Manfred Weber, Vorsitzender der Europäischen Volkspartei (EVP), fordert eine grundlegende Überarbeitung der Flüchtlingspolitik. „Die EU-Staaten schlafwandeln in eine neue, große Einwanderungskrise“, sagte der CSU-Vizepräsident der Zeitung der Funke Mediengruppe.
„Kommunen stöhnen, dass die Kapazitäten für Migranten über die Mittelmeerroute erschöpft sind.“ Im Vorfeld eines EU-Sondergipfels zur Migration am 9./10. Februar schlug Weber vor, Außengrenzen einzuzäunen, außerhalb der EU Asyl zu beantragen und eine neue Version der europäischen Rettung an Meer.
«Zäune müssen vorstellbar sein»
„Zäune sind immer der letzte Ausweg, aber wir brauchen sie, solange Schlepperringe erfolgreich versuchen, europäisches Recht zu umgehen“, sagte Webb. „Zäune sind durchaus denkbar, wenn es keine anderen technischen Mittel gibt, um illegale Einwanderung zu verhindern.“ Als Beispiele nannte er die EU-Ostgrenze, den Mittelmeerraum und die Grenzen Bulgariens zu Griechenland und der Türkei.
Weber forderte zudem “substanzielle Änderungen im Asylverfahren”. Diese müssen nicht zwingend in der EU stattfinden. “An den EU-Außengrenzen muss zumindest schnell geprüft werden, wem Asyl gewährt wird”, regte er an. Kommen die Migranten aus einem sicheren Drittstaat wie der Türkei, kann der erste Verfahrensschritt auch auf fremdem Hoheitsgebiet erfolgen. So schlug Weber vor, EU-Büros in Tunesien oder Ägypten einzurichten, wo Afrikaner europäisches Asyl beantragen könnten.
Webb treibt auch den Wandel in der Seenotrettung voran. Auch die Seenotrettung ist eine souveräne Aufgabe der Mittelmeerstaaten unter voller Achtung der Verpflichtungen der Zivilgesellschaft. „Wir müssen deshalb eine Neuauflage der EU-Mittelmeermission studieren“, forderte Weber und betonte: „Wir wollen Leben retten, aber wir dürfen sie nicht privatisieren.“
«Nimm den rechten Demagogen die Munition»
Alle Regierungschefs müssten jetzt liefern, darunter auch Deutschland und Österreich als Hauptempfänger, forderte Weber beim nächsten EU-Gipfel. “Für die Europawahl 2024 ist es auch wichtig, rechten Demagogen die Munition abzunehmen.”
CDU-Präsident Friedrich Merz hat strengere Kontrollen der Einwanderung in Deutschland gefordert. “Wir müssen bei der Zuwanderung klar unterscheiden: Wen brauchen wir? Wer braucht uns?”, sagte Merz der Bild am Sonntag. Es gilt das Asylrecht. “Auch wer keinen Anspruch auf Asyl hat, muss das Land verlassen. Unsere Leitsätze lauten: Menschlichkeit und Ordnung. Das sind zwei Seiten derselben Medaille.” Andererseits betonte der CDU-Chef, Deutschland brauche mehr Arbeitsmarkt für Zuwanderer. «Es muss gut organisiert sein und natürlich wirklich mit einer Kultur der Gastfreundschaft verbunden sein.»