In einem Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kritisierte Sachsen-Anhalts Kanzler Reiner Haseloff (Kim Union) den dramatischen Anstieg der Importe von Düngemitteln wie Harnstoff und Ammoniak aus Russland. Ein Sprecher der Landesregierung von Sachsen-Anhalt sagte am Donnerstag, Haseloff habe in dem Brief seine Besorgnis über den Wirtschaftsstandort Deutschland geäußert. Allein die Harnstoffimporte Deutschlands stiegen im ersten Halbjahr dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr um 670 %. Das Hauptproblem besteht darin, dass ein großer Teil dieser Importe aus Russland kommt.
„Während die Abhängigkeit Deutschlands von ausländischen Düngemitteln ein kritisches Ausmaß erreicht hat, nimmt diese Abhängigkeit nun zu“, schrieb die Kanzlerin in einem Brief an die Deutsche Chemikaliengesetzgebung. Bundeskanzlerin, „also aus einem Land, in dem Ihre Regierung Deutschland aus seiner Abhängigkeit führen will“. Jetzt ist es an der Zeit, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Die deutsche Düngemittelindustrie musste schwere Produktionseinbußen hinnehmen.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes beliefen sich die Harnstoffimporte im vergangenen Jahr auf rund 131 Millionen Euro. Rund 36 Millionen Euro im Jahr 2021 und rund 14,5 Millionen Euro im Jahr 2020. Als Basis für landwirtschaftliche Düngemittel werden unter anderem Harnstoff und Ammoniak verwendet. Zu Beginn des Jahres stellte der Agrarindustrieverband fest, dass die Einfuhren von Düngemitteln aus Russland hoch seien.
SKW Piesteritz, ein Düngemittelhersteller aus Sachsen-Anhalt, der zu den größten Produzenten in Deutschland zählt, drohte vor wenigen Tagen damit, einen Teil seiner Produktion nach Österreich auszulagern. Haselov forderte in seinem Brief eine ausgewogene Sanktionspolitik auf EU-Ebene. Gewisse Lockerungen der Sanktionen gegen Russland müssen rückgängig gemacht werden.