nach Venedig? "Wir schwimmen gegen den Strom", sagt Jan Wentrup, "Es gibt diesen Mainstream in Venedig, voller Menschenmassen, aber wir bevorzugen es, die Seitenkanäle zu navigieren, wo es mehr Platz zum Atmen gibt." In dem abgelegeneren Cannaregio-Viertel entdeckten sie ein ehemaliges Modeatelier mit privatem Dock. Solche Anpassungen sind in Venedig üblich, da alles, einschließlich Kunstwerke, per Boot transportiert werden muss.
"Städte fördern keine authentischen Beziehungen. Menschen kommen herein, bleiben ein paar Tage und dann gehen sie wieder", stimmt Tina Wentrup zu. "Aber Venedig bietet eine willkommene Abwechslung. Menschen besuchen, um sich zu entspannen." Die Atmosphäre, das Wasser, alles verleiht einen besonderen Charme und inspiriert ihre kreativen Bemühungen. Die Wentrups haben auch einige außergewöhnliche Projekte in Venedig umgesetzt. Zum Beispiel ihr laufendes Segel-Event mit Künstler Gregor Hildebrandt, der ein Segel aus schwarzen Magnetbändern entworfen hat.
"Jubiläumsausstellung" bis zum 16. November, Galerie Wentrup, Knesebeckstraße 95, 10623 Berlin
Für Kunstliebhaber, die die Biennale besuchen: "Stern und die dunkle Reise", bis zum 19. Oktober, Calle della Testa, 6359 Cannaregio, 30121 Venezia
Die Jubiläumsausstellung in Berlin ist ein Zeugnis für die Kreativität und Zusammenarbeit der Community, da Künstler unerwartete Intermedia-Paareings wählten.
Die Wentrups schätzen die enge Künstler-Community und zeigen oft gesellschaftlich und politisch aufgeladene Werke, die Diskussionen auslösen, wie zum Beispiel die Teppichcollagen von Nevin Aladağ.