Wohnungskäufer in Frankfurt haben im ersten Halbjahr kräftig vom Preisverfall auf dem Immobilienmarkt profitiert. Die Angebotspreise für Eigentumswohnungen sanken im Schnitt um 11,8 Prozent gemessen am Vorjahreszeitraum, zeigt eine Analyse des Frankfurter Maklers Von Poll Immobilien. In 39 von 45 analysierten Stadtteilen fielen demnach die Kaufpreise, in 25 davon prozentual zweistellig. Bei den Mieten für Wohnungen war ein gegenläufiger Trend zu beobachten: Sie stiegen in 39 Stadtteilen – im Schnitt um drei Prozent.
Käufer von Eigentumswohnungen mussten im ersten Halbjahr im Mittel 6021 Euro je Quadratmeter bezahlen – nach 6829 Euro ein Jahr zuvor, wie aus der Analyse hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Stark sanken die Preise unter anderem im Nordend-West (-14,3 Prozent), im Gallusviertel (-13,5) und in Oberrad (-12,2). Zu den wenigen Stadtteilen mit steigenden Preisen zählten Altstadt (+7,3), Nieder-Erlenbach (+6,5), Harheim (+6,3) und Westend-Nord (+5,0).
Die Kaltmieten legten auf gut 16 Euro je Quadratmeter zu. Kräftig nach oben ging es unter anderem in Niederrad (+10,3 Prozent), der Innenstadt (+10,4) und im Bahnhofsviertel (+9,8). Sinkende Mieten gab es etwa im Gutleutviertel (-2,2 Prozent) und Dornbusch (-2,0).
Dem Jahresvergleich lagen rund 7200 Inserate für Eigentumswohnungen sowie rund 25.700 für Mietobjekte im Bestand zugrunde. Angebotspreise sind noch keine Abschlüsse. Oft gibt es Abweichungen im Vertrag. Sie zeigen aber die Richtung. Während bei Immobilienkäufen Preisverhandlungen üblich sind, kommt das bei Mieten seltener vor.
Wie in vielen Metropolen waren die Immobilienpreise in Frankfurt im jahrelangen Boom hochgeschossen. Doch angesichts stark gestiegener Zinsen für Kredite und rasanten Steigerungen bei den Baukosten hat sich der Markt abgekühlt – viele Menschen können oder wollen sich den Immobilienkauf nicht mehr leisten. Bauherren sagen Projekte ab.
In Frankfurt fällt der Preisverfall nach Einschätzung von Maklern und Finanzierern besonders kräftig aus, auch weil kaum noch teure Neubauten auf den Markt kommen und sich internationale Kapitalanleger zurückhalten. Wohnraum bleibt aber gefragt, was die Mieten weiter nach oben treibt. So geht die Schere bei der Entwicklung der Kaufpreise und Mieten auseinander – am stärksten laut Studie in der Innenstadt, in Praunheim und im Bahnhofsviertel.
Kaufinteressenten seien weiter verunsichert, sagte Daniel Ritter, geschäftsführender Gesellschafter bei Von Poll Immobilien. «Die Vermarktungsdauer hat sich derzeit auf vier bis sechs Monate verlängert.» Der Zustand einer Immobilie spiele wegen anstehender Sanierungspflichten für Heizungen eine zunehmende Rolle. Der Wunsch nach der eigenen Immobilie sei aber ungebrochen. Vor allem Häuser mit Garten seien gefragt.