Die IG Metall, Deutschlands größte Gewerkschaft, steht vor einem zukunftsweisenden Jahr. Auf dem Gewerkschaftskongress in Frankfurt im Oktober werden die Delegierten ein neues Führungsteam wählen und möglicherweise auch über eine neue Führungsstruktur diskutieren. Gewerkschaftspräsident Jörg Hofmann kündigte für dieses Jahr entsprechende Gespräche an. Er wird heute auch über das Mitgliederwachstum und die Finanzen des vergangenen Jahres berichten.
Nach bisherigen Informationen kann die Gewerkschaft den von der Pandemie geprägten Negativtrend der beiden vorangegangenen Jahre im ersten Halbjahr 2022 nicht umkehren. Erst nach der Mobilisierung von Tarifverhandlungen in der Eisenwaren- und Elektroindustrie glaubten in der zweiten Jahreshälfte mehr Arbeitnehmer an einen Beitritt. Die IG Metall hatte Ende 2021 fast 2,17 Millionen Mitglieder. Im Vergleich zum Vorjahr ging er um 2,1 Prozentpunkte zurück.
Was die künftige Gewerkschaftsführung betrifft, wird ein Modell mit reduzierten Kernvorständen und Doppelspitze diskutiert. Hoffman, 67, wird nicht mehr antreten. Die bisherige stellvertretende Vorsitzende Christiane Benner wird nicht alleinige Vorsitzende, sondern muss sich die Führung teilen. Im Falle einer Wahl wäre Benner die erste Frau an der Spitze der stark männerdominierten Gewerkschaft, der 54-jährigen Soziologin wurde intern mangelnde Erfahrung im Streik großer Tarifverträge vorgeworfen.