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„Fragmente eines nationalen Vertrags“: eine Kritik der Gefängnisarchitektur

Gemeinsame Gefängnisse sollen Sachsen und Thüringen dabei helfen, Geld zu sparen. Doch nun sind die Baukosten in die Höhe geschossen und die Zwickauer Gefängnispläne bleiben unvollendet. Thüringer Abgeordnete beklagten mangelnden Einfluss.

Blick auf die Baustelle der Gemeinsamen Justizvollzugsanstalt Sachsen-Thüringen. Foto.aussiedlerbote.de
Blick auf die Baustelle der Gemeinsamen Justizvollzugsanstalt Sachsen-Thüringen. Foto.aussiedlerbote.de

Zwickau - „Fragmente eines nationalen Vertrags“: eine Kritik der Gefängnisarchitektur

Im Thüringer Landtag kritisierten mehrere Abgeordnete die Verzögerungen und erhöhten Kosten beim Bau der gemeinsamen thüringisch-sächsischen Justizvollzugsanstalt in Zwickau. „Was für eine Katastrophe“, sagte der FDP-Abgeordnete Dirk Burgener am Mittwoch im Thüringer Landtag. Sie wissen nicht, wann das Gefängnis fertiggestellt sein wird und wie viel es letztendlich kosten wird. „Was wir hier haben, ist ein Chaos internationaler Verträge.“

Das Projekt steht seit Jahren in der Kritik, sein ursprünglicher Eröffnungstermin 2019 wurde auf 2025 verschoben. Die geschätzten Kosten haben sich verdoppelt. Die in Zwickau geplante neue Justizvollzugsanstalt soll bis zu 820 Häftlinge beherbergen, davon 450 aus Sachsen und 370 aus Thüringen. Es soll mehrere andere Gefängnisse ersetzen. Die beiden Bundesländer haben 2014 einen Staatsvertrag für das Projekt unterzeichnet.

Der Linken-Abgeordnete Sacha Bielay verwies darauf, dass Wolfgang Voss (CDU) damals Thüringens Finanzminister war. Er fungierte als Staatssekretär für Finanzen in Sachsen. „Wenn sich die Öffentlichkeit jetzt fragt, warum dieser Staatsvertrag den Interessen Thüringens so abträglich ist, dann deshalb, weil nur die Augen Sachsens auf diesen Staatsvertrag blicken.“

Der CDU-Abgeordnete Stefan Schard sagte, es müsse eine Lösung gefunden werden. „Es gibt große Probleme beim Bau der Justizvollzugsanstalt Zwickau.“ Er glaubt, dass keine andere Wahl bleibt, als „Zwickau schnellstmöglich ans Netz zu bringen.“

„Das ist eine sehr, sehr schlimme Situation, auf die wir überhaupt keinen Einfluss haben“, sagte die SPD-Abgeordnete Dorothea Marx. „Wir müssen dafür sorgen, dass der Strafvollzug Thüringens darunter nicht leidet.“

Thüringens Justizministerin Doreen Denstädt (Grüne) erklärte, dass Thüringen laut Staatsvertrag rund 45,12 % der Kosten tragen müsse. Der Vertrag sei „offensichtlich aufgrund der schlechten Verhandlungsposition Thüringens ohne Sicherheitsklauseln vereinbart worden“. Thüringen übte daher keinen nennenswerten hoheitlichen Einfluss auf den Bau aus.

Das neueste Inbetriebnahmeziel ist das erste Quartal 2025. Um einen neuen Termin festzulegen, müsse man zunächst auf die Ausarbeitung neuer Baupläne warten, sagte Denstadt. Es wird davon ausgegangen, dass die Gesamtkosten im Jahr 2014 zunächst auf 149,5 Millionen Euro geschätzt wurden. Der Anteil Thüringens soll 67,5 Millionen Euro betragen. Die Gesamtkosten werden inzwischen auf 302,8 Millionen Euro geschätzt. Denstädt sagte, Sachsen könne mit weiteren Kostensteigerungen rechnen.

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Quelle: www.stern.de

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