“Die Theorie von allem” in Venedig
Der deutsche Beitrag im Wettbewerb des Filmfestivals von Venedig zollt dem Film Noir Tribut. Regisseur Timm Krögers “Die Theorie von Allem”, das vor dem Hintergrund eines Physikkongresses in den Schweizer Alpen spielt, beschwört Erinnerungen an legendäre Filmemacher wie Alfred Hitchcock und Orson Welles herauf. Die Premiere am Sonntag zeigte nicht nur den 37-jährigen Regisseur, sondern auch die Hauptdarsteller, darunter Jan Bülow (“Lindenberg! Mach dein Ding”), Olivia Ross und Hanns Zischler (“München”, “Die Bitteren Tränen der Petra von Kant”).
Dieser monochrome Thriller spielt in den frühen 1960er Jahren in den Schweizer Alpen, wo der Doktorand Johannes Leinert (Bülow) gemeinsam mit seinem akademischen Mentor (Zischler) zu einem Physikkongress reist. Doch nach ihrer Ankunft im Hotel entfalten sich rätselhafte Ereignisse. Der Kongress wird aufgrund der Abwesenheit des Hauptredners abgesagt. Ein deutscher Physiker kommt unter mysteriösen Umständen ums Leben, nur um plötzlich wieder aufzutauchen. Johannes trifft zudem auf eine geheimnisvolle Pianistin (Ross), die Dinge über ihn weiß, die er noch nie jemandem anvertraut hat. Schließlich entwirrt er ein verborgenes Geheimnis, das tief in der Berglandschaft verwurzelt ist.
Kröger (37) äußerte sich am Sonntag in Venedig wie folgt: “Es gab zahlreiche Anspielungen. Viele waren absichtlich, noch mehr waren unbewusst. Hitchcock steht vielleicht an der Spitze dieser Referenzen. Unser Ziel war es, das Publikum in eine Welt zu versetzen, die sich wirklich fremd, aber gleichzeitig vertraut anfühlt.”
Im Stil von Hitchcock
In der Tradition von Hitchcock erschafft Kröger in seinem akribisch gestalteten Film eine bedrohliche Atmosphäre und bedient sich dabei bewährter Techniken. Starke Kontraste zwischen Licht und Schatten erzeugen Spannung, während die dramatische Orchestermusik die Anspannung steigert. Darüber hinaus erscheint eine Femme Fatale-Figur auf der Leinwand, die an klassische Filme des Noir-Genres erinnert.
Die einzige farbige Szene des Films findet in der Eröffnungsszene statt, in der das Publikum einen älteren Johannes bei seiner Teilnahme an einer Fernsehsendung sieht, in der er sein Buch “Die Theorie von Allem” vorstellt. Darin berichtet er von seinen Erlebnissen in dem Schweizer Bergdorf im Jahr 1962. In der Erzählung entwickelt er die “Vielwelten-Theorie”, wie er erklärt: eine Hypothese, die die Existenz von Multiversen postuliert – parallele Realitäten, die neben unserer existieren. Diese Theorie hilft letztendlich dabei, verschiedene Ereignisse im Film zu interpretieren.
Kröger, ursprünglich aus Itzehoe stammend und jetzt in Berlin lebend, arbeitet auch als Kameramann. In dieser Funktion war er an Sandra Wollners viel gelobtem Film “The Trouble with Being Born” beteiligt. Kröger war bereits 2014 als Gast in Venedig, als sein Abschlussfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg, “Zerrumpelt Herz”, in einer Nebenreihe gezeigt wurde.
Ähnlich wie seine früheren Werke spielt “Die Theorie von Allem” vor dem historischen Hintergrund Deutschlands. Auf den ersten Blick beschäftigt sich der Thriller mit Physik und Paranoia, taucht jedoch auch in die Geschichte Deutschlands und das bleibende Erbe des Nationalsozialismus ein.