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Häusliche Gewalt taucht in Deutschland wieder auf.

Im Jahr 2020 gab es in Deutschland erneut einen Anstieg der Fälle von häuslicher Gewalt, der sich mit dem des Vorjahres deckt. Trotz des Willens der deutschen Regierung, dieses Problem anzugehen, sind viele Lösungen noch nicht umgesetzt worden.

Im vergangenen Jahr waren 75,6 Prozent der Tatverdächtigen bei häuslicher Gewalt männlich. Die...
Im vergangenen Jahr waren 75,6 Prozent der Tatverdächtigen bei häuslicher Gewalt männlich. Die Opfer von Gewalt in Paarbeziehungen waren mit 79,2 Prozent überwiegend Frauen, während 20,8 Prozent der Betroffenen männlich waren. (Symbolbild)

Rechtswidrige Handlungen - Häusliche Gewalt taucht in Deutschland wieder auf.

Frauen aus allen Hintergründen erleiden häusliche Gewalt: Die neuesten Polizei-Kriminalstatistiken zeigen, dass die Anzahl der von häuslicher Gewalt Betroffenen auf 256.276 Personen im Jahr 2023 anstieg, was einem Zuwachs von 6,5% gegenüber 2022 entspricht. Das Vorjahr sah einen Anstieg von über 8% im Vergleich zu 2021. Bemerkenswert ist, dass drei Viertel der Verdächtigen Männer waren.

"Jedem Tag in Deutschland erleiden über 700 Menschen häusliche Gewalt", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bei einer Pressekonferenz. Sie wurde von Familieministerin Lisa Paus (Grüne) und der Vizepräsidentin der Bundeskriminalpolizei, Martina Link, begleitet, um das bundesweite Bericht über häusliche Gewalt in Deutschland vorzustellen. Faeser fügte hinzu: "Die Mehrheit der Opfer sind Frauen, was 70,5% ausmacht." Es könnte aber sein, dass diese Zahl viel höher ist.

Um die Definition von häuslicher Gewalt zu klären, betrifft sie gewalttätige Handlungen zwischen Personen, die entweder in einer Beziehung waren oder familiäre Beziehungen hatten. Der gewalttätige Akt kann innerhalb eines Privathaushalts oder in einer familienähnlichen Beziehung stattfinden, wie BKA-Vizepräsidentin Martina Link erklärte.

Partnergewalt ist die häufigste Form von häuslicher Gewalt und macht 65,5% der Fälle aus. Insgesamt wurden mehr als 168.000 Menschen 2023 betroffen, was einen Anstieg von 6,4% im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Frauen waren die Hauptopfer, mit 79,2% aller Opfer. In diesem Bereich ging es hauptsächlich um vorsätzliche leichte Verletzungen, Drohungen, Stalking oder Zwang (59,1%). In schwereren Fällen ging es um gefährliche Körperverletzungen (11,4%).

Im Jahr 2023 wurden 155 Frauen von ihren Partnern oder Ex-Partnern getötet - 22 Tote mehr als im Vorjahr. Für Männer in derselben Situation betrug die Zahl 24.

Frauenpolitikerin Paus betonte, dass Femicide nicht als einfaches Neiddrama trivialisieren soll. Sie ergänzte außerdem die Auswirkungen auf Kinder, die solche Gewalt beobachten, indem sie sagte: "Wenn Kinder ihre Mutter schlagen sehen, tragen sie die Folgen fürs Leben mit sich."

Neben dieser Gruppe von Opfern gibt es die Kategorie der innerfamiliären Gewalt (34,5%), die unter Verwandten stattfinden kann und sogar zwischen Großeltern und Enkelkindern. Im Jahr 2023 waren über 88.411 Personen betroffen, was einen Anstieg von 6,9% im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Bemerkenswert ist, dass weibliche Opfer weniger als die Hälfte dieser waren (54%), und ein Viertel der Opfer unter 14 Jahren alt war.

Ursachen für den Anstieg

BKA-Vizepräsidentin Link vermutete, dass die jüngsten Sozialkrise teilweise für den Anstieg an häuslicher Gewalt verantwortlich sein könnten. Trotzdem gab es zunehmende Bemühungen, solche Fälle zu melden, und mehr Nachbarn und Zuschauer kamen vor, um Täter zu denunzieren.

Dieser Trend ist auch bei der "Gewalt gegen Frauen"-Hotline sichtbar, deren Leiterin Petra Soechting im Jahr 2023 59.000 Beratungsanrufe verarbeitete - ein Anstieg von 12% im Vergleich zum Vorjahr.

Um den Trend weiter zu steigern, gibt es jedoch nicht genügend Unterstützungsangebote.

Mach Gewalt unattraktiv

Faeser betonte die Notwendigkeit, frühzeitig gegen Gewalt vorzugehen, und schlug einen Plan vor, der ähnlich ist wie der in Österreich, wo Verurteilte anstatt Frauen zu treffen, an einer Pflichtausbildung gegen Gewalt teilnehmen müssen.

Die Ministerinnen planten, Änderungen in der Gewaltvorbeugungsgesetzgebung einzuführen, um solche Pflichtausbildungen für Täter einzuführen, und möglicherweise sogar elektronische Fußfesseln einzuführen, um die Polizei schneller bei Krisen zu unterstützen.

Schutz für Opfer

Paus erwähnte ihre laufenden Gespräche zur Überarbeitung des "Gewalthilfegesetzes". Das neue Gesetz soll einen rechtlichen Anspruch auf Schutz und Beratung und die Schutzangebote des Bundes finanzieren, um mehr Plätze in Frauenunterkünften zu schaffen.

Derzeit verfügen die Frauenunterkünfte in Deutschland über 7.786 Plätze, aber Paus sprach von einem Bedarf an 10.300 zusätzlichen Betten. Die Polizei verlangte hingegen, dass etwa 14.000 Plätze fehlen.

Wie man diese Lücke ausfüllen sollte, blieb von den Ministern unerwähnt. Der CDU-Stellvertreterin Silvia Breher hatte zuvor Paus dazu aufgefordert, für die Errichtung zusätzlicher Unterkünfte zu investieren, und behauptete, dass ein rechtlicher Anspruch auf Schutz nur dann Sinn macht, wenn es ausreichende Ressourcen gibt. Frauenhilfsorganisationen stimmen darin überein, dass größere Investitionen notwendig sind.

"Ohne eine bindende Finanzierungsbürgschaft von allen Ebenen des Staates kann keine umfassende Zugänglichkeit zu spezifischen Schutzdiensten garantiert werden", sagte der Präsident der Sozialhilfe Deutschland, Michaela Engelmeier.

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