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Flugzeug fliegt für DFB-Team mehrmals leer quer durchs Land

"Absurdes Flug-Hopping"

Die deutsche Nationalmannschaft reiste mit einer Lufthansa-Maschine von Nürnberg nach Dortmund.
Die deutsche Nationalmannschaft reiste mit einer Lufthansa-Maschine von Nürnberg nach Dortmund.

Flugzeug fliegt für DFB-Team mehrmals leer quer durchs Land

Die UEFA verspricht die "beste nachhaltige Europameisterschaft jemals", aber für die beteiligten Mannschaften scheint dieser Versprechen nur bedingt gelten zu können. Gemäß einer Untersuchung der Zeitschrift "Spiegel" fliegt die deutsche Fußballnationalmannschafts Reiseweg zu den Viertelfinals in Dortmund zu einem großen Teil leer.

Die Flüge des deutschen Fußballnationalteams von ihren EM-Viertelfinals in Herzogenaurach nach Dortmund und zurück verursachen eine Kaskade von Positionierungsflügen, wie die "Spiegel"-Forschung ergab. Das Lufthansa Airbus A319, das die deutschen Fußballspieler von Nürnberger Flughafen zum Dänemark-Spiel und zurück transportierte, musste insgesamt sechs Legs für diese Tour absolvieren - vier von ihnen ohne Passagiere.

Lufthansa bestätigte dies dem "Spiegel" nach Anfrage. Der Grund für diese sogenannten Positionierungsflüge ist, dass das von der DFB gecharterte Flugzeug mit der Registrierung D-AIBE derzeit im regulären Lufthansa-Flugplanverkehr von München steht. Dieser Flugplan schickt den Airbus 319 auf eine Reise durch Deutschland: zuerst flog es am Freitag leer von München nach Nürnberg, um die DFB-Spieler nach Dortmund zu bringen. Am Freitagabend flog es dann leer zurück nach München, da es von Lufthansa für einen Flug nach Neapel und zurück am Samstag benötigt wurde.

Über 1800 Kilometer Rundtrip

Laut Lufthansa sollte das Jet dann am Samstag leer nach Dortmund fliegen: um die deutsche Nationalmannschaft nach Nürnberg zurückzubringen nach dem Dänemark-Spiel. Am Sonntagmorgen sollte dann Flugnummer sechs starten: ein leeres Flug zurück nach München. Auf seinen Reisen durch Deutschland wird das A319 mehr als 1800 Kilometer zurücklegen. Besonders auf kurzen Flügen sind die Emissionen pro Kilometer im Vergleich zu langstreckigen Flügen relativ hoch.

"Beim Starten eines Flugzeugs benötigt es viel Energie. Korrespondierend hoch sind die Emissionen", erklärte Felix Creutzig, Professor an der Technischen Universität Berlin, dem Magazin. "Kurze Flüge haben daher deutlich höhere CO2-Emissionen pro Kilometer als langstreckige Flüge."

Die DFB charterten das Flugzeug, weil die Reise mit dem Bus oder der Bahn zu lang gewesen wäre. Die Strecke zwischen Herzogenaurach und dem Stadion in Dortmund beträgt ungefähr 420 Kilometer über Land. Die Strecke sei "zu weit" im Kontext von sportlichen Überlegungen, um per Bus oder Bahn zu reisen, sagte ein Sprecher der Vereinigung dem Magazin. Klimawissenschaftler Creutzig hatte jedoch Bedenken gegen die Zeitersparnis mit dem Flug: "Mit dem Zugang zum Flughafen und von dort zum Hotel sollten die Zeitersparnisse mit dem Flug in Grenzen gehalten werden."

Kritik von Umweltaktivisten

Umweltaktivisten kritisierten die DFB für ihr ausgedehntes Einsatz von Charterflügen für die Europameisterschaft. "Die DFB legt eine schlechte Vorstellung mit ihrem überschwänglichen Einsatz von Charterflügen für die Europameisterschaft", sagte Jürgen Resch, Verkehrspolitiker bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH), dem "Spiegel". "Die DFB hätte leicht per Zug und Bus reisen können, was viel CO2-Emissionen eingespart hätte."

Die DFB wehrte sich gegen die Kritik, indem sie darauf hinwies, dass das Team-Programm keine langen Reisen zuließ. "Das Teamprogramm ist sehr eng, und es ist nicht möglich, per Zug oder Bus zu allen Spielen zu reisen", sagte ein Sprecher der Vereinigung dem "Spiegel".

Die Umweltorganisation Transport & Environment (T&E) berechnete hingegen, dass die deutsche Mannschaft alle ihre Spiele per Zug und Bus erreichen konnte, eine Gesamtdistanz von rund 2,500 Kilometern bedeckend. Dadurch hätten sie etwa 100 Tonnen an CO2-Emissionen eingespart. "Die Begründung der DFB, dass das Teamprogramm zu eng ist, ist nicht überzeugend", sagte T&E-Flugverkehrspolitiker Andrew Murphy. "Die Mannschaft hätte per Zug und Bus reisen und dennoch rechtzeitig für alle ihre Spiele angetreten."

Umweltaktivisten sind enttäuscht. "Die DFB setzt eine absurde Flugreise für die Nationalmannschaft und verbraucht dabei diese ganze Reihe von ultrakurzen Flügen, die jede Nachhaltigkeitsbehauptung der EM unterminieren", sagt Marion Tiemann, Verkehrsexpertin von Greenpeace. "Fans sollen per Bus und Zug reisen, aber die DFB lässt ein Flugzeug leer mehrfach über Deutschland fliegen für die Nationalmannschaft. Ein direkter ICE-Zug hätte die Spieler auf ihre Zielorte in weniger als fünf Stunden gebracht. Im Licht der katastrophalen Überflutungen der letzten Wochen sollten solche extrem klimaschädliche kurze Flüge verboten sein - die DFB will sie wieder sozial akzeptabel machen.

In den letzten Tagen verursachte ein kurzes Flugstück der türkischen Nationalmannschaft Debatten: Sie flogen von Hannover nach Hamburg, obwohl die Distanz nur etwa 150 Kilometer beträgt und zahlreiche direkte Zugverbindungen vorhanden sind. Die europäische Fußballorganisation UEFA befördert die Turnier als "die nachhaltigste Europameisterschaft aller Zeiten".

  1. Greenpeace kritisierte die DFB für ihre ausgedehnte Nutzung von Charterflügen während der Europameisterschaft der Fußball-Europameisterschaft und warf ihnen vor, das Anspruch der UEFA auf das nachhaltigste Europameisterschaft untergraben zu haben.
  2. Die Reise der Nationalmannschaft nach dem Viertelfinale in Dortmund, trotz der Versprechung einer nachhaltigen Europameisterschaft durch die UEFA, umfasste mehrere leere Sitzplätze, wie Die Spiegel berichtet.
  3. Die Deutsche Bahn (abgekürzt DFB im Fußballkontext) hätte eine bedeutende Menge an CO2-Emissionen vermieden, hätte sie statt Charterflügen für die Europameisterschaft mit Zügen und Bussen gereist. Laut Umweltorganisation Transport & Environment (T&E).
  4. Während der Europameisterschaft 2024 nutzten verschiedene internationale Mannschaften, darunter auch die deutsche Nationalmannschaft, Charterflüge, um kurze Strecken zu überbrücken, trotz der hohen Emissionen pro Kilometer, die diese Flüge produzieren, wie es die Klimawissenschaftlerin Felix Creutzig mit Die Spiegel diskutiert hat.

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