Die Bedürfnisse und biologischen Anforderungen von Frauen müssen in der Schmerzforschung stärker berücksichtigt werden, sagte ein Wissenschaftler. „Frauen sind von der Arzneimittelforschung lange ausgeschlossen, obwohl sie anfälliger für schmerzhafte Erkrankungen sind als Männer“, sagte Daniela Rosenberger, Schmerzforscherin am Universitätsklinikum Münster, der dpa.
Einige Schmerzmittel wirken bei Frauen anders, was zu Unverträglichkeiten oder einer falschen Dosierung führen kann. „Der weibliche Körper nimmt Medikamente anders auf, verteilt und baut sie anders ab als der männliche“, erklärte die Anästhesistin auf dem Kongress der Deutschen Schmerzgesellschaft und der Deutschen Migränegesellschaft in Mannheim, der noch bis Donnerstag läuft.
Zum Beispiel kann das gängige Schmerzmittel Paracetamol unterschiedliche Wirkungen zeigen. Auch hormonelle Unterschiede wirken sich auf das Schmerzempfinden aus: Bei Männern verringert Testosteron die Schmerzempfindlichkeit, während Studien zeigen, dass Progesteron und Östrogen bei Frauen tendenziell die Schmerzen verstärken. Auf diesem Gebiet besteht noch großer Forschungsbedarf.
Viele Diagnosen basieren eher auf typischen Merkmalen von Männern. Dies betrifft beispielsweise die Symptome eines Herzinfarkts, der oft mit starken Schmerzen hinter der Brust einhergeht, die in den linken Arm ausstrahlen. Was im Allgemeinen weniger bekannt ist, ist, dass Herzinfarkte bei Frauen auch mit Übelkeit und Oberbauchschmerzen einhergehen können.
Rosenberg würde sich wünschen, dass Universitäten und Pharmaunternehmen Studien durchführen, die alle Geschlechter einbeziehen und persönliche Risikoprofile wie allgemeine Gesundheit, Alter, Gewicht und Vorerkrankungen berücksichtigen. „Standardfragen zum individuellen Schmerzniveau (auf einer Skala von 0 bis 10) sind bei weitem nicht ausreichend.“
Millionen Menschen in Deutschland leiden laut zwei Berufsverbänden unter anhaltenden oder wiederkehrenden Schmerzen. Es dauert durchschnittlich zehn Jahre, bis die richtige Diagnose gefunden wird. Ob Bandscheibenvorfall oder Migräne, postoperative oder onkologische Erkrankung, Verschleiß, emotionaler Stress oder neurologische Probleme – die Ursachen von Schmerzstörungen sind vielfältig. Wie Rosenberg betont, können die Folgen schwerwiegend sein. Viele Betroffene sind in ihrer Mobilität eingeschränkt, haben eine schlechte Schlafqualität, können nicht mehr arbeiten oder geraten in soziale Isolation.