- Fentanyl-bedingte Todesfälle bei zwei Milligramm-Mengen: Tritt eine zunehmende Menge dieses starken Opioids in Deutschland ein?
Im pulsierenden illegalen Drogenmilieu ist Heroin seit Jahren ein prominentes Freizeitmittel, wobei ein beträchtlicher Anteil der drogenbedingten Todesfälle in Deutschland auf es zurückzuführen ist. Doch immer gefährlichere Drogen wie Fentanyl drängen auf den Markt. Dr. Norbert Scherbaum, ein renommierter Psychiater, betont, dass Fentanyl bemerkenswert suchterregend ist und etwa 50-mal stärker als Heroin, was zu einer unproportionalen Anzahl von Todesfällen führt. Schon 2 Milligramm können tödlich sein.
Im Jahr 2021 verloren 2227 Menschen in Deutschland durch den Konsum illegaler Substanzen ihr Leben, wobei Heroin in 712 Fällen beteiligt war, dicht gefolgt von Kokain (610) und Crack (507). Häufig wurde gemischter Konsum festgestellt.
Tausende Fentanyl-Überdosis-Tode in den USA
In den USA hat Fentanyl sich zu einem majoren Drogenproblem entwickelt, mit Zehntausenden von Todesfällen. Das amerikanische Nationale Institut für Drogenmissbrauch berichtet, dass mehr als 70.000 Menschen im Jahr 2021 alleine an einer Fentanyl-Überdosis gestorben sind, überwiegend an synthetischen Opioiden.
Fentanyl gehört zu einer Kategorie relativ neuer Drogen: synthetische Opioide wie Tilidin, Tramadol und Oxycodon, die zur Behandlung schwerer Schmerzen verwendet werden. Fentanyl funktioniert ähnlich wie Morphin, ist jedoch vollständig synthetisch. In der Medizin wird es zur Behandlung von Bedingungen wie Krebs-Schmerzen eingesetzt.
Das Drug kann oral eingenommen, injiziert, inhaliert, geraucht oder mit einem Pflaster angewendet werden. In Deutschland schätzt Scherbaum, der das Deutsche Hauptstellenbüro für Suchtfragen (DHS) leitet, dass Fentanyl bisher keinen nennenswerten Einfluss hatte, verglichen mit den USA. Die Opioid-Krise in den USA wurde überwiegend durch die übertriebene und sorglose Verschreibung von potenten Schmerzmitteln getrieben.
In Deutschland werden solche Medikamente zwar in großen Mengen und häufiger als in der Vergangenheit verschrieben, jedoch nicht im selben Ausmaß wie in den USA. Zudem haben wiederholte Umfragen unter opioidabhängigen Patienten in Entzugskliniken in Nordrhein-Westfalen ergeben, dass Fentanyl in Deutschland bisher eine geringe Rolle gespielt hat.
In Berlin berichtet Rüdiger Schmolke vom Notdienst für drogengefährdete und drogenabhängige Menschen, dass Fentanyl bisher keine große Rolle in Berlins offener Drogenszene gespielt hat. "Wir haben es in Tests gefunden, aber es ist nicht das Drug, das unsere Klienten suchen."
Heroin wird von Konsumenten als sicherer und länger anhaltend empfunden, sagt Schmolke, der Berater für Prävention und Beratung ist. Zudem sind viele sich des höheren Überdosis-Risikos mit Fentanyl bewusst. "Deshalb sind unsere Klienten eher vorsichtig oder lehnen Fentanyl ab."
Die Opioid-Krise könnte auch Deutschland treffen
Scherbaum erwartet, dass die Verbreitung des Drugs zunehmen und auch in Deutschland eine Krise auslösen könnte. "Wir können die Zukunft natürlich nicht vorhersagen, aber das Risiko ist unbestritten da", sagt der Suchtexperte.
Dies kann verschiedene Gründe haben, darunter Afghanistan. Das Land ist ein großer Produzent des Heroin-Vorläufers Opium, gewonnen aus Mohn. Im Jahr 2022 verbot die Taliban die Opium-Anbau, was zu einem Rückgang der globalen Opium-Produktion um 74 Prozent führte, laut der UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC).
Scherbaum acknowledges that this is unlikely to have immediate consequences, as stocks are presumably still plentiful. Nevertheless, a shortage is probable sooner or later.
Fentanyl ist für Drogenkartelle profitabler und risikofreier
Ein weiterer Grund, laut Scherbaum, ist, dass der internationale Drogenmarkt in Zukunft möglicherweise gravierende Veränderungen erfahren wird. "Drogenkartelle erkennen, dass synthetische Produkte considerably profitabler und risikofreier in Bezug auf die Strafverfolgung sind." Die Herstellung von Fentanyl ist considerably preiswerter als die von Heroin, da es in einem Labor hergestellt werden kann.
Momentan besteht das Risiko, dass Personen, die Heroin kaufen, unabsichtlich Fentanyl einnehmen, was dazu führen kann, dass sie ihre Dosis unterschätzen und unabsichtlich eine Überdosis nehmen, sagt Scherbaum.
Das Risiko von tödlichen Herzrhythmusstörungen oder Atemlähmungen ist mit synthetischen Drogen considerably höher als mit Heroin, erklärt der Suchtexperte. Je verbreiteter synthetische Opioide werden, desto mehr werden auch die drogenbedingten Todesfälle zunehmen.
Drogenhilfeservices bereiten sich vor
Schmolke erwartet auch eine reduzierte Verfügbarkeit von Heroin für Süchtige zu sein "eine vorhersehbare Katastrophe". Drogenhilfeservices bereiten sich auf einen Anstieg von Fentanyl vor, obwohlcurrently kein Grund für eine "Fentanyl-Panik" besteht.
Wichtig sind Aufklärung und ein umfassendes und erweitertes Therapeutik- und Substitutionsprogramm für Süchtige. In Berlin gibt es beispielsweise vier Drogenkonsumräume und drei mobile Konsumeinheiten. Doch das reicht nicht aus.