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Haselnussanbau in Thüringen: Noch eine harte Nuss zu knacken

Haselnuss
Haselnussstrauch in einem Garten in Dresden.

Der Haselnussanbau hat in Thüringen noch Seltenheitswert, aber erste Grundlagen für die Kultivierung sind gelegt. «Es gibt nur eine Handvoll Betriebe, die vor ein paar Jahren im Rahmen des Haselnussprojekts angefangen haben», sagt Martin Penzel, Referent im Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum. Die betroffenen Landwirte haben demnach auf 0,5 bis 1,7 Hektar Haselnüsse gepflanzt.

Erstmals werden in diesem Jahr Ernten erwartet. Penzel geht von 150 bis 200 Kilogramm aus, die etwa beim Betrieb Hof Sallach in Uhlstädt-Kirchhasel (Landkreis Saalfeld-Rudolstadt) in den kommenden Wochen anfallen werden. Die Menge sei gering und werde daher direkt vermarktet, sagt Penzel. Sie könnten etwa noch nicht geknackt vor Weihnachten angeboten werden. Auch im Saale-Orla-Kreis, bei Weimar sowie nahe Gotha bauen Betriebe die Nüsse testweise an. Die Ergebnisse dieser Versuche interessierten bereits viele Menschen, sagt Penzel. Zu einer Infoveranstaltung «Thüringer Haselnuss» des Lehr- und Versuchszentrums Gartenbau in Erfurt am Mittwoch habe es rund 90 Anmeldungen gegeben.

Die Haselnuss ist zwar heimisch und wild in Deutschland verbreitet. Bislang ist sie aber kaum gezielt angebaut worden. Die Erträge seien wegen der kalten, nassen Winter als zu instabil bewertet worden, sagt Penzel. In südlichen Ländern lasse sie sich verlässlicher kultivieren. Mit dem in Deutschland wärmer werdenden Klima und den milderen Wintern sei die Idee aufgekommen, in Thüringen den Versuch zu starten, die Haselnuss als Alternative zu anderen Obstarten testweise anzubauen.

Die Hauptmenge der in Deutschland verzehrten Haselnüsse stammt nach Angaben des Bundesagrarministeriums aus der Türkei, aus Spanien und Italien. Auch nach Erkenntnissen des Bundeszentrums für Ernährung werden Haselnüsse aus Deutschland praktisch nur in Selbstvermarktung vertrieben.

Die Überlegung, etwa unabhängiger von der Türkei als Lieferant für Haselnüsse zu werden, spiele bei den Versuchsanbauten in Thüringen eine Rolle, sagt Penzel. Allerdings sei es noch ein langer Weg, bis im Freistaat die Nüsse für Süßwaren und ähnliches in nennenswerter Menge angebaut werden könnten. Es brauche weitere Versuche, mehr Betriebe, die sich darauf einließen und mehrere Jahrzehnte, bis für die hiesige Witterung passende Sorten gezüchtet seien.

Vorläufigen Berechnungen für 2020/21 zufolge lag der Pro-Kopf-Konsum von Haselnüssen in Deutschland laut Agrarministerium bei 800 Gramm. Haselnüsse waren damit nach Erdnüssen (1,4 Kilogramm) und Mandeln (1 Kilogramm) unter den Nüssen besonders beliebt.

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